Frankenthal „Ui, diese jungen Herren swingen aber schön!“

Bassface, das sind drei Musiker, die sich dem Swing alter Schule verschrieben haben. Pianist Thilo Wagner, Kontrabassist Jean-Philippe Wadle und Schlagzeuger Florian Hermann wollen die Zuhörer damit packen und mitgrooven lassen. Am Sonntag, 13. März, um 18 Uhr tritt das Trio auf Einladung der IG Jazz Frankenthal im Kulturzentrum Gleis 4 auf. Vorher spielt das Trio noch eine Matinee beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt ein.

Herr Wagner, wie ist denn die Combo entstanden?

Ich habe einigen Studenten mal bei einem Gig ausgeholfen, als deren Pianist ausgefallen ist. Einer davon war Jean-Philippe Wadle am Bass. Er hat mich ein paar Monate später angerufen, damit wir mal zusammen spielen. Zu dem Treffen hat er Schlagzeuger Florian Hermann mitgebracht. Und als wir zusammen gespielt haben, habe ich mir gedacht „Ui, diese jungen Herren, die swingen aber schön!“ Dann hat sich das so entwickelt. Sie drei verbindet die Liebe zum Swing. Ist dieser Stil nicht ein bisschen altmodisch? Das finde ich nicht. Es ist eine Musik, die mittlerweile etwas unterrepräsentiert ist in Clubs und Konzertveranstaltungen. Aber immerhin war das mal die Popmusik der 30er- und 40er-Jahre und hat Millionen Leute angesprochen. Dann kann man damit nicht falsch liegen, finde ich. Und wenn wir sie heute spielen, bekommen wir immer sehr gute Resonanz. Wir halten da ein Fähnchen hoch, das sich hochzuhalten lohnt. Früher kannte jeder die Musical- und Broadway-Melodien, die Jazzer gespielt haben. Heute ist das wohl nicht mehr so, oder? Das stimmt. Vor Kurzem habe ich bei einem gut besuchten Konzert über Count Basie gesprochen und auf einmal gemerkt, dass ich in lauter fragende Gesichter blicke. Dann habe ich mal gefragt, wer Basie kennt, und es hat sich nur einer gemeldet. Das fand ich schon erstaunlich. Aber das tut der Musik keinen Abbruch. Inwiefern? Wenn sie die Ursprünge nicht kennen, ist es halt für die Zuhörer etwas Neues. Ich nehme das, wie’s kommt. Natürlich spiele ich auch gerne vor fachkundigem Publikum, aber wenn das nicht der Fall ist, macht das nichts. Die freuen sich ja trotzdem. Die Hörer merken, dass das gute Musik ist. Und das ist doch das Wichtigste. Klar haben die Leute Spaß, wenn Sie in Ihrem Konzert sind. Aber zuerst einmal müssen sie ja hin wollen. Schwindet das Publikumsinteresse nicht langsam? Nein, denn es gibt ja immer wieder neugierige Naturen. Es gibt Leute, die gehen in Clubs, weil sie wissen, die haben ein gutes Programm. Und wenn dann Swing kommt, gehen sie halt mal hin, weil das Musikangebot dort gut ist. Eher Gedanken gemacht habe ich mir vor 25 Jahren, als ich mich dafür entschieden habe, Jazz zum Hauptberuf zu machen. Da haben manche schon gemeint, das sei Musik für alte Leute und das würde sich tot laufen. So war es aber nicht. Dann gewinnen Sie neue Fans? Vielleicht muss man sich in diese Musik ein bisschen hinein hören. Eine Bekannte von mir war vor vielen Jahren auch nicht überzeugt. Sie fand die Musik zu kompliziert und zu verkopft. Heute ist sie ein glühender Fan unseres Trios. Man muss aufgeschlossen sein. Wenn jemand zum allerersten Mal Jazz hört, weiß er nicht gleich, was da so passiert. Aber mit der Zeit lernt man, zwischen nicht so gutem, gutem und exzellentem Jazz zu unterscheiden. Höre ich da einen pädagogischen Anspruch? (lacht) Bei mir sicher nicht. Ich unterrichte nicht. Nur einmal im Jahr beim Workshop in Saarwellingen gebe ich mein musikalisches Wissen weiter. Ich dachte auch eher an eine Erziehung des Publikums zum Jazzhören. Nein, denen die uns zuhören muss ich nichts mehr erzählen. Die sind ja schon da. Was ich mir wünschen würde, wäre etwas mehr Jazz im Radio und in den Medien. Aber das ist ja schon lange so, das war auch so als noch viele Platten verkauft wurden, Ende der 70er, Anfang der 80er. Dann sind Sie aber etwas älter, als die anderen beiden? Wir sind 16 Jahre auseinander. Was werden Sie in Frankenthal spielen? Wir werden ein paar Sachen von Wynton Kelly und Ahmad Jamal spielen. Zwei wunderbare Pianisten aus den 50ern. Wynton Kelly spielte mit Miles Davis. Er hatte einen unheimlichen Swing. Jamal ist filigraner und überraschender in seiner Spielweise. Mal spielt er ganz wenig, dann bringt er einen Wahnsinns-Lauf, der aufhorchen lässt. Dann denkt man „ui, das ist spannend“. Man bleibt immer dran, als Zuhörer. Und natürlich klingen wir ein bisschen nach Oscar Petersons Trio. Ist das ein Programm, das für weniger erfahrene Jazzhörer geeignet ist? Definitiv ja. Das kann man sich einfach anhören. Melodien, Form und Taktmaße sind eingängig. Die Leute können den Swing spüren. Karten Der Eintritt an der Abendkasse 16 Euro, Mitglieder der IG Jazz Frankenthal erhalten zwei Euro Ermäßigung. Karten im Vorverkauf zu 14 Euro über www.kuz-gleis4.de, im Frankenthaler Musikhaus Musicant oder im Reisebüro am Kurpfalzplatz in Bobenheim-Roxheim.

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