Donnersbergkreis Gepflegte Feier mit Warnungen

Vor 40 Jahren nahm die Ökumenische Sozialstation ihre Arbeit auf. Bei einem Jubiläumsabend in der Donnersberghalle lobten die Redner die Arbeit der Einrichtung und unterstrichen deren gesellschaftliche Bedeutung. Kritik an der wachsenden sozialen Ungleichheit und niedrigen Löhnen übte Heiner Geißler, einstiger Sozialminister und CDU-Generalsekretär.

Für festliche Stimmung sorgten der Zirkus Pepperoni und das Keiper Akkordeon-Orchester bei der Jubiläumsfeier zum 40. Bestehen der Ökumenischen Sozialstation Rockenhausen/Alsenz-Obermoschel/Winnweiler; gleichwohl gab es auch zahlreiche nachdenkliche Stimmen. Dekan Christian Rust hob in seiner Begrüßung hervor, die Ökumenische Sozialstationen verfolge mit der Versorgung von etwa 330 Patienten als christlicher Dienstleister den Gedanken der Nächstenliebe. Dieses Grundmotiv, das Christen und Muslime aus dem weitaus älteren jüdischen Glauben adaptiert hatten, sei der ethische Grundgedanke, um den es gehe. In seiner Rede hob Landrat Winfried Werner (SPD) hervor, die Sozialstation stelle sicher, dass Menschen auch in Not noch sicher und in Würde leben könnten: „Danke an die, die täglich daran arbeiten. Sie machen unsere Gesellschaft reich“, sagte er vor mehreren hundert Zuhörern. Indes müsse auch das Problem des Fachkräftemangels angegangen werden, forderte er und verwies auf einen Arbeitskreis im Donnersbergkreis, bei dem es darum gehe, bei jungen Leuten für Pflegeberufe zu werben. Michael Cullman, Bürgermeister der VG Rockenhausen, ging einen Schritt weiter und mahnte eine Diskussion an, in der es um eine bessere Entlohnung und damit auch um eine höhere gesellschaftliche Anerkennung für das gut qualifizierte Pflegepersonal gehen müsse. „Nur wenn es hier Verbesserungen gibt, können wir den Fachkräftemangel in Griff bekommen“, warnte Cullmann. Der frühere CDU-Sozialminister Heiner Geißler - er war 1974 an der Gründung der Ökumenischen Sozialstation beteiligt - sagte, die wachsende Anzahl ambulanter Einrichtungen belege, dass der Mensch als soziales Wesen auf andere angewiesen sei, umso mehr, wenn ein Mensch krank oder pflegebedürftig sei. Dies zu erkennen, basiere auf einer „ethischen Intelligenz“, bei der nicht Gewinnstreben im Zentrum stehe, sagte der 84 Jahre alte Sozialpolitiker. Der Mensch werde indes zunehmend als Kostenfaktor gesehen, was soziale Ungerechtigkeit fördere. Das schade dem Individuum, aber auch dem Gemeinwohl. Dennoch habe sich diese Ideologie in Wirtschaft und Politik durchgesetzt. „Das schleifende Gift der Betriebswirtschaftslehre hat sich teilweise auch in unsere Kirchen eingeschlichen“, warnte der frühere Jesuitenschüler und forderte eine bessere finanzielle Ausstattung von Sozialstationen und eine höhere Entlohnung von Pflegekräften. Aus Sicht von Geschäftsführer Rüdiger Spieler hat sich die Sozialstation zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Die Einrichtung mit Sitz in Rockenhausen ist nicht nur der größte Pflegedienstleister im Westen des Landkreises, sie arbeite auch stetig daran, ihr Angebot auszuweiten. So gebe es etwa einen Pflegetreff für Patienten, damit die pflegenden – und oftmals schwer beanspruchten – Angehörigen für ein paar Stunden ausruhen können. Weitere Angebote neben dem klassischen Pflegedienst und der Hauswirtschaft sind zum Beispiel der ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienst. (stwo)

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