Frankenthal Für Stresssituationen gibt es „Wutbälle“

Kinder selbstbewusster machen, pädagogische Fachkräfte weiterbringen: das will das von der BASF geförderte Projekt „Offensive Bildung“. Die bisherigen Erfahrungen in drei Frankenthaler Kitas damit seien sehr positiv, sagen die Verantwortlichen.

„Zu uns kommen Eltern und sagen, ,ich muss Ihnen unbedingt was erzählen’“, berichtet Karen Hatzfeld, Leiterin der städtischen Kita Fontanesistraße, bei einem Pressegespräch im Rathaus. Begeistert werde beschrieben, welche Fortschritte die Kleinen gemacht hätten: dass sie nun viel besser mit ihren Eltern reden könnten „und sagen, was sie wollen und was sie nicht wollen“. Spätestens dann sei klar: Das Projekt „Kinder Stärken!“ (Stärken bewusst großgeschrieben), das seit über einem Jahr in der Kita mit ihren 85 Plätzen laufe, zeige Wirkung. Denn eben darum gehe es: dass Kinder mutiger werden, auch was die eigene Bedürfnisse angeht, und dass sie lernen, sich im Alltag mit Zuversicht und angemessenem Selbstbewusstsein zu behaupten. Wie kommt man da hin? Christina Deheck-Mussler, die sich in der Kita speziell um das Projekt kümmert, nennt als Beispiel aus der täglichen Arbeit Übungen, die dabei helfen sollen, Konflikte friedlich zu bewältigen. Für den Fall der Fälle gebe es „Wutbälle“ – mit Mehl gefüllte Luftballons. Auf die könnten die Kleinen einschlagen – statt auf den Nachbarn –, wenn die Stimmung mal entsprechend sei. Fortbildungen für das Kita-Personal gehören mit zum Projekt. „Alle Kinder durchzuschleusen“ und das Gelernte „in den Alltag, in den täglichen Umgang miteinander“ fest einzubauen, sei das Ziel, sagt Kita-Leiterin Hatzfeld. Wissenschaftlich begleitet werden die Aktivitäten in der Fontanesistraße von der Universität Freiburg; mit ermöglicht wird das vom BASF-Partner, dem Diakonischen Werk Pfalz. „Es läuft sehr gut in der Einrichtung“, sagt Diakonie-Projektleiterin Alida Zaanen. Man wolle der Kita auch nach dem offiziellen Ende der Förderung weiter zur Seite stehen. In der städtischen Kinderkrippe Mahlastraße, wo sich Diakonie und BASF ebenfalls engagieren, wird das Personal weitergebildet. „Wie kann man gerade für die ganz kleinen sprachliche Anregungen schaffen? Wie kann man sie sensibel und wohldosiert unterstützen?“ Darum geht es im Projekt „1, 2, 3 – Die Jüngsten im Blick“. Der Umgang mit Säuglingen und Kleinkindern erfordere besondere Kenntnisse, sagt Stefanie Stattmüller, Leiterin der Krippe. Außerdem gehe es darum, die „Entwicklungsgespräche“ mit Eltern künftig besser führen zu können. „Eine Kita für alle – Vielfalt inklusive“ ist das Projekt in der Kita Jean-Ganss-Straße überschrieben. Als das Angebot von der BASF gekommen sei, „waren wir gleich interessiert“, sagt Barbara Kriszt, Leiterin der Kita mit 100 Plätzen. Denn gerade im Frankenthaler Süden gebe es „viele Aspekte der Vielfalt“ – etwa die Herkunft aus verschiedenen Kulturen – , mit denen man sich auseinandersetzen müsse. Partner ist hier der Caritasverband der Diözese Speyer. Auch in diesem Fall gebe es eine wissenschaftliche Begleitung durch die Universität Paderborn, sagt Caritas-Projektleiterin Heike Sienel. Die Bildungs- und Entwicklungschancen von Kindern langfristig zu verbessern, „unabhängig von ihre Herkunft“ und in einer Art, in der „Vielfalt wertgeschätzt“ wird – das sei Ziel des Programms „Offensive Bildung“, sagt Daniela Kalweit, Leiterin der externen Bildungsaktivitäten der BASF. In der Pilotphase würden die jeweils 50 ersten Projekte voll finanziert; anschließend gelte folgender Kostenschlüssel: rund 75 Prozent BASF, rund 25 Prozent lokaler Träger. In der Krippe Mahlastraße betrage dieser städtische Anteil rund 5400 Euro, sagt Torsten Bach, Leiter des Verwaltungsbereichs Jugend, Familie und Soziales, um „mal eine Hausnummer zu nennen“. Bach und der städtische Beigeordnete Andreas Schwarz (SPD) sehen die „Offensive Bildung“ als willkommene Ergänzung des ohnehin starken städtischen Engagements. „Wir haben schon immer sehr viel in Weiterbildung investiert“ , unterstreicht Schwarz. Der „gute Ruf Frankenthals“ spiegle sich auch in entsprechenden Bewerbungen wider, sagt Bach. (spi)

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