Einselthum Warum ein Bürgerhaus im Zellertal zum El Dorado für Whiskyfans wird

Schottische Fahnen im Einselthumer Bürgerhaus. Whisky gab’s allerdings aus vielen verschiedenen Herkunftsgebieten.
Schottische Fahnen im Einselthumer Bürgerhaus. Whisky gab’s allerdings aus vielen verschiedenen Herkunftsgebieten.

Die Nase tief im Tumbler, den wahlweise milden oder herzhaft rauchigen Duft eingesogen, dann das Glas behutsam an die Lippen geführt und den sensiblen Gaumen mit einigen Tropfen edlem uisge beatha, auf Deutsch „Wasser des Lebens“, benetzt. Das ist wohl das nicht das alltägliche Bild im Einselthumer Bürgerhaus. Einmal im Jahr aber doch.

Am Freitag und Samstag war der Andrang war wieder groß: Mehr als 600 Besucher kamen zur vierten Whisky Palatina nach Einselthum. „Wir sind eine der wenigen Whiskymessen, bei der der Profit nicht im Vordergrund steht“, macht Mitorganisator Uwe Chormann klar. Angefangen habe alles 2008, als fünf Freude aus dem Zellertal einen Whisky-Club gründeten. Es wurde ein Vorsitzender gewählt, der als Chairman bezeichnet wurde. In dessen Kellerbar trafen sich die Mitglieder dann zweimal im pro Jahr zu einem so genannten Tasting, bei dem vor allem schottischer Single Malt gekostet wurde. 2017 kam die „Greenville Malt Society“, so der Name des Whisky-Clubs, in Kontakt mit Robin Laing. „Der ist sozusagen der Whisky-Barde. Er kommt aus dem schottischen Edinburgh“, schildert Chormann. Und so wurde die Idee geboren, eine Veranstaltung mit Laing und Whisky im Bürgerhaus des beschaulichen 850-Einwohner-Dörfchens Einselthum im romantischen Zellertal ins Leben zu rufen.

2018 fand dann die erste Whisky-Palatina statt. Die Messepremiere war gleich ein Erfolg. „In der Zeit der Corona-Pandemie haben wir einfach eine Online-Messe gemacht, auch die wurde gut angenommen“, berichtet der aktuelle „Greenville Malt Society“-Chairman Chormann und betont: „Mit zwölf Ausstellern haben wir begonnen, jetzt haben wir 18 – und ich hätte noch zahlreiche Anfragen, aber das Bürgerhaus ist schon proppevoll.“

Auch Whisky aus der Pfalz dabei

Die Bandbreite der edlen Tropfen, die die Whisky-Enthusiasten am Wochenende im Bürgerhaus präsentiert bekamen, war riesengroß. Neben einer breiten Auswahl an Whiskys aus Schottland und Irland standen schwedische, US-amerikanische, kanadische, japanische, australische und deutsche Single Malts zur Verkostung bereit. Vertreten war auch Pfälzer Whisky: unter anderem mit dem Palatinatus von der Brennerei Thomas Sippel aus Weisenheim am Berg und Saillt Mór aus Bad Dürkheim.

Die „Greenville Malt Society“ bot auf der Messe zudem spannende Tastings und sogenannte Masterclasses an, die die Besucher dazu buchen konnten. In der Gaststube des Hauses der Vereine, 100 Meter vom Bürgerhaus entfernt, präsentierten Whisky-Experten besondere Tröpfchen und teilten ihr Wissen. „Whisky Jason“, der mit bürgerlichen Namen Jason Stover heißt , in Nordrhein-Westfalen wohnt und sich auf den Social-Media-Kanälen als Experte für US-amerikanischen Whisky einen Namen gemacht hat, verkostete beispielsweise in seiner 45-minütigen Veranstaltung außergewöhnliche Rye Whiskeys in Fassstärke aus den USA mit seinen Teilnehmern. Marc Peter aus Maxdorf hatte sich für dieses Tasting mit seinem Cousin angemeldet. Beziehungsweise: „Meine Frau hat mir das Tasting zum Geburtstag geschenkt.“ Der eigentliche Liebhaber von irischen und schottischen Whiskys wollte mal etwas anderes ausprobieren. „Bislang habe ich sehr viele Single Malt probiert, aber die Rye-Whisky kenne ich noch überhaupt nicht“, sagte Peter und nahm dann gleich mal den ersten Schluck oder Dram eines New Riff Kentucky (54,25 Prozent) zu sich: „Der brennt, aber ich schmecke Vanille und Zimt.“

Vanille und Zimt sind gute Zeichen

„Whisky Jason“ hob den Daumen und betonte. „Wenn du bei Rye Whisky Vanille und Zimt schmeckst, dann ist das ein gutes Zeichen.“ Der Experte betonte, dass der Bourbon-Whisky viel bekannter ist als der Rye-Whisky, eine Sorte, die traditionell aus Roggen hergestellt wird. Dafür ist letzterer viel älter und wurde in den vergangenen 15 Jahren von der Whisky-Szene wieder neu entdeckt. Auch für das Frankenthaler Ehepaar Rauch war das alles Neuland. Elke Rauch verriet: „Wir haben selbst über 100 Whiskys zu Hause und machen auch eigene Tastings im Privaten. Auch für uns waren die Rye-Whiskys neu.“ Wie auch Marc Peter haben sich die beiden Frankenthaler eine Unterkunft in Einselthum gebucht. „Wir fahren im Jahr schon auf einige Whisky-Messen, aber diese hier in Einselthum ist wirklich toll. Schön klein und richtig nett, wir kommen immer gerne hierher.“

Whisky-Palatina-Cheforganisator Uwe Chormann bemerkte stolz: „Wir haben Besucher aus ganz Deutschland und darüber hinaus, ich weiß von Leuten aus Brandenburg, der Schweiz oder Österreich. Für unseren Ort ist das natürlich auch schön.“ Ein Höhepunkt am Samstagabend war die Whiskyverkostung im Rahmen eines musikalischen Abends mit Sänger Robin Laing. Zu beinahe jedem Tropfen hatte der Schotte ein Lied. Da auch das Wetter mitspielte, konnten die Besucher ihren persönlichen Lieblingswhisky auch vor dem Bürgerhaus auf den Sitzbänken genießen. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf der Messe“, sagte Chormann. Mal wieder.

Beim Tasting werden mehrere Sinne angesprochen.
Beim Tasting werden mehrere Sinne angesprochen.
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