Donnersbergkreis Wattrumer Bu im Bernabéu

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Wenn heute Abend der VfL Wolfsburg im Estadio Santiago Bernabéu gegen Real Madrid um den Einzug ins Halbfinale der UEFA Champions League kämpft, ist auch ein Ur-Pfälzer und Wattrumer Bu ganz nah am Ort des Geschehens: Heribert Rüttger ist Zeugwart bei den Wölfen.

Wie kommt ein bekennender FCK-Fan zu den Niedersachsen?„Es war im Januar 2000, als mich mein langjähriger Freund Wolfgang Wolf und damaliger Trainer beim VfL anrief und mich fragte, ob ich Lust hätte, mit ins Trainingslager nach Portugal zu fliegen, um mal in die Tätigkeit des Zeugwartes hinein zu schnuppern“, erzählt Rüttger, Lust hatte er, und so überlegte er nicht lange. „Mein damaliger Arbeitgeber, ich arbeitete als Außendienstmitarbeiter bei einer Druckerei, gewährte mir Urlaub. Es zeigte sich, dass mir die Tätigkeit Spaß machte. Gespräche mit dem damaligen VfL Manager Peter Pander verliefen positiv, ich wurde eingestellt, kündigte meinen Job und wurde Zeugwart beim VfL Wolfsburg“. So schnell kann der Aufstieg aus der B-Klasse (Rüttger kickte früher beim ATSV Wattenheim) in die Champions League also gehen. Sein Arbeitstag beginnt täglich um 8 Uhr – mit open end. „Es kann auch mal bis 20:00 Uhr gehen“, verrät „die Keule“, wie er hier von seinen Kumpels genannt wird. Seine Aufgaben: Trikots und Trainingskleidung beflocken, Neubestellungen von Bekleidung und Schuhen der Profis, die Fußballschuhe nach den Vorgaben der Spieler mit der gewünschten Stollenlänge bestücken, die Wäsche für Spiele und Trainings bereitlegen und wieder einsammeln, die Bälle bereithalten, für Getränke und entsprechende Nahrung kümmern und und und. „Mir bereitet die Arbeit Spaß, ich habe ein super Verhältnis zu den Spielern, bin sozusagen ,die Mutter der Truppe’. “ Die wird von den Profis nicht „Keule“ gerufen, sondern „Herbie“. Etliche Trainer und Spieler hat Rüttger in seiner jetzt 16-jährigen Tätigkeit kommen und gehen gesehen. Er arbeitete zusammen mit Trainern wie Jürgen Röber, Felix Magath, Eric Gerets oder Klaus Augenthaler, um nur einige zu nennen. Eine Aufzählung der Fußballstars würde den Rahmen sprengen. Von einem besitzt Rüttger ein besonderes Andenken: „Stefan Effenberg schenkte mir bei seinem Karriereende seine letzten getragenen Fußballschuhe.“ In seine Ära fiel die Deutsche Meisterschaft 2009, DFB-Pokal- und Supercupsieg 2015 und natürlich Champions-League- und Europa-League-Spiele. Dabei blieben Rüttger insbesondere das „Theater der Träume“, das altehrwürdige „Old Trafford“ in Manchester sowie das Stadion in Moskau unvergessen. Erlebnisreich für ihn waren auch die China-Reise in den Jahren 2000 und 2006 im Rahmen der Vorbereitung des VfL, „ebenfalls eine phantastische Erfahrung“. „Ein komisches Gefühl“ habe „sein“ erstes Spiel der Wölfe auf dem Betzenberg begleitet. „Ich bin durch und durch FCK-Fan, hatte 18 Jahre eine Dauerkarte, war jedes Heimspiel auf dem Berg und war auch bei etlichen Auswärtsspielen. Für mich gab es nur ein Spruch: ’Nur der Tod entschuldigt, um ned uff de Betze zu gehen.’“ In seinem Büro im Stadion hänge sogar ein Betze-Teufel. Umso schicksalhafter war für ihn der 13. Mai 2006. Abstiegsduell VfL Wolfsburg – 1. FCK. Einer musste absteigen. Zur Dramaturgie trug damals auch noch bei, dass sein bester Freund Wolfgang Wolf Trainer bei den Roten Teufeln war und der ehemalige FCK-Spieler Klaus Fuchs Geschäftsführer beim VfL. „Mein schlimmstes Spiel. Auf der einen Seite war ich froh das der VfL in der Bundesliga blieb, aber auf der anderen Seite zu tiefst traurig, dass der FCK abstieg.“ Nix dagegen hätte er, wenn er bald mal wieder ein komisches Gefühl bei der Arbeit hätte – und der FCK wieder in der Bundesliga kicken würde. Mittlerweile sei er in Wolfsburg sesshaft geworden und habe mit seiner Frau, die beim VfL im Ticketing beschäftigt ist und aus Kleinkarlbach stammt, ein Haus gebaut. Natürlich vermisse er die Pfalz und, „obwohl ich eigentlich kein Weintrinker bin – die Weinfeste.“

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