Donnersbergkreis Fußballer zensieren sich selbst

Ein Utensil war beim Sippersfelder Kerweumzug unverzichtbar: der Regenschirm. Es gehörte schon eine große Portion Willen und Durchhaltevermögen dazu, dass sowohl die Teilnehmer als auch die zahlreichen Zuschauer entlang der Straßen am Sonntagnachmittag trotz strömenden Regens die Stellung gehalten haben. So hat sich ein klitschnasser, aber dennoch bunter und einfallsreicher Lindwurm durch die Ortsstraßen geschlängelt.

Dabei konnten die Besucher den Aktiven noch nicht einmal den Respekt zollen, den sie eigentlich verdient gehabt hätten: Mit einem Regenschirm in der Hand lässt sich’s nun mal schwerlich klatschen. Und auch das Aufheben der ausgeworfenen „Gutsjer“ oder sonstigen Geschenke ist nur mit großer Mühe möglich. So mussten die Kiebitze die durchnässten Mitwirkenden vor allem durch aufmunternde Zurufe unterstützen. Apropos: Unterstützung benötigt auch die Straußjugend in den kommenden Jahren – hat sie doch mit erheblichen Nachwuchssorgen zu kämpfen. Folglich haben die Jugendlichen nicht nur ihren bunten Strauß präsentiert, sondern auch einen Motivwagen unter dem Motto „Ohne Straußborsch ist alles doof“ gestaltet – bestückt mit allerlei Dingen, die „doof“ sind. Derweil haben die Fußballer vom FC Eiche Sippersfeld ihre Konsequenzen aus einem Ausrutscher beim vergangenen Kerweumzug gezogen: „Letztes Jahr warn wir undiszipliniert, deshalb dieses Jahr nur zensiert“, hieß es auf dem Spruchband des mit Planen hermetisch abgeriegelten Wagens, auf dem die Teilnehmer zwar zu hören, aber nicht zu sehen gewesen sind. Deutlich zu sehen waren dagegen die Mitglieder des Modellflugsportvereins Sippersfeld, die an einer Art rotierendem Propeller zwei Modellflugzeuge angebracht hatten und damit Werbung für ihre „fliegenden Kisten“ machten. Mit einem mühevoll bemalten und dekorierten Wagen haben die wetterbedingt als „Kapuzenmännchen“ auftretenden Kinder auf das 40-jährige bestehen des Kindergartens Sippersfeld aufmerksam gemacht. Die gemischte Theater- und Volleyballgruppe hatten sich als Piraten verkleidet und machten als „Freibeuter vom Pfrimmtal“ Werbung für den Ausflug des Schreckens im Oktober. Optimistisch haben die Nachwuchsfußballer der Spielgemeinschaft Sippersfeld/Mehlingen/Alsenborn mit dem Slogan „Die Jugend gewinnt“ in die neue Saison geblickt, während das Neuhemsbacher Scheiertheater die Zuschauer zu den Vorstellungen im Nachbarort eingeladen hat. Zu Gast war die Straußjugend aus Dreisen, die auf die Kerwe in ihrem Ort hingewiesen hat. Nicht ins Wasser gefallen, aber kurzfristig ins trockene Feuerwehrgerätehaus verlegt worden ist die Kerwerede, die Marco Kolb gekonnt vorgetragen hat. Unterstützt von seinem Mundschenk Jan Kolb, hat er einige amüsante „Stickelscher“ des vergangenen Jahres zum Besten gegeben. Zum Beispiel die Geschichte von den beiden Sippersfelderinnen, die in einem Baumarkt Schrauben kaufen wollten, es sich dann – warum auch immer – jedoch anders überlegt hatten. Die Schrauben haben sie daher an anderer Stelle im Markt wieder abgelegt, durch dieses Hin und Her aber offenbar die Aufmerksamkeit des Ladendetektivs erregt. Dieser hat das Duo dann an der Kasse gestellt und wollte wissen, wo die Schrauben sind. Die hatten die beiden Frauen zwar nicht bei sich, wussten aber auch auf Anhieb nicht, wo sie abgeblieben waren. Es hat sie einige Überzeugungsarbeit gekostet, sich vom Verdacht des Ladendiebstahls zu befreien. Für Gelächter sorgte auch die Story einer Autofahrerin, die laut Kerwerede „e bisje iwwereilich“ unterwegs gewesen ist, einem Lkw sowie einem Bus ausweichen wollte und ihren Wagen dabei im Straßengraben „geparkt“ hat. Die Kerwe war am Freitagabend mit dem gut besuchten Schlachtfest des FC Eiche Sippersfeld eröffnet worden. Nach dem von Pfarrer Maupai gehaltenen Kerwegottesdienst und dem folgenden Umtrunk bei der Feuerwehr ist im Dorfgemeinschaftshaus bei der Jukebox-Party mit DJ Johannes Held vom SWR so richtig die Post abgegangen. Umzug und Kerwerede am Sonntag schloss sich ein gemütliches Beisammensein bei der Feuerwehr an. Der Montag stand ganz im Zeichen des Frühschoppens, während der gestrige Dienstag der Seniorenkerwe vorbehalten geblieben ist. Übrigens bei gutem Wetter ... (kra)

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