Frankenthal Lässig, elegant und klangsatt

Am Morgen haben die Drei noch eine Jazz-Matinee beim Hessischen Rundfunk gespielt, am Abend waren sie im Frankenthaler Kulturzentrum Gleis 4 bei der IG Jazz zu Gast: Bassface Swing Trio nennt sich die Formation, die sich mit Leib und Seele dem Swing verschrieben hat. Die drei Musiker um den Pianisten Thilo Wagner begeisterten mit einer Spiellust und Gewitztheit, die das Publikum immer wieder zu Jubel hinrissen.

Die drei Musiker haben den Swing ganz tief im Herzen, das spürte man von Anfang an. Und dass sie ihn stilvoll spielen wollen, sieht man nicht zuletzt am Dresscode: Anzug und Krawatte gehören zum Selbstverständnis. Ganz so, wie es in den 40er- und 50er-Jahren schon war, als dieser Stil populär wurde. Das Trio begnügt sich freilich keineswegs mit musealer Reproduktion der Klassiker, sondern bringt immer wieder eigene Ideen und eigene Arrangements ein, um die Musik nicht verstauben zu lassen. Gershwins „’S Wonderful“ erklang in einer Bossanova-Version, und dadurch wurde die gute Laune dieses Evergreens noch einmal potenziert. Ein vergnügt tanzender Latin wurde daraus. Lässiger Spielwitz, vergnügtes und entspanntes Jonglieren mit Rhythmen und Figuren, damit begeisterte der Pianist den ganzen Abend über, bei Nummern wie „Ain’t Misbehavin“ oder „Billy Boy“. Jean-Philippe Wadle (Kontrabass) und Florian Hermann (Schlagzeug) waren treffliche Begleiter, die immer sehr fein reagierten, sich in ein homogenes Triospiel einbrachten. Thilo Wagner ist ein ausgewiesener Experte für Swing-Klassiker. Schon lange genießt der Ludwigsburger Pianist einen hervorragenden Ruf als Sideman, unter anderem bei Benny Waters, Emil Mangelsdorff und in der Thilo Berg Bigband. Wagner gilt vielen Jazzfreunden als der „schwäbische Oscar Peterson“, und wie sein großes Idol hält er sich besonders gerne an die Klassiker. Eine gute Portion Nostalgie liegt in seinem Spiel, doch wird dies nicht selten in dringliche Expression und quirlige Spielfreude gewandelt. Im Herzen ist Thilo Wagner ein Romantiker. Das hörte man in der Beredtheit seines Spiels, in der innigen Phrasen-Ausformung bei Balladen. Dabei gab er der Musik all die Herzenssüße, die ihr innewohnt. Es war immer ein Hochgenuss, dem Pianisten zuzuhören. Viel verschmitzter Witz steckte in seinen Soli, die er bisweilen zu burlesker Virtuosität hochdrehte. Den Blues hat der Pianist freilich tief verinnerlicht. Dunkel und klangsatt wühlte er sich hinein in die nächtlichen Nebel von Milt Jacksons „Night Mist“, lustvoll trillernd in klangsatter Akkordik und mit wirbelnden Läufen aufgemischt. Der Pianist versteht es prächtig, den Swing zu zelebrieren, zu feiern. Und ihn lustvoll genießerisch klingen zu lassen. Gleichsam aus den Fingerkuppen heraus tupfte er seine Läufe über die Klaviatur in einem Spiel von lässiger Eleganz. Und im Handumdrehen intensivierte er wieder sein Spiel, ließ den Gaul durchgehen. Mit allen pianistischen Wassern gewaschen ist dann sein Spiel, das rasante Parallelläufe der beiden Hände ebenso virtuos ausfahren ließ wie jonglierende Kapriolen. Wuchtige Akkorde tanzten dazwischen auf: die Tradition wurde jedenfalls lustvoll aufgemischt. Auch wunderschöne, nächtlich leuchtende Klänge entlockte Wagner dem Flügel bei Balladen wie Johnny Mandels „The Shadow of your Smile“: samtig abgetönt, tief erfühlt und inspiriert. Entspannte Eleganz erfüllte die Zugabe, Ellingtons „Satin Doll“, die hier buchstäblich auf Händen getragen wurde von diesem erlesenen Spiel.

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