Donnersbergkreis Gemeinsam auf der Suche

Nicht nur Buchhalterin, auch mal beratend tätig: Jenny Urbanke (Mitte). Die Langmeilerin ist körperlich beeinträchtigt und hat m
Nicht nur Buchhalterin, auch mal beratend tätig: Jenny Urbanke (Mitte). Die Langmeilerin ist körperlich beeinträchtigt und hat mit Unterstützung ihrer Fachbegleiterin Claudia Dürnberger eine Stelle bei der Eiwa Lehm GmbH in Bisterschied gefunden. Rechts: Eiwa-Geschäftsführer Waldemar Eider.

„Ich bin hier glücklich.“ Wenn Jenny Urbanke diese Worte sagt, blickt sie auch auf einen langen Weg zurück. Die 44-Jährige ist körperlich beeinträchtigt, war immer wieder arbeitslos. Ihr Glück hat sie seit einem halben Jahr bei der Eiwa Lehm GmbH in Bisterschied gefunden. Dank der Inklusionsinitiative Westpfalz. Das Gemeinschaftsprojekt hat das Ziel, für schwerbehinderte Menschen einen passgenauen, sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz zu finden. Die Bilanz nach zwei von drei Jahren Projektdauer: sehr gut.

Es war keine einfache Zeit für Jenny Urbanke, als sie aus dem Saarland nach Alsenbrück-Langmeil zog. Zumindest, was ihr Berufsleben betrifft. Eigentlich war es ihr Ziel, eine Stelle als Bürokauffrau zu bekommen. „Doch da hatte ich keine Chance“, erzählt die 44-Jährige. So fand sie zwar Arbeitsplätze in anderen Bereichen, war aber auch immer wieder arbeitslos. Doch dann gab es für sie einen Glücksfall: der Kontakt zur Inklusionsinitiative Westpfalz. Und damit auch ein Treffen mit Fachberaterin Claudia Dürnberger. Von dieser schwärmt Urbanke. „Sie ist jederzeit für mich da, hat immer ein offenes Ohr.“ Dürnberger weiß, dass es im Bereich Bürokauffrau schwer ist, eine Stelle zu bekommen. „Auf einen beeinträchtigten Bewerber kommen hier 249 nicht beeinträchtigte Bewerber“, sagt auch Katharina Henkel, Bereichsleiterin bei der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens. Die Inklusionsinitiative ist ein Gemeinschaftsprojekt von Arbeitsagentur, der Heinrich-Kimmle-Stiftung, dem Evangelischen Diakoniewerk Zoar und dem Ökumenischen Gemeinschaftswerk Pfalz. Claudia Dürnberger selbst ist Zoar-Mitarbeiterin, für die Projektdauer von drei Jahren aber als Fachbegleiterin im Einsatz. „Als Begleiterin gehen wir neue Wege“, erzählt sie. Dabei handelt es sich allen voran um die Nähe zu den beeinträchtigten arbeitssuchenden Menschen. Eine Begleitung betreut zwölf Personen. „Das Persönliche, Vertrauen aufbauen, individuelle Ziele verfolgen“, das sind Dinge, die Dürnberger in ihrer Funktion Freude bereiten. So war es auch bei Jenny Urbanke. Die beiden einigten sich auf eine Weiterbildung im Fachbereich Buchhaltung. Und schließlich setzte sie sich bei der Eiwa Lehm GmbH in Bisterschied gegen andere Bewerber durch. Das nicht nur zur Freude der 44-Jährigen, sondern auch von Geschäftsführer Waldemar Eider. „Sie ist mehr als eine Buchhalterin, unterstützt mich als Chef sehr gut“, sagt dieser. So machte Urbanke in der Zwischenzeit auch ein Praxisseminar mit, berät heute sogar schon mal einen Kunden. „Wir sind hier ein Kleinstbetrieb. Da muss das Personal auch flexibel sein, ich brauche Allroundgenies“, sagt Eider. Urbanke ist zudem froh, dass sie einen verständnisvollen Chef hat, vor allen Dingen dann, wenn es ihr mal nicht so gut geht. Fünf Mitarbeiter sind in Bisterschied beschäftigt. Urbanke hat eine Teilzeitstelle, arbeitet 20 Stunden die Woche. Eine Aufstockung sei nicht ausgeschlossen, wie der Geschäftsführer betont. Er hat bei sich im Betrieb schon mehrfach Erfahrungen mit Mitarbeitern gemacht, die körperlich beeinträchtigt waren. Nicht nur gute, wie er sagt. Trotzdem habe er sich wieder dazu entschieden, jemanden mit körperlichem Handicap zu nehmen. Bei Jenny Urbanke hätten er und seine Schwester Anette, die für die Einarbeitung zuständig war, ein gutes Gefühl gehabt. „Die Ausstrahlung ist wichtig, sie hat von Anfang an gelacht.“ Betreut wurde Urbanke bis diese Woche von Claudia Dürnberger – so habe man weiterhin Kontakt. Auch zum Arbeitgeber. „Die Wege der Betreuung sind sehr unterschiedlich“, sagt die Fachbegleiterin. Da gebe es schüchterne Menschen, die froh sind, wenn sie beim Vorstellungsgespräch dabei ist. „Beeindruckend ist es, wie sich Persönlichkeiten verändern, wenn die Menschen in Arbeit sind.“ Auch das ist eine von vielen positiven Erfahrungen, die Dürnberger bislang gemacht hat. Nach wie vor, sagt sie, haben es Menschen mit Beeinträchtigung schwer auf dem Arbeitsmarkt. Da gebe es auch Ängste auf Seiten der Arbeitgeber. Auch hier erweise sich die intensive Betreuung als Vorteil. In Bisterschied sind beide Seiten zufrieden. Wer mit Jenny Urbanke erzählt, spürt, dass sie mit großer Freude über Lehmbau spricht. Es scheint, als habe die Langmeilerin, die verlobt ist, nicht nur den passenden Beruf, sondern eine Berufung gefunden.

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