Donnersbergkreis „Man muss Ideen haben“

Neues Leben in alten Gasträumen: Im ehemaligen Landgasthaus Dexheimer sind im oberen Bereich Wohnungen entstanden.
Neues Leben in alten Gasträumen: Im ehemaligen Landgasthaus Dexheimer sind im oberen Bereich Wohnungen entstanden.

In zwei Gebäude, die seit einiger Zeit leer standen, ist in Oberwiesen wieder Leben eingekehrt. Die Rede ist vom ehemaligen Landgasthaus Dexheimer in der Ortsmitte und dem ehemaligen Altenheim „Waldfrieden“ in der Hauptstraße. Gekauft hat die Anwesen der Flonheimer Bernhard Auel, der dort jeweils Wohnflächen geschaffen hat. „Ich will nachhaltig was gestalten“, sagt der 65-Jährige. Das wiederum freut Ortsbürgermeister Andreas Thoni.

Nein, Leerstände sind eigentlich nicht das große Problem in Oberwiesen. Zwei gab es aber. Zwei prominente – mit dem Landgasthaus Dexheimer und dem ehemaligen Seniorenheim „Waldfrieden“. „Die Gaststätte ist seit 2000 geschlossen“, erzählt der Ortsbürgermeister. Bis zum Tod des Besitzers lebten noch Familienangehörige darin, berichtet Thoni weiter. „Dann stand es zwei Jahre lang leer. Es war lange im Angebot, lange ohne Erfolg.“ Bis der Flonheimer Bernhard Auel darauf aufmerksam wurde. „Durch das Internet“, wie er erzählt. Das historische Gebäude hatte es ihm angetan. „Man muss aber auch Ideen haben, was man damit machen will, bevor man ein Gebäude kauft“, sagt der Investor. Diese hatte er. Den oberen Bereich baute er um, schaffte dort drei Wohnungen. „Sie waren schnell vermietet“, erzählt der 65-Jährige. Aus dem ehemaligen Gastraum würde er auch gerne „noch was machen“, sagt er mit einem Blick auf die Theke. „Wenn sich hier jemand finden würde...“ Vorstellen kann sich Auel so einiges. Eine Art Imbiss oder ein Café. „Es sollte was Nachhaltiges sein.“ Wert legt der Investor darauf, dass er damit nicht der Gaststätte in der Gemeindehalle Konkurrenz machen möchte. „Eine Alternative wäre auch, aus den Gasträumen zwei Wohnungen zu machen.“ Auch im Außenbereich hat sich an dem Gebäude was getan. „Da wurde liebevoll mit viel Geduld an der Fassade gearbeitet“, sagt Thoni. „Oberwiesen hat mir schon immer gefallen“, gesteht Auel. Wie er erzählt, besitzt er 26 Immobilien – von kleinen Häusern bis hin zu acht Bauplätzen in Flonheim, wo altersgerechtes Wohnen entstehen soll. Im Gebäude Dexheimer schließt er nun im Kellerbereich einen Raum auf, den viele sicher nicht kennen. „In den 70er Jahren wurde das als Disco genutzt“, erinnert sich der Ortsbürgermeister. „Was wir hier machen, ist noch offen“, sagt Auel. Einer seiner Mieter sei ein Fotograf. Denkbar, dass dieser in diesen Räumen eine Ausstellung macht. „Nach und nach“ will Auel das Anwesen weiterentwickeln. Gekauft hatte er es im Sommer 2015. 28 Jahre lang war der Flonheimer bei Opel beschäftigt. Warum er nun so viele Immobilien hat? „Das Umbauen macht mir Spaß“, sagt er. Einen Hausmeister habe er angestellt, sei selbst im Besitz von Radlader und Bagger. „Es ist wichtig, dass solche Gebäude genutzt werden und nicht dauerhaft leer stehen“, betont Andreas Thoni. Er kennt Bernhard Auel schon seit geraumer Zeit. Und der Oberwiesener Ortschef machte den Immobilienbesitzer auf ein weiteres Anwesen in der Ortsgemeinde aufmerksam. Das ehemalige Altenheim „Waldfrieden“. 2012 wurde es geschlossen, war im Besitz der Sparkassen-Tochter „Donnersberger Konzepte“ und stand leer. „Eigentlich“, sagt Auel, „wollte ich keine weiteren Immobilien in Oberwiesen kaufen.“ In der Ortsgemeinde sei zwischenzeitlich auch das Gerücht kursiert, das Gebäude solle als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. „Der damalige Landrat Winfried Werner hatte mir aber gesagt, dass dafür in Oberwiesen keine Infrastruktur vorhanden ist“, berichtet Thoni. Er konnte den Flonheimer letztlich überzeugen. Der wiederum konnte die Frage der Finanzierung regeln und sich Ende 2016 mit den „Donnersberger Konzepten“ einigen. Dann nahm er zunächst Reparaturen vor, mittlerweile wohnen rund 30 Personen in dem Anwesen. Dort will Auel auch noch einiges tun. Etwa in der ehemaligen Großküche oder einem alten Gemeinschaftsraum. Hinter dem Gebäude habe er zudem ein 3000 Quadratmeter großes Grundstück erworben. Das soll als Parkplatz, aber auch als Gartenfläche genutzt werden. Denkbar sei auch, den ehemaligen Friseursalon zu reaktivieren. „Vielleicht findet sich ja ein Friseur, der ein paar Mal die Woche hier öffnen möchte“, so die Vorstellungen des Besitzers. Rund 200.000 Euro, „geschätzt – ohne Kaufpreis“, habe er bislang in Oberwiesen investiert. „Das ist mein Hobby. Ich lebe nicht davon, monatliche Einnahmen braucht man aber schon, um die Kosten zu decken“, erzählt Auel. In dieser Summe sind auch Arbeiten an einem ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen in der Obergasse enthalten. „Die Besitzerin wollte verkaufen, aber nicht ausziehen“, erzählt Thoni. Also nahm er auch hier Kontakt zu Auel auf. „Eine Win-win-Situation“, sagt dieser. Auch an diesem Anwesen wurde etwas getan, Sanierungs- und Abrissarbeiten fanden statt, am Gebäude entsteht außerdem ein Appartement. Zu tun, das sagt Bernhard Auel, gibt es an den Gebäuden noch einiges. Sorgen bereitet ihm das nicht – im Gegenteil: „Mir macht so etwas Spaß.“

Investor an der Theke: Bernhard Auel würde gerne auch was aus den Gasträumen machen.
Investor an der Theke: Bernhard Auel würde gerne auch was aus den Gasträumen machen.
Alternativ ist für Auel aber auch denkbar, die Gasträume in zwei Wohnungen umzubauen.
Alternativ ist für Auel aber auch denkbar, die Gasträume in zwei Wohnungen umzubauen.
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