Frankenthal Revolution 1848/49: Vorträge und Führungen zum Jahrestag
Die Revolution von 1848 gilt im Urteil der Historiker als eine der wesentlichen Wurzeln unserer heutigen Demokratie. Der 175. Jahrestags der Märzrevolution ist für Stadtarchiv und Erkenbert-Museum nun der Anlass, die Frankenthaler Ereignisse damals in einen größeren historischen und räumlichen Zusammenhang einzuordnen. In Vorträgen sollen die Revolution und ihre Vorgeschichte zunächst aus gesamteuropäischer, dann aus pfälzischer und schließlich aus Frankenthaler Perspektive in den Blick genommen werden.
Ähnlich wie in anderen pfälzischen Städten stand das Bürgertum in Frankenthal im sogenannten Vormärz zunehmend unter dem Einfluss liberaler Ideen. Zusätzlich wuchs die Unzufriedenheit mit der Wirtschafts- und Sozialpolitik der bayerischen Regierung in der Pfalz. Die Freiheitskämpfe der Griechen (1821-1829) und der Polen (1830/31) gegen die türkische beziehungsweise zaristische Fremdherrschaft sowie die französische Juli-Revolution von 1830 heizten die Politisierung der Öffentlichkeit an. Die liberale Bewegung spaltete sich unterdessen in einen radikal-demokratischen und einen gemäßigten Flügel. Vertreter beider Richtungen nahmen wohl 1832 am Hambacher Fest teil – der größten politischen Massenveranstaltung auf dem Boden des Deutschen Bundes vor 1848.
Spatz in der Paulskirche
Johann Philipp Becker, 1809 in Frankenthal geboren, Vertreter der radikal-demokratischen Strömung und späterer Korrespondenzpartner von Karl Marx, trat dort als Redner auf. Nach dem Sturz der Monarchie in Paris 1848 wurden auch in Frankenthal politische Vereine gegründet. Bürger forderten zunehmend eine Reform der bayerischen Verfassung. Als sich am 18. Mai die Mitglieder der Nationalversammlung – des ersten gesamtdeutschen Parlaments – in der Paulskirche versammelten, um über die Bildung eines deutschen Nationalstaats zu beraten, war mit dem Anwalt Carl Alexander Spatz auch ein Frankenthaler unter den Delegierten.
Die Weigerung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV., die Kaiserkrone anzunehmen, und der Widerstand der bayerischen und anderer deutscher Regierungen, die von der Paulskirche ausgearbeitete Reichsverfassung anzuerkennen, leiteten 1849 den Sieg der restaurativen Mächte auch in der Pfalz ein. Die ebenso wie in anderen Städten in Frankenthal erfolgte Einrichtung einer Volksbewaffnung und eines Kantonalverteidigungsausschusses konnten den Einzug preußischer Truppen im Juni 1849 nicht verhindern. Wie im gesamten Deutschen Bund schien damit in Frankenthal die Revolution gescheitert.
Das Programm
Geplant sind nach Angaben der Stadt folgende Veranstaltungen zum 175. Jahrestag der Revolution: Am Mittwoch, 19. Juli, wird um 15.30 Uhr das Rathaus mit einer Plakette als „Ort der Demokratiegeschichte“ gekennzeichnet. Im Anschluss startet um 16 Uhr der Vortrag von Professor Wilhelm Kreutz (Mannheim) im Rathaus mit dem Thema „Die europäischen Revolutionen“. Am 7. September folgt der zweite Vortrag von Pia Nordblom (Universität Mainz) über „Das Hambacher Fest in der Alltagskunst“ im Rathaus. Dabei wird auch auf den Frankenthaler Johann Philipp Becker sowie auf Objekte aus dem Erkenbert-Museum eingegangen. Mehr Informationen folgen. Am Dienstag, 14. November, hält Dieter König vom Altertumsverein einen Vortrag zur „Revolutionsfahne“ des Turnvereins TG Frankenthal im Erkenbert-Museum. Bei diesem Anlass ist die offizielle Übergabe dieser Fahne von 1848 an die Stadt Frankenthal. Die anderthalbstündige Stadtführung mit dem Titel „Revoluzzer“ bietet Werner Schäfer vom Altertumsverein an vier Terminen in diesem Jahr an: Freitag, 21. Juli, 18.30 Uhr; Dienstag, 22. August, 17.30 Uhr; Freitag, 15. September, 14 Uhr, und Samstag, 21. Oktober, 14 Uhr.