Donnersbergkreis „Franz von Sickingen – der erste Inkassoeintreiber“

Franz von Sickingen – heldenhafter Ritter oder Raubritter? In Schauspielen, Gedichten, auch im Andenken der Pfälzer ist mit dem Namen nur Gutes verbunden. Aber es gab auch noch das andere, dunkle Gesicht. Begleitend zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel?“ im Landesmuseum Mainz bieten die Wormser Gästeführer eine Sonderführung an, welche Franz von Sickingen und die Reformation aus Wormser Sicht beleuchten.

„Man nennt Sickingen den ersten Inkassoeintreiber“, bringt Gisela Neumeister das Wirken des Ritters auf den Punkt. Fürsten, Kaufleute, sie haben sich seiner Hilfe bedient, wenn es galt, Schulden einzutreiben. Zu Worms sei er „halt nicht so nett“ gewesen. Zweimal habe Sickingen der Stadt die Fehde erklärt, um das Geld seines Auftraggebers einzutreiben. Als seine Forderungen nicht erfüllt wurden, hat er die Stadt erfolglos belagert und beim Abzug die Umgebung verwüstet, Brücken zerstört: „Von Sickingen hat allzeit seine bestellte Reuter gehabt, so auf allen Straßen um die Stadt gestreift. Und wo sie einen Bürger nur in einem Wingarten oder sonst im Feld ansichtig worden, haben sie ihn, wo er nit entflohen, gefangen und hinweggeführt oder aber eine Hand abgehauen oder sonst übel geschlagen“, heißt es im Urkundenbuch der Stadt. Auch einem Heidelberger Schiff, mit dem Wormser Kaufleute 1515 zur Frankfurter Fastenmesse reisen wollten, hatte er bei Eich „mit Geschütz geweglagt und also gezwungen, sich zu ergeben, sie auf freiem Rheinstrom gefangen“ – und natürlich Lösegeld gefordert. Die erste Fehde Sickingens mit der Stadt von 1514 bis 1519 brachte ihm einen bedeutendem finanziellen Gewinn sowie hohes Ansehen als Landknechtsführer und Kriegsunternehmer. Die zweite 1521 wurde durch den Kaiser beigelegt, dieser Händel sei „Null zu Null“ aufgegangen, „keiner hatte was gekriegt“, weiß Neumeister. Franz von Sickingen habe neben anderen Städten zuletzt auch Trier belagert. „Das hat ihm das Genick gebrochen“, sagt die Gästeführerin. Der hessische Landgraf Philipp, der Erzbischof von Trier und der Pfalzgraf hatten sich gegen den Ritter verbündet. Bei der Belagerung der Burg Landstuhl, wo sich Sickingen zurückgezogen habe, wurde er schwer verletzt und starb an der Verwundung. Das zweite Gesicht des Franz von Sickingen war seine Unterstützung der Reformation. Ulrich von Hutten gewährte er Schutz auf der Eberburg bei Bad Kreuznach. Hutten soll, so Neumeister, Martin Luther auf Geheiß Sickingens auch vor Worms abgepasst und auf die Ebernburg als Zufluchtsort eingeladen haben. „Auf der Ebernburg wurde damals bereits im reformatorischen Sinne gepredigt“, betont Neumeister. Sein Verhältnis zum Kaiser sei gut gewesen, soweit er dessen Interessen vertreten hatte. „Man kann alles von zwei Seiten sehen, das Positive will ich ihm nicht wegnehmen.“ Die Führung haben die Gästeführer an Hand von Büchern, Urkunden und Zeugnissen ausgearbeitet. Man erfährt vom Verhältnis der Reichsstadt Worms zum letzten Ritter, zum Kaiser, über das Wirken Martin Luthers, die Bedeutung des Reichstags zu Worms 1521, auf dem der Reformator seine Schriften nicht widerrief, und welchen Einfluss reformatorische Strömungen auf das Leben der Stadt danach hatte. (cei) Termin Gästeführung zu Sickingen, Luther, Kaiser Karl V. und dem Wormser Reichstag von 1521, jeweils Samstag, 27. Juni/25. Juli/22. August/26. September/24. Oktober, 15 Uhr. Treffpunkt: Siegfriedbrunnen vor dem Haus zur Münze am Neumarkt. Ticket sechs Euro.

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