Frankenthal Vom Pixel zum Bild

Aus 100 Kästchen besteht das Bildraster des Smileys, den Marius Pollmer (rechts) mit den Schülern in einzelne Bildpunkte zerlegt
Aus 100 Kästchen besteht das Bildraster des Smileys, den Marius Pollmer (rechts) mit den Schülern in einzelne Bildpunkte zerlegt hat.

Informatik wird an Gymnasien eigentlich erst in den höheren Klassenstufen unterrichtet. Mit der Teilnahme an einem IT-Projekt der Wissensfabrik Ludwigshafen für die sechsten bis achten Klassen hat das Karolinen-Gymnasium (KG) diese Lücke nun geschlossen – und Lehrer und Schüler damit gleichermaßen begeistert.

Das KG ist die erste Schule Frankenthals, die an dem Pilotprojekt „IT2School“ teilnimmt. In die Welt der Bits und Bytes werden seit Anfang Februar die Ganztagsschüler der sechsten bis achten Klassen eingeführt. Die Teilnahme ist freiwillig, anstatt eines Lehrers steht einmal pro Woche Marius Pollmer im Computerraum an der Tafel. Er kommt von der Fasihi GmbH Ludwigshafen – einem Unternehmen, das sich auf Informations- und Kommunikationstechnologie spezialisiert hat. Heute ist Pollmer zum vierten Mal am KG und möchte den Schülern erklären, wie Bilder in Computern, Tablets und Handys entstehen. „Wir malen nach Zahlen“, verkündet er und stößt bei den neun Kids anfangs auf wenig Interesse. Schnell merken sie aber, dass mehr dahinter steckt: Pollmer vergrößert die digitale Abbildung von einem Krokus so stark, dass man die einzelnen Bildpunkte erkennen kann. „Das sind die Pixel, die ihr jetzt seht. Ein PC-Monitor hat über eine Million Bildpunkte.“ Nun erarbeitet die Gruppe Pixelstrukturen – erst die eines Bildes mit schwarzem Dreieck vor weißem Hintergrund. Dann die eines gelben Smileys mit blauem Gesicht. „Das kenne ich von Lego“, ruft Philip, der schon öfter ein stark verpixeltes Bild mit Legosteinen nachgebaut hat. Die Information, wie viele Bildpunkte in welchen Farben wo stehen, speichert der Computer in Zahlen. Aus 100 Kästchen besteht das Bildraster des Smileys. Um sie mathematisch zu beschreiben, müssen die Schüler über 40 Multiplikationsaufgaben lösen. „Ich bin fertig“, meldet sich Katharina, das Mathe-As, als erste zu Wort. Sie und Celina sind die einzigen Mädchen in der Runde. „Es hat uns Mut gekostet, in die AG zu kommen. Jungs denken immer, sie wissen alles besser“, meint Katharina. Die Freundinnen haben ihre Entscheidung für die AG nicht bereut. In den ersten drei Stunden hätten sie einen Computer auseinandergenommen, was daheim verboten sei. Nach 45 Unterrichtsminuten rauchen den Schülern die Köpfe. Am Smartphone, Tablet und PC kennen sich alle aus. Doch was hinter der Informationstechnologie steckt, war ihnen nicht klar. In der nächsten Stunde dürfen sie im Treppenhaus arbeiten. Dann stellen sie die Bildpunkte nicht auf dem Papier dar, sondern mit den Armen. Jede Position des Arms signalisiert eine Zahl – ähnlich wie die Zeiger einer Uhr. Wie beim Spiel „Stille Post“ werden sie dann über zwei Etagen die Codes für die Bildpunkte weitergeben, bis am Ende das entsprechende Bild gezeichnet wird. Im Frühling dürfen die Schüler dann eigene Programmierprojekte entwickeln. Iris Kaiser, die den Ganztagsbereich am KG leitet, freut sich über das neue Projekt: „Bisher hatten nur Fünftklässler eine Schulung am PC. Informatik ist erst ab der neunten Klasse Wahlfach, kann ab der elften als Leistungskurs gewählt werden.“ Für jüngere Schüler gab es dazu bisher keine Angebote.

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