Donnersbergkreis Obermoschel:Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im Wandel

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Nikolai Kalinke (29) ist seit 2016 Landes-Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.

Von 700 Quadratmetern runter auf 120: Mit dem Umzug vom alten Amtsgerichtsgebäude in die Räume des früheren Protestantischen Dekanates Obermoschel hat sich einiges verändert für die Landesgeschäftsstelle der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), und es sei bei diesem Wechsel des Domizils innerhalb von Obermoschel manche Schwierigkeit zu überwinden gewesen. „Am Ende war es aber auch ein Segen, sich von manchen Altlasten zu befreien“, erzählt Nikolai Kalinke, der neue Landesgeschäftsführer der SDW.

Inzwischen freue er sich mit seinem Team – den Verwaltungskräften Sigrid Klee und Andrea Renner sowie Melanie Christmann-Koch als Jugendbildungsreferentin – über die helleren, freundlicheren Räume. Den Umzug nennt der 29-Jährige als eine seiner ersten Amtshandlungen, nachdem er im Mai 2016 beim Landesverband die Führung der Geschäfte übernommen hatte. Anlass für den Umzug sei gewesen, dass die Sparkasse als Besitzerin sich von dem Gebäude getrennt und es einem Investor verkauft hatte. Ganz nebenbei hat sich mit dem Umzug ins frühere Dekanat ein Kreis geschlossen: In den ersten Jahren sei im alten Amtsgericht neben der SDW eben auch das Dekanat untergebracht gewesen, schmunzelt Kalinke.

Warum Obermoschel?

Warum aber residierte der Landesverband überhaupt in dem großen Gebäude, und warum gerade in Obermoschel? Das, erklärt Kalinke, reiche zurück in die Amtszeit des früheren Landesverbandsvorsitzenden Kurt Rocker. Der Rockenhausener, Christdemokrat und 26 Jahre lang Mitglied des Landtages, habe mit dem Haus die Vision verbunden, hier die Umweltakademie aufzubauen und das Haus dafür als Tagungsgebäude zu nutzen. Die Umweltakademie gebe es auch und sei eine wichtige Bildungseinrichtung unterm Dach der SDW, doch habe die das Haus nie gefüllt. Als Landesverband habe man eben darauf achten müssen, Veranstaltungen nicht nur zentral in Obermoschel, sondern auch an anderen Orten im Land anzubieten.

Sitz hat Tradition

Der Auszug aus dem alten „Haus des Waldes“ sollte aber kein Anlass sein, nun Obermoschel den Rücken zu kehren. Zwar biete der Standort Nachteile hinsichtlich der Verkehrsanbindung, aber der Sitz in der kleinsten Stadt der Pfalz habe nun schon eine gewisse Tradition, so Kalinke. Und Winfried Werner, nach seiner Zeit als Donnersberger Landrat noch immer Landesvorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, habe seinerseits ein starkes Interesse gehabt, in Obermoschel zu bleiben. Kalinke ist dankbar dafür, dass Werner im SDW-Vorstand weitermacht: „Er bringt einen großen Erfahrungsschatz mit.“

Auf den Wald fokussiert

„Das ist die größte und einzige Waldschutzorganisation in Deutschland“: Das ist Kalinkes knappe, aber bestimmte Antwort auf die Frage, wie er die SDW und ihre Anliegen auf den Punkt bringen würde. Die Formulierung soll nicht zum Ausdruck bringen, dass der Wald nicht auch bei anderen Naturschutzorganisation wie „Nabu“ oder „Bund“ hoch im Kurs stehe, doch im Unterschied zu diesen Verbänden habe sich die SDW ausschließlich auf den Wald fokussiert. Waldbildung, Waldpädagogik hat sich der Verein auf die Fahne geschrieben, um den Wald auf vielfältigste Art ins Bewusstsein zu bringen als tragendes Ökosystem, als Lebensraum und als Lebenswert. Aktionen zum Tag des Waldes, Waldjugendspiele, Walderlebnistage sind eine weithin bekannte Seite dieser Arbeit.

