Donnersbergkreis Kirche Herz Jesu vor der Aufgabe

Mängel auch bei der Verkehrssicherheit: die Herz-Jesu-Kirche Marnheim.
Mängel auch bei der Verkehrssicherheit: die Herz-Jesu-Kirche Marnheim.

Von einem Verkauf zu reden, sei noch viel zu früh. Das sei auch nur ein mögliches Szenario. Zudem gebe es noch kein abschließendes Votum des Bistums zur Zukunft der katholischen Kirche Herz Jesu in Marnheim. Pfarreirat und Verwaltungsrat der Pfarrei Heilige Anna hätten indes ihren Willen bekundet, das Gotteshaus aufzugeben. So stellt Erich Leber, der stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates, den Sachstand um die katholische Kirche in Marnheim dar.

Von einem geplanten Verkauf des Kirchengebäudes war in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates die Rede gewesen (wir berichteten), Anlass, bei Kirchenverantwortlichen nachzufragen. Erich Leber hat in Vertretung von Pfarrer Stefan Haag der RHEINPFALZ den Sachstand erläutert, Haag selbst ist, wie zu erfahren war, für ein Vierteljahr in einer Sabbat-Zeit und erst im Oktober wieder im Dienst. Leber betont, dass die Kirchengemeinde es sich mit diesem Thema nicht leicht gemacht habe. „Wir wollten früh informieren und deutlich machen, wo die Entwicklung hinführt“, so Leber. Ein Auslöser der Entwicklung sei eine Begehung der Kirche durch den Gebietsarchitekten des Bistums gewesen. Dabei seien Mängel festgestellt worden, die die Verkehrssicherheit betreffen, Schäden im Eingangsbereich, aufgeworfene Böden mit Stolpergefahr. Auch darüber hinaus gebe es Handlungsbedarf, etwa bei der Elektrik oder bei Feuchtigkeit im Innenraum. Auf die Frage nach damit verbundenen Kosten sagte Leber, das sei nicht final geschätzt worden, von einer fünfstelligen Summe sei aber auszugehen. Gebäudeerhaltende Maßnahmen wie Reparaturen an Dach und Dachentwässerung seien noch gemacht worden, „alles weitere wurde in die Warteschleife gestellt“. Die Kirche ist wegen dieser baulichen Mängel bereits seit einigen Monaten geschlossen. Der Blick gilt zudem einem anderen Kernaspekt des Themas: Wie stark wird die Kirche eigentlich genutzt? Wie intensiv ist das gottesdienstliche Leben? Die Antworten hierauf sind nach Lebers Darstellung eher ernüchternd. Der Gottesdienstbesuch sei schwach, zudem kämen mehr Auswärtige als Marnheimer in die Kirche, wie Pfarrer Haag beobachtet habe. Um die Sichtweise der Betroffenen kennenzulernen, seien bereits im Frühjahr alle Katholiken in Marnheim angeschrieben worden mit einer Reihe Fragen – wie die Kirche angenommen werde, wie aktiv man das gemeindliche Leben empfinde, wie bereit man zur Mitwirkung sei und ähnlichem. Von den 350 versandten Briefen seien gerade Mal 15 beantwortet worden. Thomas Volk, der Pfarreiratsvorsitzende und Verfasser des Briefes, berichtet der RHEINPFALZ, dass nur fünf Personen sich als regelmäßige Gottesdienstbesucher bezeichnet hätten. Bereitschaft, sich aktiv einzubringen, sei kaum artikuliert worden. Pfarrer Haag habe selbst im Vorfeld eine Beschreibung der Situation im Pfarrblatt veröffentlich, so Leber. Dazu habe es keine Reaktion gegeben. Mit Blick auf die fälligen Investitionen habe er auch Stimmen aus dem Ort vernommen, das habe keinen Sinn, so Leber. Damit sei der Punkt erreicht gewesen, an dem sich die Gremien – Verwaltungs- und Pfarreirat, Gemeindeausschuss Bolanden/Marnheim – mit der Aufgabe des Gotteshauses – Volk spricht von „Stilllegung“ – als letzter Konsequenz befassen mussten. Entsprechende Beschlüsse seien gefasst. Damit sei das letzte Wort aber keineswegs gesprochen, denn nun muss sich das Bistum damit befassen. Pfarrer Haag habe den Sachverhalt dem Bischof mitgeteilt. Der Priesterrat werde sich nun voraussichtlich im Oktober mit der Entwicklung in Marnheim auseinandersetzen. Wenn Priesterrat und Bischof der Aufgabe der Kirche zustimmen, komme es zu einer Profanierung. Und dann kann beraten werden, was mit dem nicht mehr geweihten Gebäude weiter geschieht.

x