Donnersbergkreis Stahlharte Prüfung

Präzision und Genauigkeit – das sind Eigenschaften, die bei der Überprüfung von Werkstoffen unerlässlich sind. Das sagen Jula Lanzer und Luisa Hühner, die beim Automobilzulieferer Johnson Controls in Rockenhausen als Werkstoffprüferinnen arbeiten: „Hier muss man gewissenhaft arbeiten“, bekräftigt Jula Lanzer. Sie war bei ihrer vorgezogenen Abschlussprüfung im vergangenen Jahr mit Abschlussnote 1 eine der Jahrgangsbesten.

Wie die 20 Jahre alte Frau aus Winnweiler, so gilt auch Luisa Hühner bei Johnson Controls als äußerst kompetente Mitarbeiterin. Die 23 Jahre alte Frau aus Mannweiler-Cölln hat nach ihrer Lehre zur Werkstoffprüferin noch eine Weiterbildung zur Werkstoff- und Prüftechnikerin absolviert. Solche Experten kann Johnson Controls brauchen. Das Unternehmen produziert in Rockenhausen unter anderem Einstellmechanismen für die Rückenlehnen von Autositzen, die aufgrund ihrer Funktionsweise und ihres Bewegungsschemas „Taumel-Beschläge“ genannt werden. Außerdem stellen die Mitarbeiter im westlichen Donnersbergkreis komplette Sitzstrukturen her. Für die Werkstoffprüferinnen stehen allerhand technische Geräte wie Mikroskope, Schleifmaschinen oder Messgeräte bereit. Damit untersuchen sie die Qualität der von Johnson Controls produzierten Zahnräder, Schienen oder sonstige Sitzkomponenten. „Wir prüfen aber nicht nur die Produkte von Johnson Controls, sondern auch das Rohmaterial, das bei uns ankommt“, sagt Lanzer. Dass es diese akribischen Kontrollen gibt, sei wichtig, betont die Werkstoffprüferin. Man muss bedenken, dass diese Produkte aus Metall sind, die auch beispielsweise in einer Extremsituation zuverlässig funktionieren müssen. Folgendes Beispiel verdeutlicht, wie wichtig die regelmäßigen Prüfungen sind: Allein 225.000 „Taumel“ werden an einem Arbeitstag in dem Werk in der Nordpfalz gefertigt und ausgeliefert. Da mit diesen Komponenten die Einstellung der Sitzlehnen vorgenommen wird, kommt dem Material auch eine zentrale Sicherheitsfunktion zu. Denn wie es von dem Unternehmen heißt, muss ein Sitz im Falle eines Unfalls den Insassen sicher halten. Deshalb spielen die Qualität der Lehneneinsteller als Bindeglied zwischen Lehne und Sitzunterbau sowie ihre Fähigkeit zur Aufnahme von Kräften eine entscheidende Rolle. Es liegt in der Natur der Dinge, dass beispielsweise die Qualität des angelieferten Stahls immer wieder geprüft werden muss. Daher gilt in der Qualitätssicherung die Devise „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Um Gewissheit über die Qualität des Rohmaterials zu erlangen, prüfen die Werkstoffprüferinnen etwa neben der Streckgrenze und der Zugfestigkeit auch die Materialzusammensetzung. Um die Werkstoffeigenschaften wie zum Beispiel die Verschleißfestigkeit zu erhöhen, erwärmen die Mitarbeiterinnen bei Johnson Controls die produzierten Zahnräder und Zahnkränze auf etwa 900 Grad Celsius. Das dauert je nach Dicke bis zu 120 Minuten. Anschließend werden die Zahnräder in Öl abgeschreckt. Um die Härte zu bestimmen, nutzt Jula Lanzer spezielle Härteprüfgeräte. Diese arbeiten unabhängig vom Verfahren alle nach dem gleichen Prinzip: Sie messen den Widerstand, den der Werkstoff dem Prüfkörper entgegensetzt. Hier drückt sich eine Diamantspitze für zehn Sekunden in die Probe. Je weicher das Metall, desto tiefer kann die Spitze eindringen. Und desto größer ist der Abdruck, den die Spitze im Werkstoff hinterlässt. Um die Struktur des Stahls zu deuten, nutzen die Werkstoffprüferinnen auch Mikroskope. Vor dem Mikroskopieren schneiden sie den Stahl auseinander und ätzen die Schnittstelle mit Säure an. An der Verfärbung und der Form der sogenannten Körner kann das Gefüge analysiert werden, berichtet Lanzer. Aber ist das nicht eine Arbeit, die eher für Männer geeignet ist? Keineswegs, sagen die beiden Frauen und argumentieren, dass gewissenhaftes Arbeiten und naturwissenschaftliche Kenntnisse mitnichten ein Alleinstellungsmerkmal männlicher Kollegen ist. „Im Gegenteil, ich glaube sogar, dass Frauen aufgrund ihrer Gründlichkeit besonders gut für diese Arbeit geeignet sind“, betont Jula Lanzer. Wie sie sagt, müssen die Werkstoffprüferinnen nicht nur naturwissenschaftlich kompetent, sondern auch teamfähig sein. Lanzer: „Denn wir stehen ja täglich in Kontakt mit Kollegen aus der Produktion, mit Lieferanten und Kunden.“ Langweilig wird es den beiden jungen Frauen jedenfalls nicht. (stwo)

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