Freude über Interesse

Hinzu kommen die Mitwirkung bei der Ausbildung von Waldpädagogen, Seminaren, Exkursionen, Vorträgen – wenn er selbst als Referent im Einsatz sei, freue er sich immer wieder über das lebhafte Interesse gerade bei Seniorenveranstaltungen auf dem Land, „die sind sehr gut besucht, und es ergeben sich schöne, angeregte Diskussionen“, erzählt Kalinke. Bei der Waldpädagogik wiederum verspricht sich Kalinke viel von einem neuen Angebot, den Wald-Kisten. Mit ihnen und ihrem Inhalt können Schulen draußen viele Experimente und Untersuchungen machen. Besonders wichtig sei zudem das Netzwerk, zu dem sich 2014 zertifizierte Waldpädagoginnen und -pädagogen unterm Dach der Schutzgemeinschaft zusammengefunden hätten. Und natürlich ist die Schutzgemeinschaft gefragt, zu Bauvorhaben ihre Sicht als Träger öffentlicher Belange einzubringen. „Pro Jahr geben wir dafür um die 700 Gutachten ab“, beschreibt Kalinke den Arbeitsumfang gerade bei diesem Aufgabenfeld.

Auch vor Ort aktiv

Als Geschäftsstelle eines Landesverbandes haben die Obermoscheler SDWler natürlich das ganze Land Rheinland-Pfalz im Blick. Und anders als in den meisten anderen Bundesländern gebe es hier keine Kreisverbände. Dennoch ist die SDW natürlich auch vor Ort aktiv. Für den 21. März etwa kündigt Kalinke in Waldgrehweiler eine große Pflanzaktion an: Zum „Tag des Waldes“ sollen hier 300 Edelkastanien gepflanzt werden, die Kinder der örtlichen Grundschule und der Kita Bisterschied dürfen dabei kräftig mit Hand anlegen. Im Alsenztal wiederum plane die SDW ein Projekt, bei dem es um das vom Aussterben bedrohte Haselhuhn gehe, das dort noch anzutreffen sei. Hier gehe es darum, durch die Reaktivierung alter Kulturformen die Niederwald-strukturen wieder herzustellen, die den Lebensraum dieser bedrohten Tierart prägen.

Gruppen auch musisch aktiv

Im Landkreis präsent ist auch die Waldjugend, die Jugendorganisation der SDW. „Mufflonhorst“ nennt sich die Jugendgruppe, die im Raum Kalkofen und Winterborn tätig ist. „Die Waldjugend wird häufig mit den Pfadfindern verglichen“, sagt Kalinke – mit dem Blick freilich auf manche Unterschiede. Der jeweilige Verantwortliche im Revier sei der „Patenförster“, der mit den Gruppe etwa Waldexkursionen mache. Lager werden veranstaltet, bei Aufforstungsaktionen mitgewirkt, auch musisch seien die Gruppen aktiv, erzählt Kalinke vom Geschehen in den Horsten, deren landesweit größter mit etwa 110 Mitgliedern in Haßloch zu finden sei.

Wald-Jugendspiele mit finanzieller Unterstützung

An Mitgliedern hat der Landesverband rund 400, die Waldjugend eingeschlossen sind es um die 1000. Darunter seien auch viele Kommunen. Außer durch Mitgliedsbeiträge finanziert sich die Arbeit des Verbandes aus projektgebundenen Fördermitteln des Landes, aus Geldern von Sponsoren und Stiftungen wie etwa der Marie-Luise-Hatzfeld-Stiftung. Die Sparda-Bank trage in diesem Jahr die Kosten für einige der Pflanzaktionen zum Tag des Waldes wie der in Waldgrehweiler. Ein kontinuierlicher Partner seien zudem die Sparkassen im Land, mit deren finanzieller Unterstützung auch die Wald-Jugendspiele durchgeführt werden, so Kalinke.

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