Frankenthal Märchen vor Mohnblüten

Geschichten aus 1001 Nacht erzählt Jennifer Schlösser.
Geschichten aus 1001 Nacht erzählt Jennifer Schlösser.

Märchen und Malerei standen im Mittelpunkt des Kulturclub-Abends am Mittwoch im Frankenthaler Kulturzentrum Gleis 4. Jennifer Schlösser, Inhaberin des Kunsthandwerkslädchens „Jennifers Medina“, las ihre Lieblingsmärchen aus dem Orient und anderen Ländern. Dazu stellte die Frankenthaler Malerin Nicoleta Steffan moderne Acrylbilder auf Aluminium und Leinwand aus.

Es war ein Abend der leisen Töne, ein wohltuender Kontrast zum gerade beendeten Fasnachtstrubel. Gut zwei Dutzend Besucher konnten lauschen, schauen und die Fantasie spielen lassen. Zwei großformatige Blumenbilder aus Nicoleta Steffans Serie „Mohnwelten“ zogen zum Valentinstag die Blicke auf sich und bildeten den Hintergrund auf der kleinen Bretterbühne. Dort hatte Jennifer Schlösser mit einem Kelim, Aladins Wunderlampe und ein Paar Pantöffelchen die passende Kulisse für eine Vorlesestunde der besonderen Art geschaffen. „Ich bin die Märchentante“ stellte sich die gebürtige Regensburgerin vor, nahm im roten Samtsessel Platz und griff in einen Korb mit eingebundenen Büchern. Jennifer Schlösser hat zwei Leidenschaften: den Orient, insbesondere Marokko, und Märchenbücher. Beides lebt sie seit vier Jahren aus in Frankenthal. In der Rheinstraße 34 bietet sie in ihrem eigenen Laden Kunsthandwerk, Geschenke und Wohnaccessoires aus Marokko, Tibet, Indien und Nepal an. Als Vorleserin ist sie im sozialen Bereich, in Altenheimen, Kindergärten und Schulen, tätig. Ihre erste Reise nach Marokko war vor 30 Jahren, „ganz klassisch mit dem Interrailticket von Frankreich aus“, erzählte sie. Viele weitere sollten folgen. Auf den Plätzen in Marokko lauschte Schlösser den Märchenerzählern und fühlte sich zurückversetzt in ihre Kindheit. Im Orient heiße es, Kindern erzähle man Geschichten, damit sie einschlafen, Erwachsenen, damit sie aufwachen, und so hatte Jennifer Schlösser eine Auswahl ihrer Lieblingsgeschichten mitgebracht. Mit warmer Stimme und begleitet von den Klängen einer Kalimba (Daumenklavier) und einer Klangschale las sie das persische Märchen „Der Garten des Khalid Amin“ und die erotisch angehauchte „Geschichte vom verbotenen Teich“ vor. Dass ein Münzwurf nach dem Prinzip „Kopf oder Zahl“ eine Entscheidungshilfe im eigenen Leben sein kann und wie man „Die perfekte Frau“ findet, auch das erfuhren die Zuhörer. Mit „Die Mausefalle“, einer Tierparabel über die mitunter tödlichen Folgen fehlender Solidarität und Hilfsbereitschaft, beendete Jennifer Schlösser ihre Vorlesestunde. Einen Querschnitt durch ihr Schaffen zeigte die Malerin Nicoleta Steffan. Die 1969 in Frankenthal Geborene war nach einer Ausbildung im kaufmännischen und organisatorischen Bereich tätig und ist künstlerisch Autodidaktin. Seit 2009 arbeitet sie in Eigenregie als Malerin und Künstlerkoordinatorin. Zurzeit entwickelt sie nach eigener Aussage neue Kulturformate für sich und gemeinsam mit anderen. Für das Kunstfestival „Wow Art Lu“ in Ludwigshafen bespielte sie vergangenen Herbst als Kuratorin 23 Spielorte mit 150 Künstlern in 40 Ausstellungen und mit 50 weiteren Events, von der Performance über Konzerte bis zur Talkrunde. „Ich will nicht in den Mainstream“, betonte die Autodidaktin, die ihre Bilder, gerne in Serien zusammenfasst. Bei der Ausstellung „Regio Art“ 2017 gewann Steffan einen zweiten Preis. Gerne arbeitet sie sich quer durch die Materialien und Formate.

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