Frankenthal Werke stellen sich auf Elektroautos ein

Solche Ladestationen bieten die Stadtwerke an. Energieberaterin Silke Künzig zeigt, wie das Auto angeschlossen wird.
Solche Ladestationen bieten die Stadtwerke an. Energieberaterin Silke Künzig zeigt, wie das Auto angeschlossen wird.

Wenn sie für die Stadtwerke auf den Straßen unterwegs sind, sind sie unübersehbar: Es grünt und blüht und sprießt in knalligen Farben auf Motorhauben und Kotflügeln der rollenden Werbeträger mit Elektro- oder Hybrid-Antrieb. Mehr als ein halbes Dutzend davon sind bei dem Versorger schon im Einsatz. „Wir setzen diese Autos ganz bewusst im Alltagsbetrieb ein“, sagt Michael Häfker, bei den Stadtwerken zuständig für technische Infrastruktur, im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Wenn Energieberater, Techniker oder Ableser damit durch die Stadt fahren, dann werben sie auch für umweltfreundliche Technik und Klimaschutz. „Das Ziel ist es ja, CO2 einzusparen“, sagt Melanie Brünner, Sprecherin der Werke. Ungefähr 30.000 Netzkunden würden von den Stadtwerken derzeit mit Strom versorgt, erklärt Geschäftsführer Bollheimer. Aber „weniger als ein Prozent“ davon hätten sich bisher nach dem Thema Elektroantrieb erkundigt. Im Mai, beim „Tag der Elektromobilität“, habe sich gezeigt: „Interesse für das Thema gibt es – aber das mündet nicht gleich in eine Kaufentscheidung.“ Gleichwohl glaubt Bollheimer, dass sich hier auf mittlere Sicht eine interessante Marktnische auftut. Daher biete man schon jetzt Dienstleistungen rund um das Thema an. Elektro-Zapfsäulen der Werke gibt es im Parkhaus am Bahnhof und in der Tiefgarage Willy-Brandt-Anlage. Zurzeit können sie noch kostenlos genutzt werden. „Man zahlt nur die Parkgebühr“, erläutert Melanie Brünner. „Auch aus Marketinggründen“ wollen die Werke voraussichtlich 2019 weitere öffentlich zugängliche Ladestationen in der Stadt aufstellen. „Dazu müssen wir noch mit der Stadtverwaltung reden“, sagt Bollheimer. Wahrscheinlich zwei weitere Standorte wolle man schaffen, an denen man dann per Karte oder per Handy bezahlen kann. Silke Künzig, Energieberaterin der Stadtwerke, ist Ansprechpartnerin für Kunden, die ein E-Fahrzeug anschaffen und dann auch zu Hause eine Ladestation einrichten wollen. Menschen, die mit dem Thema noch nicht so vertraut seien, überlegten häufig, das E-Auto „an die Haushaltssteckdose anzuschließen“, berichtet sie. Das sollte man aber allenfalls im Notfall tun, meint die Beraterin. Denn erstens dauere das Laden über diesen Weg lange, und zweitens sei es nicht ohne Risiken: Sollte das Hausnetz überlastet werden, „sind Kabelbrände möglich“. Die Werke raten daher in jedem Fall zu einer fachmännischen Prüfung und zum Einbau von speziellen Ladestationen. Angeboten werden diese sogenannten Wallboxen von dem Energieversorger in verschiedenen Leistungsstufen. Im Normalfall dürfte die kleinste mit 3,7 Kilowatt (kW) für den Normalhaushalt völlig ausreichen, sagt Silke Künzig. „Damit kann man das Auto locker über Nacht aufladen.“ Bei Bedarf werden auch stärkere Modelle mit Anschlussleistungen bis 22 kW angeboten. Vereinfacht gesagt gilt dabei: Mit höherer Anschlussleistung kann, je nach Fahrzeugtechnik, schneller geladen werden. Für eine 3,7-kW-Ladestation, die Kunden fünf Jahre zur Verfügung gestellt wird und dann in seinen Besitz übergeht, und den damit verbundenen Service verlangen die Werke eine Gebühr von 79 Euro pro Monat. Stromkosten gehen extra; dabei gibt es Säulen, die über den Haushaltszähler laufen, und solche mit eigenem Zähler. Wie stark die Ladestationen sein können, hängt wesentlich vom vorhandenen Stromnetz im betreffenden Straßenzug ab. Sollte der Bedarf steigen, sind damit für den Energieversorger Fragen verbunden. Denn das Netz sei nicht unbegrenzt leistungsfähig, gibt Michael Häfker zu bedenken. Die bisher geltenden Vorschriften seien nicht widerspruchsfrei, sagt Häfker: „Wenn einer eine 22-kW-Ladestation will, ist das meldepflichtig. Wenn aber mehrere Bürger in einem Straßenzug jeweils 11-kW-Säulen wollen, ist das nicht meldepflichtig. Und irgendwann kommt das Netz an Grenzen.“ Daran knüpfen sich dann weitere Fragen: Wer zahlt, wenn das Stromnetz leistungsfähiger gemacht werden muss? Alle Stromkunden oder einzelne, die besondere Leistungen nutzen wollen? Es werde sicher noch zwei, drei Jahre dauern, bis die wichtigen Punkte geregelt seien, erwartet Thomas Bollheimer. Wie umweltfreundlich das Ganze sei, hänge natürlich auch von der Art der Stromerzeugung ab: „Das wird noch eine Aufgabe von Jahrzehnten sein, dass wir in ein komplett regeneratives System rein kommen.“

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