Donnersbergkreis Personalsituation weiter in der Kritik

Bunt und fröhlich soll’s in der Kita zugehen – doch zu bunt wird’s Erzieherinnen schon mal, wenn sie an die enge Personallage de
Bunt und fröhlich soll’s in der Kita zugehen – doch zu bunt wird’s Erzieherinnen schon mal, wenn sie an die enge Personallage denken.

Uneingeschränkte Zustimmung gab es im Jugendhilfeausschuss für die „Zweckvereinbarung Schwerpunktjugendamt zwischen dem Donnersbergkreis und dem Landkreis Kusel“. Die Integration junger unbegleiteter Flüchtlinge läuft nach einem Bericht des Jugendamtes gut. Der Kindertagesstätten-Bestands- und Bedarfsplan wurde verabschiedet. Der Ausschuss beschloss, bei der Novellierung des Kindertagesstätten-Gesetzes eine Verbesserung des Personalschlüssels zu fordern.

Dezernent Fabian Kirsch erläuterte den Bestands- und Bedarfsplan für den Kreis. „Wir sind in der glücklichen Situation, dass die Zahlen der Kindergartenkinder im Kreis nicht so zurückgegangen sind wie prognostiziert. In den letzten sechs, sieben Jahren sind sie fast stabil geblieben.“ Daraus resultieren aber weitere Ausgaben für 7,5 neue Stellen. Gründe für den seit Jahren notwendigen Personalaufbau seien vor allem die vermehrt gewünschte Ganztagsbetreuung und die Aufnahme Ein- und Zweijähriger. So seien zum Stichtag 1. Mai 2017 1472 Ganztagsplätze belegt, 474 Zweijährige und 130 Kinder zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr nutzten einen Betreuungsplatz. Zwei Tendenzen strich Kirsch heraus. Einmal sei die Nachfrage der Eltern nach naturnahen Angeboten wie Wald- oder Naturgruppen sehr stark gestiegen. Weiterhin gebe es in den Verbandsgemeinden dahingehend deutliche Unterschiede, dass Plätze in ländlich geprägten Kitas insgesamt weniger gefragt seien als in eher städtischen, wo zudem mehr Wert auf Ganztagsplätze gelegt werde. Kirsch erläuterte an Beispielen die Situation einzelner Einrichtungen, die etwa eine Erweiterung benötigten oder aufgefüllt werden müssten. Was Öffnungszeiten und Angebote angeht, ergeben sich Probleme bei kleinen Kitas mit nur einer Gruppe. Zum Fortbestand der kleinsten Einrichtungen sei Flexibilität gefragt, wie etwa die Kooperation von Alsenz und Mannweiler-Cölln beweist, wo auch Alsenzer Kinder betreut werden. Einwände gegen den Plan äußerte Ute Knobloch. Sie verwies darauf, dass die meisten der 130 Kinder zwischen ein und zwei Jahren in altersgemischten Gruppen betreut werden. Besonders die Kleinsten benötigten viel mehr Zeit und Aufmerksamkeit, dafür fehle Personal. „Die Rahmenbedingungen sind nicht mehr tragbar. Der Personalschlüssel muss geändert werden, um eine bessere Fachkraft-Kind-Relation zu erreichen, zumal Ausfälle durch Urlaub, Fortbildung oder Krankheit nicht berücksichtigt werden.“ Sie beantragte, den Personalschlüssel für alle altersgemischten Gruppen um 0,25 Stellen zu erhöhen. Kirsch verwies auf Tagesmütter als ergänzende Möglichkeit zur Bedarfsdeckung und das Landesgesetz, das den Stellenplan vorgibt. „Unser Bedarfsplan entspricht geltendem Recht.“ „Wir müssen die Mitarbeiter schützen. Es gibt zu viel Arbeit für zu wenig Personal“, diese Meinung vertrat auch Claudia Manz-Knoll und wünschte sich mehr Entlastung der Kitaleitungen bei administrativen Arbeiten. Sie konstatierte, dass Städte mit mehr Gehalt locken, und plädierte dafür, auch die Kleinstkitas in der VG Rockenhausen zu erhalten, was mit Elternmitwirkung zu schaffen sei. Die von Knobloch geforderte Stellenerhöhung nannte Landrat Werner eine zu hohe Belastung für den Kreis, er wünsche sich ein stärkeres finanzielles Einbringen von Bund und Land. Man habe rund 300.000 Euro, Mittel aus dem gescheiterten Betreuungsgesetz, für Unterhaltung der Kitas und Integration verwendet. Auf Antrag von Johanna Sauer-Hofmann wurde beschlossen, Landes- und Bundesregierung, Parteien und Fraktionen in einem offiziellen Schreiben auf die Missstände bei der Personalsituation in Kitas hinzuweisen und bei der anstehenden Novellierung des Kindertagesstätten-Gesetzes Verbesserungen zu fordern. Der Bestands- und Bedarfsplan wurde bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen beschlossen. Meiline Frankfurter vom Jugendamt berichtete über die Betreuung unbegleiteter minderjähriger Ausländer im Kreis. Zurzeit seien das 55, hauptsächlich im Alter von 16 bis 17 Jahren, darunter nur drei Mädchen. Nach Zuweisung vom Landesjugendamt erfolge der Kontakt mit der Abgabestelle Kusel und die Unterbringung der Flüchtlinge. In stationären Einrichtungen seien 33 untergebracht, unter anderem im SOS-Kinderdorf Eisenberg, im Heilpädagogium Schillerhain und in Eisenberg-Stauf. Einige lebten in eigenen Wohnungen, würden von der sozialpädagogischen Familienhilfe begleitet und besuchten Schulen in Rockenhausen, Eisenberg und Kirchheimbolanden. Frankfurter verwies auf die besondere Situation dieser Menschen: „Viele sind traumatisiert, es bestehen Sprachbarrieren, sie haben keinerlei Kenntnis von unseren Strukturen, Kultur oder unserem Schulsystem.“ Dazu stünden einige enorm unter Druck, da ihre Familien im Herkunftsland Geld von ihnen erwarteten, auch ein oft nicht möglicher Familiennachzug sei eine große Belastung. Frankfurter zufolge verlaufe die Integration gut: „Die meisten sind sehr motiviert und wollen die Sprache lernen und sich integrieren, wobei Betreuer und ehrenamtliche Helfer notwendige Hilfen geben, was zum Beispiel Schule, Einkaufen, Kochen und Essen angeht.“ Die inzwischen 26 Volljährigen würden nicht alleine gelassen, sondern weiter von Betreuern und Helferkreisen in den VGs unterstützt, um den fehlenden familiären Anschluss aufzufangen. Einen Wandel gebe es bei den Herkunftsländern. In letzter Zeit seien vor allem junge Afrikaner ohne Verwandte gekommen, zuvor überwiegend Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan. Die bisherige Kooperation der Jugendämter Kusel und Kirchheimbolanden lobte Mitarbeiterin Heike Frey. Früher hätte der Donnersbergkreis für jeden Flüchtling eine finanzielle Pauschale bekommen, heute sei der Kreis Kusel Schwerpunktjugendamt, wo auch Erstmaßnahmen wie Feststellung von Alter und Identität und ein Ärztecheck erfolgten. Der Ausschuss verabschiedete, da sich die bisherige Zusammenarbeit bewährt hat, die Zweckvereinbarung Schwerpunktjugendamt zwischen den Jugendämtern beider Landkreise.

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