Frankenthal Erneut Barnett gegen Böhmer bei der Bundestagswahl 2017?

Die eine will definitiv noch mal, die andere zögert noch: Doch die Anzeichen verdichten sich, dass bei der Bundestagswahl 2017 zwei Altbekannte im Wahlkreis Ludwigshafen/Frankenthal gegeneinander antreten: Doris Barnett (62, SPD) und Maria Böhmer (66, CDU). Es wäre das fünfte Duell der beiden – bisher steht’s 2:2.

Es war denkbar knapp vor drei Jahren – in Ludwigshafen. Hauchdünn mit 26 Stimmen, weitere 33 weniger als 2009, liegt Doris Barnett in ihrer Heimatstadt, der einst roten Hochburg, vor ihrer Rivalin Maria Böhmer. Doch die triumphiert im Wahlkreis auf ganzer Linie. Vor allem wegen des eindeutigen Resultats in Frankenthal, wo fast jeder Zweite die Lokalmatadorin bevorzugt. Auch im Landkreis dominiert die Staatsministerin. Ihr Gesamtergebnis ist identisch mit dem landesweiten CDU-Wert: 43,3 Prozent. Im vierten Duell mit Barnett siegt Böhmer zum zweiten Mal in Folge: fast 12.000 Stimmen vor der erfolgsverwöhnten Genossin, die das Direktmandat zuvor dreimal gewinnt – 1998 erstmals gegen Helmut Kohl. Zugelegt und doch verloren: Barnett sattelt in dem mit vielen unerfahrenen Neulingen gespickten Zehner-Kandidatenfeld zwar einige Punkte drauf und schneidet besser ab als ihre Partei. Böhmer gelingt es trotzdem, den Abstand zur Dauerkonkurrentin auszubauen. „Das ist für mich nicht erklärbar, einfach nicht nachvollziehbar“, stöhnt Doris Barnett nach der Schlappe und sieht sich im Sog des gescheiterten Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück als Opfer des negativen Bundestrends. „Traumhaft“, jubelt hingegen Maria Böhmer über ihr Resultat und verspricht – wie Barnett, die es über den Listenplatz in den Bundestag schafft – eine rasche Klärung der offenen Finanzfragen für den Mitte 2018 startenden Hochstraßenabriss. Verbindliche Antworten zu einer konkreten Förderung des Ludwigshafener Mammutprojekts gibt es bis heute nicht – weder aus Berlin noch aus Mainz. Unterdessen wird die Kostenschätzung das x-te Mal nach oben korrigiert: Der Rückbau der maroden Trasse soll mindestens 300 Millionen Euro verschlingen. Verändert hat sich auch die politische Landschaft – national und global. Der IS-Terror erschüttert die Welt, der Krieg in Syrien spaltet die Großmächte, die Flüchtlingskrise zerlegt Europa, die AfD eilt von einem Erfolg zum nächsten. Die Popularität Angela Merkels sinkt, die SPD ist speziell im Osten der Republik längst keine Volkspartei mehr. Und die Bewerberinnen im Wahlkreis 208 werden nicht jünger. Die Oggersheimer Juristin Barnett feiert am 22. Mai ihren 63. Geburtstag. Pädagogik-Professorin Böhmer ist am 23. April 66 geworden und nach der Wahl 2009 ins Auswärtige Amt gewechselt. Ihr Chef ist seither Frank-Walter Steinmeier (SPD). Ungeachtet dieser Entwicklungen werden beide Frauen im September nächsten Jahres wohl wieder das Gesicht ihrer Parteien sein. Barnett hat bereits signalisiert, dass sie zum sechsten Mal den Hut in den Ring werfen will. Am Mittwochabend hat sie ihr Ortsverein einstimmig als Kandidatin vorgeschlagen. „Sie vertritt unseren Wahlkreis in hervorragender Weise in Berlin und ist in der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik eine Expertin“, lobt der Oggersheimer SPD-Chef Kurt Sauerhöfer die verheiratete Mutter eines 37-jährigen Sohnes, der in den USA in der Filmbranche tätig ist. Das Drehbuch der Mama sieht für den Spätsommer 2017 vor, im Duell mit Böhmer 3:2 in Führung zu gehen. „Ich kenne den Wahlkreis und kümmere mich um die Menschen. Das ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann“, sagt Barnett. Böhmer will sich erst zu ihrer Zukunft äußern, „wenn die zuständigen Gremien tagen“. Für ihren fünften Anlauf spricht, dass die Union im Umland hinter ihr steht. Kreisvorsitzender Ernst Merkel rollt jedenfalls schon mal den roten Teppich für Maria Böhmer aus: „Ich würde es begrüßen, wenn sie antritt. Für uns ist sie ein Aushängeschild. Sie leistet ausgesprochen gute Arbeit und ist im Wahlkreis sehr präsent.“ Lobgesänge aus beiden Lagern für die Spitzenkräfte, die zeigen, dass deren Erfahrung geschätzt wird. Sie offenbaren allerdings auch, dass es noch keine personellen Alternativen gibt.

x