Donnersbergkreis Erfrischend und originell

Lasen in der Karl Ritter Schule Geschichten zum Stadtjubiläum, hinten v.l.: Agate Stellwagen, Hans Vanselow, Heinz Wolfgang Krap
Lasen in der Karl Ritter Schule Geschichten zum Stadtjubiläum, hinten v.l.: Agate Stellwagen, Hans Vanselow, Heinz Wolfgang Krapf; vorne v. li. Katharina Elsinger, Monika Böss und Carla Fernandes Schlegel. Nicht auf dem Bild: Astrid Dinges.

«KIRCHHEIMBOLANDEN.» Freundlich-familiär wie immer bei ihren bemerkenswerten Veranstaltungen präsentierte sich die Kleine Pfalzbibliothek am Montag in der Karl-Ritter-Schule. Begrüßt von Margitta Schreier erwartete die gut dreißig Besucher eine Lesung der Literaturgruppe Wachtenburg-Donnersberg. Fünf Autorinnen und zwei Autoren hatten „Auftragsarbeiten“ dabei: Gedichte und Geschichten zur Stadt Kirchheimbolanden und deren Jubiläum.

Mit einem fast zärtlichen Gedicht „Der Raum“ als Hommage an den „Unterschlupf“, den die schreibende Gruppe regelmäßig in der Bibliothek findet, eröffnete Carla Fernandes Schlegel den Reigen der Vorträge. Es folgten zwei Geschichten von Hans Vanselow. In der ersten ging es um eine alte Dame, die sich entschließt, für ihre Lebendigkeit zu kämpfen und den Anfang dafür in einem Café bei dem Gespräch mit einem anderen Gast und einem Stück Erdbeerkuchen findet. Die zweite beschäftigte sich mit einem Ehepaar, das zur Verkaufsoptimierung gegen die Vorschriften der Behörden die Fensterfront seines Geschäfts vergrößert. Die Geschichte, die scheinbar unspektakulär daherkommt, endet in der Gegenwart mit einer Frage an das Ehepaar - inzwischen im Großelternstatus. Sie wird von dessen Enkel gestellt, der damit den damaligen Einbau der Fenster als hässliche Bausünde entlarvt. Schöne Idee, fein konstruiert. Mit beeindruckendem sprachlichen Repertoire trug anschließend Katharina Elsinger zunächst ein impressionistisch anmutendes Gedicht mit Stadtansichten vor. Und dann erzählte sie von einer jungen Frau, die sich in den siebziger Jahren so gar nicht mit Kirchheimbolanden als zukünftigem Wohnort anfreunden konnte und wollte. Aus ihrem zunächst nur für ein Jahr angekündigten Aufenthalt werden schließlich 47 Jahre Heimat. Mit Leichtigkeit und Farbe geschrieben, keine Überladung mit Attributen und angestrengten Vergleichen; die Gründe für die Entstehung des Heimatgefühls hätten noch interessiert. Mozarts Aufenthalt In Kirchheimbolanden waren die Ausführungen von Astrid Dinges gewidmet: eine aufschlussreiche Zeitreise. Erinnerungen, Rückblicke, alte, neue Begegnungen, Zweifel, Orientierungsversuche und irritierende Gespräche standen bei den Geschichten von Agathe Stellwagen und Monika Böss im Mittelpunkt. Lebendig, eingängig und liebevoll erzählt. Den Schlussakzent setzte Heinz Krapf, der mit seinem ersten Text Märchenhaftes vortrug und den Besuchern die „Bodenguckkinder“ vorstellte, die sich aus ihrer gebeugten Haltung nicht selbst befreien konnten. Erst durch einen riesigen Wunschstein erlangen sie ihren aufrechten Gang wieder. Schließlich meldete Krapf Zweifel an: „Ob die aktuell überall zu beobachtenden ’Bodenguckkinder’ mit ihren Smartphones in der Hand auch jemals ihren Wunschstein finden werden?“ Nette Idee, gut verpackt. Ganz am Ende tat der Nordpfälzer Seele Krapfs zweite Erzählung offensichtlich richtig gut. Sie hatte den Titel „Kibo - my love“ und nahm die Zuhörer mit auf einen liebevoll aufbereiteten Spaziergang durch den Schlossgarten. Alle applaudierten gern nach einer zeitlich angenehm dimensionierten Veranstaltung mit erfrischendem und originellem Spektrum.

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