Donnersbergkreis „Veganer sind ja Feinschmecker“

Die Tafel ist gedeckt, ein Gruß aus der Küche empfängt die acht Frauen, die sich bei der RHEINPFALZ-Sommertour mal selber in die vegane Küche einarbeiten wollen: Brot mit Mett. Was, Mett? Sieht ganz danach aus, schmeckt sehr ähnlich. Aber Kirstin und Tilo Hausmann, die Gastgeber, haben es aus zerbröselten Reiswaffeln, Tomatenmark, etwas Wasser, Zwiebeln, Pfeffer und Salz gemixt. Praktisch fettfrei, in fünf Minuten gemacht. Schmeckt am zweiten Tag sogar noch besser, grinst Hausmann – verdirbt ja nicht so schnell.

Der Einstieg in den veganen Kochkurs, den die beiden Gauersheimer für die acht Teilnehmerinnen vorbereitet haben, ist verblüffend gut. Ebenso wie der Eiaufstrich, in dem natürlich keine Ei ist (denn vegane Küche verzichtet im Unterschied zur vegetarischen auf alle tierischen Produkte), stattdessen unter anderem pürierte Kichererbsen, Spaghetti und vegane Mayonnaise. Den Geschmacks-Kick gibt schwarzes indisches Kala-Namak-Salz. Die Spannbreite dessen, was die Lebensmittelbranche, darunter auch der regionale Hersteller PurVegan in Ramsen, mittlerweile anbietet, ist groß und wird immer größer. Weil auch die Anzahl derer, die sich bewusst vegan ernähren möchten, zunimmt. Supermärkte sind gut sortiert, die Fälle, in denen die Hausmanns auf den Online-Handel zugreifen müssen, werden seltener. Es gibt Hotels, Restaurants und stylische Magazine, die sich auf die Klientel eingestellt haben. Und Stammtische: In Kirchheimbolanden laden die Hausmanns dazu jeden Monat ins „Café Bahnhof“ ein, das, so Tilo Hausmann, mittlerweile ebenfalls vegane Gerichte anbiete. Die Kochkurse des Ehepaares, die im Herbst wieder in Kirchheimbolanden starten, finden großes Interesse. Auch die acht Plätze unserer RHEINPFALZ-Sommertour waren flugs ausgebucht. Und nun stehen sie, nach einer Einführung in die vegane Küche und der Vorstellung zahlreicher Produkte – vom bekannten Tofu aus Soja in diversen Variationen über Hafermilch bis zu veganer Schokolade und natürlich einer Fülle von Gewürzen – jeweils zu zweit an den vier vorbereiteten Kochplätzen in der Küche im Albisheimer Rathaus. Rezepte liegen ausgedruckt bereit, bald wird überall fleißig Gemüse geschnippelt, abgewogen, gerührt, angebraten, gekocht – und bei allem viel gefragt und gelacht. Kochen und Essen in großer Runde ist halt schön. Der grüne Salat, der dann als erster auf den Tisch kommt, ist mit Streifen aus Lupinenfilet garniert. Die Lupinen wachsen am Weierhof und werden in Ramsen weiterverarbeitet. „Da braucht man kein Fleisch“, loben die Hobby-Köchinnen. Geradezu ins Schwärmen geraten sie bei der folgenden Möhren-Orangen-Suppe mit Ingwer und gebratener Kokosbanane – die wärmt an diesem kalten Augusttag schon mal richtig durch und empfiehlt sich für die kalte Jahreszeit. Und so geht das weiter: Chili nicht „con“, sondern „non“ Carne (ohne Fleisch), Rühr-Tofu statt traditionellem Rührei, ein Pfannengyros aus Seitan (Produkt aus Weizeneiweiß) mit Zaziki aus Seidentofu. In der Alufolie wird „Vegibelle“, ein bereits mediterran gewürzter veganer Käse, gegart – auch er kommt gut an. Regelrecht zu Rennern entwickeln sich die Frikadellen aus Soja-Granulat, das vor der Weiterverarbeitung erst einmal in Gemüsebrühe eingeweicht werden muss. Die Frikadellen, egal ob heiß oder kalt genossen, begeisterten auch Fleischesser, weiß Tilo Hausmann aus praktischen Tests. Beim süßen Finale staunen noch einmal alle. Vegane Mousse au chololat, geht das? Es geht mit Seidentofu und schmeckt super. Beim Kaiserschmarren ist die Skepsis größer, aber ebenfalls unbegründet. Die frisch gebackenen Schokoloden-Chip-Cookies, in deren Teig auch eine vegane Margarine kommt, werden, sind köstliche Gaumenfreuden. „Veganer sind ja Feinschmecker, das habe ich nicht gedacht“, bringt es eine Leserin nach vier kurzweiligen Stunden auf den Punkt. Veganer werden die acht Frauen wohl dennoch nicht werden, aber ihrem Speiseplan immer wieder mal auch durch Veganes Abwechslung verleihen wollen sie alle. Tilo Hausmann ist damit durchaus zufrieden, missionarisch wollen er und seine Frau (die Vegetarierin ist) mit ihren Kochkursen keinesfalls agieren. „Mein Ziel ist, dass vegan als normal angesehen wird“, sagt der Mann, der einen Dienstleistungsservice rund ums Haus betreibt und dabei körperlich gefordert ist. Das Thema Mängel der veganen Ernährung spart er nicht aus, nennt Möglichkeiten, diese auszugleichen. Er selber, erzählt Tilo Hausmann, lasse sich regelmäßig untersuchen. Unter die letzten Laborergebnisse habe sein durchaus kritischer Arzt nur geschrieben: „Super!“

x