Donnersbergkreis Schultagebücher, Mühlen und eine alte Gemeindeuhr

In der August-Ausgabe der Nordpfälzer Geschichtsblätter wertet Inge Huber aus Reichsthal die Schultagebücher der Schulen Reichstahl, Seelen und Rathskirchen aus der Zeit von 1933 bis 1946 aus. Eberhard Ref (Ludwigshafen) berichtet über die Mühlen in Harxheim und Torsten Schlemmer (Waldgrehweiler) erzählt von einer alten Gemeindeuhr.

Deutlich lässt sich aus den Schultagebüchern jener Jahre ablesen, wie die NS-Regierung die Schulen zu ihren Zwecken instrumentalisierte und gelegentlich sogar anordnete, dass die Schuljugend gemeinsam mit Parteiorganisationen aufmarschierte beziehungsweise Veranstaltungen gestaltete. Auch zu Propagandazwecken für die NSDAP vor Wahlen wurde die Schuljugend eingesetzt und das Anhören von Reden der Parteigrößen gehörte zum Pflichtprogramm im Unterricht. Zu Beginn der 1940er Jahre machten sich die Auswirkungen des Krieges auch in den kleinen Landschulen bemerkbar: Lehrer wurden zum Kriegsdienst eingezogen, der Unterricht musste hauptsächlich von Lehrerinnen erteilt werden und die waren oft gezwungen, vormittags und nachmittags zu unterrichten. Manche Klassen verschiedener Schulen wurden in einem Dorf zusammengelegt. Immer wieder ist die Rede von „Kohleferien“, weil es an Heizmaterial fehlte, und immer öfter liest man von Fliegerangriffen und Bombenabwürfen. Auch die im Krieg Gefallenen werden in den Schultagebüchern namentlich genannt. Nach dem Einmarsch der Amerikaner in unsere Region am 19. März 1945 gab es auch in den Dorfschulen eine Reihe von Veränderungen, die in den Schultagebüchern vermerkt wurden: So wurden alle Lehrer entnazifiziert, die Bekenntnisschulen wieder eingeführt und Geschichtsunterricht sollte zunächst einmal nicht mehr stattfinden. Im Unterricht durften keinerlei nationalistische und militärische Gedanken mehr vertreten werden. Eberhard Ref stellt seiner Abhandlung eine Übersicht über die verschiedenen Arten von Mühlen in früheren Jahrhunderten voran, bevor er über die Mühlen an der Pfrimm beziehungsweise am Ammelbach in Harxheim berichtet. Die bedeutendste und älteste war die Bann- oder Stiftsmühle. Bereits 778 wird eine Schenkung zugunsten des Klosters Lorsch erwähnt: Dabei wird ein Grundstück genannt, auf dem die Errichtung einer Mühle vorgesehen war. Diese wurde dann auch bald darauf gebaut. Ihre wechselvolle Geschichte beleuchtet Ref, wobei auch das Schicksal der Besitzer beziehungsweise Pächter dargestellt und auch gezeigt wird, wie sich der Verwendungszweck der Mühle im Laufe der Zeit änderte. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Gebäude der ehemaligen Bann- oder Stiftsmühle im Zuge der Straßenerneuerung der B 47 abgerissen. Die an manchen Stellen in der Literatur genannte Bittermühle in Harxheim lässt sich urkundlich nirgendwo greifen. Auch die sogenannte Butzgysmühle wird nur in einer Veröffentlichung erwähnt. Auf die Dorfmühle am Ammelbach verweisen dagegen mehrere Quellen, ebenso auf die Jungster- beziehungsweise Inselmühle. Am Ammelbach lassen sich auch noch die Kurpfalzmühle und die Rupp’sche Mühle nachweisen, während sich die Eselsmühle ebenso wenig belegen lässt wie die Zellerthaler Mühle. Der Autor hat seiner Arbeit ein umfangreichen Quellenverzeichnis beigefügt. „Schon viele Jahrzehnte tickt es nicht mehr, stand verstaubt, angerostet und fast vergessen im Glockenturm herum, wurde durch die Flut der Unwetterkatastrophe vom 20.9.2014 umhergeschleudert und seines Holzschranks beraubt – die Rede ist von dem historischen Turmuhrwerk der einstigen Waldgrehweilerer Schule auf der sog. Insel zwischen Moschel und Ransenbach.“ So beginnt Torsten Schlemmer seinen interessanten, mit Fotos ergänzten Bericht über ein altes Uhrwerk, das 159 Jahre überdauert hat. Seine wechselvolle Geschichte, die unterschiedlichen Standorte und die im Lauf der Zeit daran vorgenommenen Veränderungen werden ebenso dokumentiert wie in Kurzform der Lebensweg des Erbauers sowie der vollständige „Akkord über die Fertigung und Lieferung einer Thurm-Uhr für die Gemeinde Waldgrehweiler“ von 1859. Info Das Heft kann beim geschäftsführenden Vorsitzenden des Nordpfälzer Geschichtsvereins, Timo Scherne, Rognacallee 10, 67806 Rockenhausen, bezogen werden.

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