Rhein-Pfalz Kreis Platz für belasteten Bauschutt knapp

Voraussichtlich nur noch bis zum Jahresende reicht der Platz für verunreinigten Bauschutt, hier ein Bild aus dem Jahr 2014, auf
Voraussichtlich nur noch bis zum Jahresende reicht der Platz für verunreinigten Bauschutt, hier ein Bild aus dem Jahr 2014, auf der Heßheimer Deponie.

„Ich schätze, dass wir einen neuen Antrag bis März vorlegen können“, sagt Heinrich Ludwig, Bereichsleiter Deponie beim Abfallentsorger Süd-Müll in Heßheim. Als Grund für die Verzögerung – seitdem die Öffentlichkeit informiert wurde, sind immerhin fast vier Jahre vergangen – nennt der Deponieleiter technische und inhaltliche Änderungen. Zudem hätten Gutachten letztlich mehr Zeit gebraucht, und die Neufassungen der Pläne und Anträge in steter Abstimmung mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd seien arbeitsaufwendig gewesen. „Und wir waren auch nicht die Schnellsten“, gibt Ludwig zu. Allerdings habe auch bei der SGD nicht immer ein Ansprechpartner bereitgestanden. Das erste Problem sei der Standort gewesen. Die neue Lagerstätte soll sich im Osten des Süd-Müll-Areals an die alte Deponie anschließen und etwa 5,3 Hektar betragen. Zum Vergleich: So groß ist das neue Heßheimer Baugebiet Südwest. Allerdings sollten beide Deponiekörper ursprünglich fließend ineinander übergehen, die neue Deponie sollte quasi auf den Ausläufern der alten aufliegen, erklärt Ludwig. Berechnungen hätten jedoch ergeben, dass das nicht möglich sei, weil beispielsweise technische Einrichtungen wie Sickerwasserleitungen der zusätzlichen Erdlast nicht standhalten würden. „Deswegen gibt es direkt neben der alten jetzt eine neue Anlage“, so Ludwig. Hinzu kamen Proteste der Bürger wegen der geplanten Höhe der Lagerstätte von 167 Metern. Jetzt soll die Deponie nur noch 144 Meter hoch werden. Ein zweites technisches Problem war der in der Vorderpfalz und auch im Bereich der Deponie gestiegene Grundwasserspiegel. Dadurch wächst die Gefahr, dass der abgelagerte Schutt im Wasser liegt und Schadstoffe ausgespült werden. Hier bestehe noch Gesprächsbedarf mit der SGD, sagt Heinrich Ludwig. „Seit 2010 ist das Grundwasser auf über einen Meter angestiegen“, sagt er. „Und wenn die Landwirte beregnen, steige es nochmals“, schätzt er. Um den Grundwasserspiegel unter der Deponie zu senken, müsse Wasser abgepumpt werden. Das aber soll laut SGD wieder versickern. Diese Forderung sieht Ludwig kritisch. Wenn er das Wasser an anderer Stelle versickern lasse, „bekommen andere nasse Füße“. Sein Vorschlag: Bis zu einem gewissen Level das abgepumpte Wasser in einen Vorfluter leiten, in den Altbach an der A 6 oder den Nachtweidegraben bei Heßheim. Das Restwasser könnte dann auf Grünflächen versickern. Er hofft, dass die SGD mit dieser Lösung einverstanden ist. Das Unternehmen Süd-Müll hatte seinen Antrag im Sinne einer neuen Anlage gestellt. Wenn aber die vorhandene Infrastruktur genutzt werde, müsse das Projekt als eine Erweiterung gesehen und der Antrag umformuliert werden, forderte die SGD. Für eine Erweiterung statt neuer Anlage spricht laut Ludwig ein unproblematisches Genehmigungsverfahren, dagegen sprächen wirtschaftliche Gründe. Denn nach der Stilllegung wäre der alte Deponieteil in die rund 30-jährige Phase der Nachsorge gekommen. Für diese Zeit musste das Unternehmen während des Betriebs Rückstellungen – „damals noch 70 Millionen D-Mark“, sagt Ludwig – für Kontrolle und Pflege bilden. Auf dieses Geld hätte Süd-Müll bei einer Stilllegung zurückgreifen können. Fällt das Vorhaben der Firma nun in die Kategorie „Erweiterung“, müssen die Kontroll- und Pflegekosten laut Ludwig durch die neue Anlage erwirtschaftet werden. Im November 2017 habe das letzte Gespräch bei der SGD stattgefunden. Der Deponieleiter hofft, dass die aktuelle Fassung des Antrags nun die endgültige ist. Wenn die Genehmigung in ein, zwei Jahren vorliege, müsse man noch mit einem halben Jahr Bauzeit rechnen. Die Erweiterungsfläche, ein relativ ebenes Gelände, muss abgedichtet und mit Drainagen zum Ableiten von Sickerwasser durchzogen werden. Erst dann kann die neue Lagerstätte für nicht wiederverwertbaren mineralischen Mischschutt genutzt werden, zum Beispiel für teerhaltigen Straßenaufbruch, Strahlsande oder asbesthaltigen Asphalt. Um bis dahin den bisherigen alten Deponieteil noch nutzen zu können, streckt Ludwig die Lagerkapazitäten, das heißt: „Ich nehme nicht jeden Abfall mehr an“, sagt er. Nur so könne er eine Schließung hinauszögern und damit den wirtschaftlichen Verlust in Grenzen halten sowie Arbeitsplätze sichern. In die neue Deponieanlage, die 29 Jahre in Betrieb sein soll, will das Unternehmen nach eigenen Angaben 25 Millionen Euro investieren.

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