Frankenthal Funky Weihnachten

Waldo Weathers (Mitte) hat zusammen mit James Brown vor 250.000 Zuschauern gespielt. Auch in der Bodega fühlte er sich pudelwohl
Waldo Weathers (Mitte) hat zusammen mit James Brown vor 250.000 Zuschauern gespielt. Auch in der Bodega fühlte er sich pudelwohl.

Waldo Weathers, der eineinhalb Jahrzehnte seines langen Musikerlebens in der Band von James Brown verbracht hatte, zeigte sich bei seinem Konzert am Freitag in Frank’s Bodega in Großkarlbach von seiner jazzigen Seite. Aus seinem neuen Album „Be Friends“ spielte der 68-Jährige kein Stück. Dafür unternahm er eine impulsive Reise durch die Welt des Soul und Funk und gab sich weihnachtlich gestimmt.

Eigentlich war das Konzert als Releaseparty für Weathers neue CD angekündigt. Dass es anders kam, hatte nicht zuletzt damit zu tun, dass sich die Soul- und Funkikone von drei Musikern begleiten ließ, die bei den Albumaufnahmen nicht dabei waren. In Großkarlbach hatte er den Frankfurter Bassisten Ulli Lauterbach, den Mainzer Schlagzeuger Jay Jackson und den in Maxdorf lebenden Gitarristen Ray Mahumane an seiner Seite – eine hochkarätige Besetzung, wie sich schnell herausstellte. Weathers war mit Soullegende James Brown unter anderem 1999 beim Woodstock-III-Festival vor rund 250.000 Zuhörern aufgetreten. Ganz so viele waren es in der Bodega natürlich nicht, doch der Saxofonist und Sänger, der auch schon mit Phil Collins, B. B. King, Al Green und Little Richard gearbeitet hat, fühlte sich auch auf der kleinen Bühne pudelwohl. Der in Louisville (Kentucky) geborene Amerikaner, der heute im Remstal in der Nähe von Stuttgart wohnt, ist ein Entertainer par excellence, der sich geschickt zu vermarkten weiß. Langer dunkler Mantel mit Ketten, Fransen und Fantasieorden, dazu knallrote Wildlederschuhe – Weathers mag es extravagant. Und er liebt die Anerkennung seiner Fans, die ihn „Da Pope of Funk“ nennen. Diese Bezeichnung hat er sich sogar auf eins seiner Saxofone gravieren lassen. Mit seinen Mitstreitern spannte Weathers den Bogen von Soulstücken wie „Georgia On My Mind“ seines Idols Ray Charles über Funkhymnen seines Mentors James Brown bis hin zu Weihnachtssongs. Darunter „Merry Christmas Baby“, an dem sich schon Otis Redding, Elvis Presley und Chuck Berry versucht haben. In einer mit ausufernden Soli gespickten Jazzversion brachte das Quartett „Stille Nacht/Silent Night“ zu Gehör. Ulli Lauterbach, sonst musikalischer Leiter der Word-Up-Band, hat den Funk im Blut. Seinen fünfsaitigen Bass spielt er am liebsten in der Slaptechnik. Dabei zupft er die Saiten selten. Meist schlägt er sie am Ende des Griffbretts mit dem Daumen gezielt an, um die Töne möglichst kraftvoll erscheinen zu lassen. Jay Jackson, der sonst mit der Band Hardride auftritt, ist spielerisch und körperlich ein Schwergewicht und auch ein hervorragender Sänger. Ray Mahumane, der seine Brötchen als freischaffender Studio- und Sessionmusiker verdient und schon für Ronan Keating, Mary J. Blige oder The Wright Thing aktiv war, ist im Jazz, Soul, Funk und im Gospel gleichermaßen daheim. Richtig funky wurde es, als Jackson bei „Brick House“ (The Commodores) zum Mikrofon griff. In der Folge jagte Weathers mit „I Know You Got Soul“, „Soul Fire“ und „I Feel Good“ einen James-Brown-Kracher nach dem anderen durch die Lautsprecher. Völlig verausgabt beendete er das Konzert in gemächlicherem Tempo mit dem Bill-Withers-Klassiker „Ain’t No Sunshine“ und der Zugabe „What A Wonderful World“. Weil die Zuhörer auch dann noch nicht genug hatten, gab es als krönenden Abschluss noch eine tolle Version von „Sex Machine“.

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