Donnersbergkreis TTC mit besseren Nerven

Rockenhausen. Es war zum Totärgern. Obwohl alles angerichtet, das Zuschlagen nur Formsache war: Die TTF Rockenhausen setzten „Stand-By-Joker“ Michael Kuntz ein, Primus TTC Winnweiler fehlte Top-Mann Christian Müller. Günstige Vorzeichen. Das traditionsreiche Lokalderby der Bezirksliga Westpfalz Nord barg dennoch keine Sensation – dank der abgekochten TTC-Nerven. 9:5 siegte er, holte die letzten drei Punkte alle in fünf Sätzen. Winnweiler stolperte, fing sich aber vor dem Sturz.

Tiefes Grübeln. Und aus dem kam Daniel Heintz so schnell nicht raus. Alles war abgebaut, da stand Rockenhausens Gute-Laune-Mann noch in der kleinen, dunklen Gymnastikhalle. Eingepackt in seinen schwarzen Trainingsanzug, die Arme vor der Brust, mit verkniffenem Blick. Sein kultiges, buntes Stirnband war feucht. Heintz zermarterte sich den Kopf. Wieso das 5:9? Was machten seine TTF verkehrt? Knifflig. Nur 5:6 stand es schließlich, da bewies der Bezirksliga-Erste aus Winnweiler Nerven wie Drahtseile: Drei erbittert umkämpfte Fünfsatz-Thriller entschied er für sich. Auf den letzten Drücker. „Wir waren fast auf Augenhöhe. Fast“, fand Heintz nach langem Überlegen keine richtige Antwort. Auch Carsten Wiegand, Winnweilers Eins, erklärte nur: „Das macht eben den Tabellenführer aus. Der hat dann in den entscheidenden Situationen das Selbstvertrauen.“ Viel Dramatik, das Derby kochte Es stieg ein Finale furioso. Parallel an beiden Tischen. Die TTF Rockenhausen schickten sich an, das 6:5 für Winnweiler Kopf zu stellen. Niclas Bauer lag gegen TTC-Spielführer Gunter Franck 8:5 vorne, Michael Nehm mit 7:4 gegen Thomas Pfannenstein. Beide im entscheidenden fünften Satz. Dann bei den Rockenhausenern ein ähnlicher Riss: Sie trafen die Bälle unsauber, völlig plump verhungerten sie im Netz, segelten von der Schlägerkante ins Nirgendwo. Der feine Unterschied, auf den auch Heintz anspielte. Beide kassierten ein 8:11, das 5:9 war besiegelt. „Wenn man hinten steht, verliert man solche Spiele eben. Wir hatten am Ende das Selbstbewusstsein“, manifestierte TTC-Kampftalent Günter Haag, zusammen mit Franck die „goldene Mitte“, die für vier Einzelpunkte sorgte. „Winnweiler hatte das Quäntchen Glück mehr. Es hat im richtigen Moment die richtige Entscheidung getroffen, war beflügelt vom Liga-Vorsprung, mental stärker, risikobereiter“, wusste Rockenhausens Ass Günther Rutz. Eines der beiden letzten Einzel hätte kommen müssen. Der Aufsteiger hätte am Remis gekratzt. „Wir waren defensiver, zu passiv. Da hat dann der Biss gefehlt. Winnweiler hat durch die Bank eben ein bisschen mehr Erfahrung“, meinte Rutz weiter. Eindrucksvoll festigte er seinen Status als bester Akteur der Klasse: 12:0-Einzel bilden vorne die perfekte Bilanz. Rutz quälte sich. Sein besonnenes Spiel bringt ihm jedoch in fünften Sätzen einen leichten Vorteil. Carsten Wiegand als auch Björn Böttger – durch Christian Müllers Erkrankung auf Zwei – bekämpfte er mit 3:2. Nicht genug sollte es sein: In fünf der restlichen sechs Fünfsatz-Entscheidern hatte der TTC den längeren Atem. „Ich hatte befürchtet, dass wir hier verlieren“, verwies Franck auf das Fehlen Müllers sowie den Einsatz von Michael Kuntz, der nur auserwählte Partien für die TTF bestreitet. „Vielleicht war Rockenhausen etwas übermotiviert. Es ist eingetreten, wie ich es sagte: Rutz kann uns Probleme bereiten.“ Von 34 gewonnenen Spielen in dieser Saison war der Rockenhausener Gigant an 17 beteiligt. Ohne ihn könnte der Liga-Neuling einpacken. Fakt. Winnweiler strauchelte, besonders dank ihm. 2:3 lag es zurück, drehte das Derby, letztlich wegen der Abgebrühtheit. „Wir haben gewackelt, aber standgehalten“, freute sich Franck. Für die TTF ist der gute Auftritt nichts weiter als brotlose Kunst. Am Wochenende geht die Saison richtig los. Alle vier direkten Abstiegskonkurrenten warten noch auf den Drittletzten. (ppp)

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