Donnersbergkreis Dritte Halbzeit:

„Schiri, war gut heute!“ Den banalen Satz, der nach Fußballspielen ja öfter fällt, kann man auslegen, wie man will. Als Kompliment für eine saubere Leistung des Unparteiischen. Oder als ironische Bemerkung, als Kritik eines frustrierten Spielers an strittigen Entscheidungen. Nichts, worauf ein Schiedsrichter reagieren müsste. Ein erfahrener Oberliga-Referee fühlte sich am Sonntag durch „Schiri, war gut heute!“ aber offenbar in seiner Ehre gekränkt. ASV Winnweiler gegen VfR Kandel, Endstand 2:3, Leitfigur Waldemar Schneider kommt nach Abpfiff der Satz über die Lippen – und prompt sieht er den roten Karton. Warum, das weiß wohl nur der Schiedsrichter. Eine, offen gesagt, sehr dünnhäutige Aktion. „Ich kenne ihn ja normal als souveränen Schiri. Das war keine Beleidigung, gar nichts. Für ihn offenbar schon“, wunderte sich Schneider, die tragende Stütze im Winnweilerer Zentrum, und appellierte im Nachgang an die Ehrlichkeit des Referees: „Ich hoffe nur, dass er die Wahrheit in den Bogen schreibt. Wie es wirklich war. Bei uns geht es um den Abstieg, damit kann er unser ganzes Spiel beeinflussen.“ Schneider suchte später des Vier-Augen-Gespräch. Doch der Unparteiische habe geblockt. Auch Versuche der RHEINPFALZ, ihn später telefonisch zu erreichen, schlugen fehl. Als Schneider seine verhängnisvolle Aussage tätigte, stand ASV-Stürmer Fabian Schmitt direkt daneben. Er bezeugt, dass nichts weiter als das Geschilderte vorfiel. Es bildete sich ein Rudel, der ASV war echauffiert, protestierte. Schmitt kassierte letztlich Rot. Er redete sich für Schneider in Rage. Ausfällig sei er jedoch nicht geworden, wie er betont. „Ich hab’ ihm gesagt: „Schiri, das ist ein Witz und reine Selbstdarstellung.“ Ich hätte nicht gedacht, dass er mit Roten Karten um sich wirft“, so Schmitt, der erstmals in seiner Laufbahn Rot sah. Sollten derartige Sprüche künftig Maßstab für Platzverweise sein, dann müsste jeder Fußballer mit einem Maulkorb auflaufen. Ein bisschen gebabbelt wird doch immer. Und das gehört – solange niemand beleidigt wird – auch zum emotionalen Rahmen. Wenn man aber nicht mal mehr seine Meinung kundtun darf und der Schiedsrichter den über allen stehenden Boss gibt, kann man die Schuhe auch an den Nagel hängen. Wo bleibt die Kritikfähigkeit, die auch von Kickern erwartet wird? Vorausgegangen waren einige aus Sicht des ASV fragwürdige Entscheidungen des Schiedsrichters in der ersten Hälfte. Viermal hätte er „auf Elfer entscheiden können, aber nicht unbedingt“, erklärte Schneider. Der Mann mit der Pfeife zeigte kein einziges Mal auf den Punkt, gab sich stets sofort sicher. „Er hat uns einfach nichts gepfiffen“, war Schmitt ratlos. Ihm und Schneider drohen jetzt Sperren. Es wäre ein harter Schlag im Abstiegsrennen. Am Ende der Leitung wirkte Christian Bauer noch am Montag eine Spur perplex. „Kurios war das schon“, sagte er. Bauers TuS Bolanden hätte am Samstagnachmittag das Nachholspiel beim SV Morlautern II bestreiten sollen. Dazu kam es nicht. Angesetzt war die Partie auf dem Morlauterer Rasen, der SVM legte bei Staffelleiter Udo Schöneberger aber Beschwerde ein, zweimal 90 Minuten verkrafte der Platz am Wochenende bei dieser Witterung nicht (alleine darüber lässt sich schon streiten). „Das kann ich dem Heimverein auch nicht verwehren“, so Schöneberger. Weil sein nebenan liegender Hartplatz zum Kunstrasen umgebaut wird, bemühte sich der SVM um einen Ausweichort – und wurde beim VfL Kaiserslautern fündig. Was dann passierte, trägt laut Trainer Bauer einen „faden Beigeschmack“. Alle Kicker hatten sich warm gemacht, der Coach ganz normal seine Besprechung abgehalten, um 14.30 Uhr sollte es losgehen. Bis die Schiedsrichterin aus heiterem Himmel das Spiel abblies. Die Verletzungsgefahr sei zu groß, kleine Steinchen lägen auf dem Aschenplatz. Bolander und Morlauterer fuhren heim. Das Unfassbare an dem ganzen Hickhack ist, dass die C-Klasse-Partie zwischen dem VfL und Fatihspor um 16.15 Uhr angepfiffen wurde. Aller bösen Steine zum Trotz, auf eben jenem Geläuf. Falscher Film? „Ich verstehe selbst nicht, wieso sie das abgesagt hat. Es wird ja die ganze Zeit auch auf dem Platz gespielt. Sie hat sich nicht überreden lassen“, sagte Schöneberger, der die Unparteiische am Telefon hatte. Er schickte danach sogar seinen C-Klasse-Staffelleiter zum VfL, zur Überprüfung der Sachlage. Urteil: Auf dem Platz könnte gespielt werden! „Das war nicht zu erklären und sehr seltsam“, meinte Bauer. Er ärgerte sich: „Personell so gut wie im Hinspiel hätte Morlautern nicht dagestanden.“

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