Donnersbergkreis Unglücks-Uhu darf die Flatter machen

Dass sich Vögel in den Netzen von Fußballtoren verheddern, passiert leider immer wieder. Unser Bild zeigt einen Uhu, der vor kur
Dass sich Vögel in den Netzen von Fußballtoren verheddern, passiert leider immer wieder. Unser Bild zeigt einen Uhu, der vor kurzem die Polizei in Lüneburg auf Trab hielt. Er überstand sein Missgeschick wohlbehalten – so wie sein Kirchheimbolander Artgenosse, der nach einem Kurzaufenthalt in der Nabu-Auffangstation Imsbach wieder in die Freiheit entlassen wurde.

Das hätte böse ausgehen können für einen Uhu, der vom Steinbühl bei Kirchheimbolanden stammt und kürzlich bei einem Beuteflug im rheinhessischen Siefersheim in das Netz eines Fußballtores geflogen ist: Der arme Vogel verhedderte sich und hat wohl stundenlang ebenso verzweifelt wie vergeblich versucht, sich zu befreien. Glück für ihn: Am folgenden Morgen kam ein Spaziergänger am Sportplatz vorbei – und dachte bald an die Nabu-Auffangstation in Imsbach.

Zunächst hatte sich der Spaziergänger noch über den seltsamen Ball im Tornetz gewundert – ehe er den Uhu erkannt, aus dem Netz herausgeschnitten und – wieder Glück für den „Gefangenen“ – in die Nabu-Auffangstation für verletzte Greifvögel und Eulen nach Imsbach gebracht hat. Hier stellte „Pflegevater“ Bernhard Oester fest, dass der Vogel zwar schwer zerzaust, aber sonst unverletzt war. Bereits am nächsten Tag waren seine Federn wieder flugtüchtig – und Oester beschloss, dass der Uhu schnellstmöglich am Fundort wieder freigelassen werden sollte. Schließlich könnte es sich um ein fütterndes Elterntier handeln, dessen Hilfe bei der Aufzucht dringend gebraucht würde. Also hat ihn sein Finder in Imsbach abgeholt und anschließend bei Siefersheim wieder fliegen lassen. Damit wäre die Geschichte zu Ende – hätte nicht Oester am Bein seines kurzzeitigen Gastes einen Ring der Vogelwarte Radolfzell erkannt. Dieser hat dem Vogel – im Gegensatz zu vielen seiner „namenlosen“ Artgenossen – eine Identität verliehen. Oester hat die Ringnummer abgelesen, und Kornelia Reuther, Ornithologin der Nabu-Kreisgruppe Donnersberg, nahm per E-Mail Kontakt mit der Vogelwarte Radolfzell am Bodensee auf. Schon bald traf die Antwort ein. Und siehe da: Der Uhu war als Nestling auf dem Steinbühl bei Kirchheimbolanden im Juni 2012 beringt worden. Er handelt sich also um einen gebürtigen Nordpfälzer, der bei der Suche nach einer neuen Heimat 15 Kilometer weit bis Siefersheim geflogen war. Der Uhu stammt aus der vorläufig letzten Brut auf dem Steinbühl – denn seit 2013 ist dort nur noch ein Altvogel beobachtet worden. Dass ein beringter Vogel lebendig wiedergefunden wird, ist eine große Seltenheit – auch für die Auffangstation in Imsbach. In deren 36-jährigen Geschichte ist dies erst einmal vorgekommen: Im August 1996 war es ein rheinhessischer Uhu aus Neu-Bamberg, der in Kirchheimbolanden aus einem „Reilche“, einem schmalen Gang zwischen zwei Häusern, befreit wurde. Vier Tage lang erholte er sich in Imsbach. Kornelia Reuther erklärt den Wert der Beringung an diesem Uhu: „Durch den Ring am Bein wurde sein Geburtsort – Steinbühl – bekannt, sein Geburtsdatum – Juni 2012 –, seine Suche nach einer neuen Heimat – 15 Kilometer bis Siefersheim – und sein Lebensalter – fünf Jahre – bekannt.“ Reuther zufolge leistet die Beringung, die seit 1903 in Deutschland praktiziert wird, unschätzbare Dienste bei der Erforschung des Vogelzuges. So seien schon Zugwege, Winterquartiere, Herkunft, Überlebensrate und Verbreitung bekannt. In der Nabu-Kreisgruppe ist man glücklich, dass man dem Uhu in der Imsbacher Auffangstation helfen konnte. Schließlich spielt der Uhu im Haushalt der Natur eine wichtige Rolle – und ist nicht zuletzt wegen seiner Seltenheit und Schönheit schützenswert.

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