Donnersbergkreis Würdevoll leben, geborgen sterben

Dankte bei der gestrigen Einweihung den vielen Menschen, die zum Bau des Hospizes beigetragen haben: Zoar-Direktorin Martina Lei
Dankte bei der gestrigen Einweihung den vielen Menschen, die zum Bau des Hospizes beigetragen haben: Zoar-Direktorin Martina Leib-Herr bei ihrer Ansprache im eigens für die Feier errichteten Zelt.

Rockenhausen: Das beste von vielen guten Argumenten für das vom Diakoniewerk Zoar getragene stationäre Hospiz: Alle acht Zimmer des Anfang Mai in Betrieb genommenen Hauses sind belegt – und es existiert bereits eine Warteliste. Bei der offiziellen Einweihung gestern gab’s ganz viel Lob. Einen kleinen Wunsch hat Leiterin Birgit Edinger aber doch.

Viele gelungene Charakterisierungen des neuen Angebots waren bei der gestrigen Feierstunde zu hören. Etwa von Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr, der das Hospiz „mitten in der kleinen und so schönen Stadt“ als einen Platz bezeichnete, an dem Menschen „würdevoll leben, geborgen sterben, begleitend trauern“ könnten. Oder von Sabine Seifert, Vertreterin des Hospiz- und Palliativ-Verbands Rheinland-Pfalz: Sie sagte, es sei „ein Ort mitten im Leben von Rockenhausen, an dem man nicht dem Leben Tage gibt, sondern den Tagen Leben“. Dafür sorgen in erster Linie die 20 Mitarbeiterinnen, die „hier sehr viel Segensreiches tun. Würdiges Sterben braucht diesen Raum der individuellen Begleitung“, so Seifert. Kreisbeigeordneter Michael Ruther betonte die „hoch spezialisierten Arbeitskräfte“ des Hospizes, das sich zudem durch „die richtige Philosophie und humanistisches Denken“ auszeichne. Auch die weiteren Redner haben verbal den Hut gezogen vor den Beschäftigten, die „vermutlich eine der schwersten Tätigkeiten ausüben, die man sich vorstellen kann: Menschen zu begleiten, die wissen, dass ihr Leben zu Ende geht“, so der Rockenhausener Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald. Dies sei eine „großartige Aufgabe“, von der er nicht wisse, „wie man so etwas überhaupt in seinem täglichen Arbeitsleben bewältigen kann“. Nach gut zwei Wochen voll belegt Bislang kämen die mit der natürlich auch mental fordernden Arbeit betrauten Mitarbeiterinnen gut zurecht, sagte Hospiz-Leiterin Birgit Edinger im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Dank der guten und intensiven Vorbereitung laufe der tägliche Betrieb reibungslos. Nur zwei bis drei Wochen dauerte es, bis alle acht Zimmer belegt waren, weitere Gäste stehen auf einer Warteliste. Die ersten mussten laut Edinger bereits wieder verabschiedet werden. Auch das habe das Personal den Umständen entsprechend gut verarbeitet – zum Wesen eines Hospizes gehört es nun mal, dass Menschen in relativ kurzen Abständen kommen und wieder gehen. Freuen würde sich die Leiterin über weitere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Wer Interesse hat, kann sich unter 06361 254070 melden. Glücklich und dankbar zeigte sich Zoar-Direktorin Martina Leib-Herr, bei der alle Fäden der Planung zusammenliefen und deren Verdienste gestern vielfach hervorgehoben wurden. Glücklich, weil der Bau des Gebäudes in nur 408 Tagen (14 Monaten) bewältigt und dabei ein zwischenzeitlicher Rückstand von 84 Tagen (zwölf Wochen) nahezu aufgeholt werden konnte. Dankbar all jenen gegenüber, die das Zwei-Millionen-Euro-Projekt in irgendeiner Form unterstützt haben. „Das war eine Riesen-Gemeinschaftsleistung, in der Kürze der Zeit einen Ort zu schaffen, der für uns alle immer etwas Besonderes sein und bleiben wird.“ Auch Leib-Herr verwies auf den Standort „mitten in der Gesellschaft“, warb aber gleichwohl um Verständnis, dass die Feier mit Rücksicht auf die Hospiz-Gäste nicht im Haus selbst, sondern in einem eigens errichteten Zelt stattgefunden hat. In allen Gebieten, auf denen Zoar tätig sei, wolle man Licht bringen und Schatten verdrängen, sagte ihr Vorstandskollege Peter Kaiser. Das gelte für die Wiedereingliederungs-, Alten- und Jugendhilfe ebenso wie für den Kindergarten und nun auch für das Hospiz. „Sterbenden die Tür offen halten“ Viele Gratulanten haben den Wert der neuen Einrichtung herausgestellt. Die häufig in Gebäuden zu lesende Frage: „Wem gehört dieses Haus?“ führte den Rockenhausener Verbandsbürgermeister Michael Cullmann zur Feststellung: „Ich glaube, das Hospiz gehört uns allen.“ Es sei ein schönes Gebäude, das auch „den christlichen Grundgedanken, aus dem heraus Zoar gegründet wurde“, in sich trage. Die Beauftragte der VG Alsenz-Obermoschel, Tanja Gaß, sagte, das Hospiz sei „für schwerstkranke Menschen und deren Angehörige ein Platz zum Abschiednehmen“, umgeben von Menschen, „die mit dem Sterben vertraut sind, sich darauf einlassen und somit eine große Hilfe sein können“. Dass alle Zimmer so schnell belegt waren, sei „ein Zeichen, wie dringend uns eine solche Einrichtung hier gefehlt hat“. Der Dekan des protestantischen Kirchenbezirks An Alsenz und Lauter, Matthias Schwarz, überbrachte zugleich Grüße seines katholischen Kollegen Markus Horbach. Es sei ein „Zeichen christlicher Nächstenliebe, dass Menschen in der kostbaren letzten Lebenszeit liebevoll begleitet werden“, so Schwarz. Es sei aber auch ein gesellschaftliches Symbol, „Sterbenden gegenüber die Tür unserer Gedanken, unseres Mitgefühls offen zu halten“. Für die Zoar-Gesamtmitarbeitervertretung freute sich Jörg König nicht nur „über das gelungene Haus“, sondern über 20 neue Arbeitsplätze. Der langjährige Kommunalpolitiker Manfred Schäfer aus Alsenz skizzierte den Werdegang des Hospizes, für das er vor rund drei Jahren den Anstoß gegeben habe, und dankte „mit Genugtuung und großer Freude“ den vielen Unterstützern für ihren Beitrag zum Hospiz. Für den Zoar-Verwaltungsrat sagte der stellvertretende Vorsitzende Baldur Melchior, das Lebensende sei als „Doppelpunkt zu verstehen“: Als Endpunkt des irdischen Lebens und als Anfang des Seins bei Gott. Dies sei eine „großartige Botschaft“, das Hospiz werde auf diesem Weg eine „bestmögliche Betreuung“ leisten.

14 Monate Bauzeit: Das erste stationäre Hospiz im Donnersbergkreis ist in der Rockenhausener Speyerstraße errichtet worden.
14 Monate Bauzeit: Das erste stationäre Hospiz im Donnersbergkreis ist in der Rockenhausener Speyerstraße errichtet worden.
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