Donnersbergkreis Offene Brüche und Kunstblut

Ein „Verletzter“ wird aus einem Unfallwagen auf die Trage umgebettet.
Ein »Verletzter« wird aus einem Unfallwagen auf die Trage umgebettet.

Für Feuerwehrleute gehört Erste Hilfe zum Einsatzalltag. Dieses Helfen allerdings will gelernt sein. Deshalb arbeiteten die Jugendfeuerwehr der Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden und das Rote Kreuz (DRK) jetzt erstmals in einer Ausbildungsreihe Erste Hilfe zusammen. Zum Abschlusstag kamen 65 Teilnehmer aus sieben Jugendwehren der VG zur DRK-Rettungswache.

Die Kinder und Jugendlichen im Alter von zehn bis 16 Jahren hatten an drei Schulungsabenden Erste Hilfe trainiert. „Heute ist euer großer Tag, und der wird richtig cool werden“, begrüßt Jugendfeuerwehrwart Daniel Krell die jungen Teilnehmer. „Ihr könnt euer Wissen an drei Stationen auffrischen, vertiefen und anwenden und werdet zum Abschluss eine Bescheinigung als Ersthelfer bekommen“, erklärt er den Ablauf des Tages. Eine Gruppe beginnt mit Fahrzeugkunde und besichtigt einen Rettungstransportwagen des Roten Kreuzes. Keine einfache Sache ist es, die Trage für den Liegend-Transport aus dem Wagen zu fahren und hochzuklappen, merken die Jugendlichen. Im Wagen probieren sie den Sauerstoffsensor aus. Sie stecken eine Kappe auf einen Finger. „100 Prozent Sättigung“ liest Bastian seinen Wert ab. Sie erfahren, wie eine Beatmung mit einer Sauerstoffflasche durchgeführt wird und wie die Absaugpumpe funktioniert. Dann schmunzeln sie, als sie sehen, dass im Notfallkoffer für Kinder ein Kuscheltier als Tröster liegt. „Ein Notarztwagen enthält die gleichen Geräte und noch mehr“ erklärt Notfallsanitäter Timo Reuter und öffnet den Schrank für Gegengifte. Er führt die Feuerwehrjugendlichen durch die Desinfektionshalle in die Rettungswache. „Wir verbringen unser halbes Leben hier, weil wir Zwölf-Stunden-Bereitschaftsdienste haben“, erklärt er. Deswegen gibt es auch einen Aufenthaltsraum, Schlafzimmer, Küche, Dusche und ein Büro. Jörg Albicker vom DRK freut sich, dass diese Premiere als Kooperation mit der Jugendfeuerwehr zustande kam. „Wir hoffen, dass die Jugendlichen bei der Feuerwehr bleiben. Sie haben so viele Freizeitangebote, von Musik bis Fußball, da werden die sozialen Aktivitäten oft hinten angestellt. Universell ausgebildete Kräfte, die bei der Feuerwehr und in Erste Hilfe geschult wurden, sind Gold wert für den Katastrophenschutz. Vielleicht interessieren sie sich später für die neue Ausbildung zum Notfallsanitäter. Diese Jugendlichen waren an den Schulungsabenden sehr motiviert und stellten interessante Fragen. Für uns war es eine Herausforderung, sie bei Laune zu halten nach ihrem anstrengenden Schultag.“ Die zweite Station befindet sich im Ausbildungsraum des DRK. Die Jugendlichen sollen Unfälle nachstellen und zeigen, wie sie Hilfe leisten. Sie wissen, dass sie als Feuerwehr meist als Erste vor Ort sind. In der Nachbesprechung gibt es Lob und Verbesserungsvorschläge. So erfahren sie, dass sie den offenen Armbruch eines Radfahrers keinesfalls fest verbinden, sondern nur behutsam abdecken dürfen. „Sonst wäre das fürchterlich schmerzhaft.“ Großes Lob bekommen sie für ihre Vorgehensweise: Den Patienten beruhigend ansprechen, auf seine Atmung achten, ihn in die stabile Seitenlage bringen und dabei den Kopf überstrecken, damit seine Atemwege frei bleiben. Wenig später sehen sie sich im Hof der Feuerwache mit einem realistisch geschminkten offenen Armbruch konfrontiert. Die Feuerwehr-Jugendlichen beherzigen das im Rollenspiel zuvor Gelernte und versorgen den offenen Bruch mit einem sanft angelegten Verband. Zwei Autos stehen sich gegenüber, als seien sie zusammengestoßen. In jedem Auto sitzen zwei als verletzte geschminkte Schüler. „Das sieht so echt aus und ist gruselig“ sagt ein junger Helfer. Unter der Anleitung von Sanitäter Alexander Venyi sprechen die Jugendlichen der Feuerwehr die Verletzten an, ziehen Einmalhandschuhe an, bringen einen Airbagschutz an, verbinden eine Platzwunde am Kopf, stabilisieren die Halswirbelsäule mit einem Stiffneck und legen das Unfallopfer auf eine Trage. Für das Schminken sind Schüler der Sanitäts-AG des Gymnasiums Weierhof zuständig. Sie kennen sich aus mit Realistischer Unfalldarstellung (RUD) und haben eine Zusatzausbildung im RUD-Schminken. Dazu benutzen sie Kunstblut, Theaterschminke und Wachs, um die Wunde aufzutragen. Alle in der Sanitätsgruppe freuen sich, dass sie zur Belohnung für ihren Einsatz einen Autoschneider benutzen durften und auf der Drehleiter 30 Meter in die Höhe gefahren wurden.

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