Frankenthal Das Sahnehäubchen auf dem Pop-Kuchen

Mit Sängerin Lara Hermann, Band und Bildprojektionen hauchte Pfarrer Klaus Bittlinger der Weihnachtsgeschichte Leben ein.
Mit Sängerin Lara Hermann, Band und Bildprojektionen hauchte Pfarrer Klaus Bittlinger der Weihnachtsgeschichte Leben ein.

Weihnachten ist Pop – und der Liedermacher-Pfarrer Clemens Bittlinger macht die passende Musik dazu. Eingeladen vom Freundeskreis Kirchenmusik in dessen Jubiläumsjahr, kam der rührige Singer/Songwriter mit Sängerin, Band und Bildprojektionen in die Kirche St. Ludwig nach Frankenthal, wo er sich ein tanzendes und singendes Publikum wünschte – und bekam.

Es muss nicht immer andächtiges Stillsitzen sein, wenn man der Weihnachtsgeschichte lauscht. Clemens Bittlinger hat sein Programm „Bilder der Weihnacht“ genannt. Er folgt dabei der bekannten Weihnachtsgeschichte des Lukas-Evangeliums von der Verkündung der kommenden Ereignisse durch einen Engel bis zur Flucht der Heiligen Familie. Die Bilder, die er dazu per Projektion vorführt, zeigen in diesem Jahr Menschen aus Indien. Dort ist die Christoffel-Blindenmission tätig, für die Bittlinger sich als Botschafter engagiert. Zu sehen sind auch kleine Cartoons und – ganz wichtig – die Texte die das Publikum bitte mitsingen soll. Die musikalischen Szenen reihen sich entlang der Geschichte auf. Bemerkenswert dabei ist, dass das jeweils zentrale Element in der Ich-Perspektive auftritt, also auch der Stall und der Esel bekommen so eine Stimme. Nach einer gesprochenen Prophezeiung aus dem Alten Testament legt die Band los und hat einen flott-rockigen Groove. Keyboards und Akkordeon bedient der Schweizer David Plüss, seit vielen Jahren Bittlingers Ko-Autor und Arrangeur. Das hauptsächlich elektronische und damit dezente Schlagzeug und ein paar Shaker und Schellen spielt der Würzburger Perkussionist Helmut Kandert. Vielseitig zeigt sich der Multi-Instrumentalist Jean-Pierre Rudolph. Der Franzose spielt Geige, Mandoline und Flöte. Als Maria, Hirtin und in weiteren weiblichen Rollen tritt die Sängerin Lara Hermann auf. Bittlinger selbst spielt Gitarre, singt und ist der künstlerische Leiter dieser Produktion, mit der er seit längerer Zeit unterwegs ist. Maria war ziemlich verblüfft, als ein Engel ihr die himmlischen Pläne eröffnet hat: „Stellen sie sich mal vor ...“ beginnt die Sängerin in der Rolle der Maria ihren Auftritt. Und sie berichtet von der Angst, die sie hatte. Dass seine frisch Angetraute aus buchstäblich heiterem Himmel schwanger wird, ist auch für Josef unerwartet. „Die Vernunft sagt nein“, sagt Bittlinger in der Rolle des irdischen Ziehvaters. „Da haste recht“, denkt sich der nicht ganz so christliche Rezensent. Was aus christlicher Sicht das Wunder der Weihnacht ist, wirkt hier so ausgesprochen tatsächlich nicht vernünftig. Offenbar lässt sich der Verstand von einem großen Orchester, einem Chor und Musik von Bach oder Händel leichter umgehen. Da sitzt man überwältigt und es regen sich keine Zweifel. Der Dialog der Hirten ist mit Humor gewürzt. Es wird getanzt, Bittlinger wünscht sich, dass alle mitmachen. Schafe und der Esel haben die Botschaft von der Ankunft des Messias vernommen. Als Bösewicht stört Machtmensch Herodes nur kurz die Idylle. Seine scheinbare Gegenposition steht wackelig und unplausibel da und wird mühelos vom harmonischen Weihnachtsgefühl weggewischt. Ein Engel gibt rechtzeitig Bescheid, die Heilige Familie zieht los – alles wird gut. Musikalisch bewegt sich die Show im Pop, mit Tendenz zum Schlager. Hier und da gibt es Linien und Rhythmen, die irisch inspiriert scheinen, aber eher das Sahnehäubchen auf dem Pop-Kuchen sind. Das Konzept – die Stücke zum Mitsingen einfach zu halten und mal richtig Spaß mit Weihnachten zu haben – scheint aufzugehen. Nach einem kurzen Werbeblock, in dem Bittlinger auf sein umfangreiches, vor Ort käuflich zu erwerbendes Schaffen verweist, singt Lara Hermann von einer Eisprinzessin – mit exzellenter Band und zum Dahinschmelzen.

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