Frankenthal Eine Geige im bauschigen Klangteppich

Wenn sich ein renommierter tschechischer Geiger und eine gefragte französische Pianistin zum gemeinsamen Musizieren zusammenfinden, liegt es nahe, charakteristische Tonschöpfungen aus ihren Heimatländern zu interpretieren. So war es auch am Samstag bei einem exquisiten Duo-Abend mit Sylvaine Wiart und Jaroslav Sonsky im Konzertsaal der Städtischen Musikschule vor einem überschaubaren Zuhörerkreis.

Da wird schon einmal das Programm geändert und statt Brahms kurzerhand Smetana gespielt. Zum Auftakt freilich musste es Antonin Dvorák und seine berühmte Sonatine in G-Dur sein. Mit Professor Jaroslav Sonsky, den eine jahrzehntelange Freundschaft mit Musikschulleiter Hans-Jürgen Thoma verbindet, und der mit namhaften Auszeichnungen bedachten Pariser Pianistin Sylvaine Wiart präsentierten sich zwei Profimusiker, die seit sieben Jahren gemeinsam in ganz Europa auftreten und in erster Linie durch ein traumhaft sicheres Zusammenspiel bestachen. Nun gehört die sehr feinsinnig gestaltete Sonatina, die Dvorák im Jahr 1893 in den USA für seine Kinder geschrieben hat, nicht gerade zu den Werken, die einem Geiger technisch alles abverlangen. Sie lebt vielmehr in den vier traditionell angelegten Sätzen von einem Melodienreichtum, bei dem der Komponist die böhmisch-mährische Folklore verlässt und durchaus auch amerikanische Elemente einfließen lässt. Jaroslav Sonsky, früher Konzertmeister des Sinfonieorchesters Norrköping (Schweden), und seine Partnerin am Flügel setzten kontrastreiche Akzente. Dem elegisch-klagenden Larghetto mit pentatonischer Klangfärbung folgte ein tänzerisch heiteres Scherzo und ein sich in Tempo und Dynamik steigerndes, synkopisch geprägtes Finale. So exakt und geradlinig der Strich des 69-jährigen Geigers und seine Fingertechnik auch waren, bisweilen schlichen sich doch kleinere Intonationsprobleme und auch vereinzelt Nebengeräusche ein. Sonsky hatte es freilich nicht immer leicht, sich gegen den voluminösen und dominanten Klangteppich des Klaviers zu behaupten. Sylvaine Wiarts Hang zum Fortissimo und eine Vorliebe für nicht gerade sparsamen Pedaleinsatz zogen sich durch das gesamte Programm. Vom böhmischen Komponisten Bedrich Smetana, dem Meister der musikalischen Heimatliebe, hatte das Duo die E-Dur-Sonate mitgebracht, um das so typische volkstümliche Kolorit fein herauszuarbeiten. In eine völlig gegensätzliche Klangwelt entführten sie mit dem choreografischen Gedicht „La valse“, das der Franzose Maurice Ravel im Jahre 1920 – noch unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs stehend – fertigstellte und das von leicht beschwingter Wiener Walzerseligkeit weit entfernt ist, wenngleich manche Melodie wie bei Johann Strauß klingt. Jarowlav Sonsky löste den Dreiertakt mit impressionistischen und rabiaten Rhythmen auf, Sylvaine Wiart entfachte am Ende ein wahres Tasten-Feuerwerk unheilvoll-schräg klingender Harmonien. Bei Oskar Nedbal, dem aus Südböhmen stammenden und mit volkstümlichen Singspielen bekannt gewordenen Dvorák-Schüler, war die Welt nach der Pause dann wieder in Ordnung. Sehnsuchtsvoll schmachtende, fast schon operettenhafte Motive entlockte Jaroslaw Sonsky bei der Sonata in B-Moll seiner Geige, während Sylvaine Wiart das furiose Tempo des abschließenden Allegro-Satzes bravourös meisterte. Zu einem Meisterkurs mit Professor Sonsky trafen sich am Sonntagvormittag neun Mädchen und Jungen der Musikschule, um ihr Geigenspiel unter professioneller Begleitung zu vervollkommnen.

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