Frankenthal Lkw in der Schaufensterscheibe

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2016 war für Dagmar Herb das „Jahr der Missgeschicke und Katastrophen“: Auf die Schließung ihres Modehauses zum 30. Juni folgten der Umzug vom Erdgeschoss in der Bahnhofstraße in den ersten Stock in der Schlossergasse und zurzeit noch ein Räumungsverkauf im neu eröffneten Mode-Outlet.

Eigentlich wollte sich Dagmar Herb dieses Jahr zur Ruhe setzen und die vier Generationen umfassende Firmengeschichte digital aufarbeiten, doch dieses Projekt hat sie zugunsten des Tagesgeschäfts auf 2017 verschoben: „Ich wollte mit dem Geschäft aufhören und finde kein Ende, momentan bin ich Mädchen für alles, mache Straßenverkauf.“ Dass die stets Kommunikative dabei noch mehr Leute kennenlernt, sieht sie als willkommenes Plus. Für Januar stehen erst mal ein Krempelverkauf von Dekorationsmaterial und zur Faschingszeit ein Sonderverkauf von Perücken ihrer Schaufensterfiguren auf dem Plan. Zwei schlimmste Momente im zu Ende gehenden Jahr sind der Geschäftsfrau in lebhafter Erinnerung: einmal die mitternächtliche Katastrophe am 30. Juni, ausgelöst durch einen Schmorbrand im Erdgeschoss. Weißer Rauch stieg auf, Polizei und Feuerwehr kamen innerhalb von Minuten, mehrere Häuser wurden evakuiert. Ursache war die Reaktion zweier chemischer Putzmittel. Gleich darauf im Juli lädierte ein Post-Lkw eine ihrer Schaufensterscheiben. Prägende Begegnungen mit besonderen Menschen hat sie auf zwei Reisen erlebt: etwa während einer Pilgerreise nach Rom, die sie mit Ehemann Gisbert, dem Bischof von Speyer und dem Speyerer Domchor unternahm. Bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz erlebte sie unter 60.000 Gläubigen die Spontaneität von Papst Franziskus, der zwei Kinder in seinem Papa-Mobil mitnahm. Das Bild ging um die Welt. Eine Reise nach Berlin mit Soroptimisten-Schwester Maria Böhmer war für die 77-Jährige, die bis zu ihrem fünften Lebensjahr dort gewohnt hat, ein Trip in die Vergangenheit. Während eines Besuchs im ehemaligen Stasi-Hauptquartier lernte Herb Edda Schönherz kennen, eine DDR-Journalistin, die über ihre Erlebnisse als Stasi-Opfer berichtete und auch ein Buch darüber geschrieben hat. Als schönsten Moment im zu Ende gehenden Jahr hat Dagmar Herb ein Picknick mit Konzert im Schwetzinger Schlosspark anlässlich ihres Geburtstags in Erinnerung behalten. Ein Fest im Frankenthaler Kanalhafen mit Kulturprogramm und tanzenden Porzellinen kam der Umtriebigen dabei als Idee in den Sinn. Wenn Dagmar Herb drei Wünsche frei hätte, würde sie die Amalie-Foltz-Halle auf dem Friedhof gerne wiederbelebt sehen, etwa als Gebetskapelle, und ein Erich-Sauer-Museum in Frankenthal besuchen wollen. Freuen würde sie sich über eine öffentliche Präsentation des Madonnenaltars von Harald Alexander Klimek, etwa in der Zwölf-Apostel-Kirche oder im Zusammenhang mit dem neu entstehenden Gründerzentrum auf dem KBA-Gelände an der Lambsheimer Straße. Ein vierter Wunsch wäre ein Kirschblütenweg am Kräppelweiher mit Erntefest im Sommer. Der Welt wünscht Dagmar Herb fürs neue Jahr Frieden und ein Ende des Terrors. Ihre Erkenntnis aus den letzten 365 Tagen: „Man muss fallen können und wieder aufstehen.“ Serie 2016 war ein bewegtes Jahr: in der ganzen Welt, in Deutschland und auch in Frankenthal. Die RHEINPFALZ hat mit Menschen zurückgeblickt – auf große Ereignisse und persönliche Erlebnisse. |bik

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