Donnersbergkreis Deftige Hausmannskost im Aschestaub

Münsterappel. Der Joker stach. Humorlos, mit seiner ersten Aktion. Alexander Raab, Trainer der SG Alsenztal, wechselte den Sieg ein: Das Nordkreis-Derby gegen C-Klasse-Titelträger SG Appeltal holte sich der Bezirksligist eng mit 2:1 (0:0) und steht in der zweiten Runde des Verbandspokals – dank Philipp Steitz! Der Neuzugang vom TuS Gerbach erhielt in der Halbzeit seine Chance, kam aufs Feld, wirbelte. Erst schoss Steitz das 1:0 (46.), später bereitete er noch vor. Diesmal blieben die Pokal-Gesetze in der Schublade.

Die eine Minute stieß Lothar Kreis bitter auf. Sie hing ihm nach, sie ärgerte ihn. Aber ganz gewaltig. „Nur weil wir einmal gepennt haben. Guten Morgen“, wetterte Kreis, als er – Mitte der zweiten Hälfte – aufgebracht an der staubigen Seitenlinie entlang huschte. Kompakt, geordnet, fest hatte sein Bollwerk gestanden, eine ganze Halbzeit lang. Noch nicht richtig war die SG Appeltal aus der Kabine, da verlor sie aber kurz den Überblick. Und das regte Kreis auf. Ein cleverer Pass der Alsenztaler hebelte die Defensive der Platzherren aus, Edelreservist Philipp Steitz – frisch, da gerade eingewechselt – startete durch und hämmerte die Kugel aus dem Lauf in den Kasten (46.). Wie an der Schnur gezogen ins lange Eck. Perfekt. „Wir hätten hinten 90 Minuten konzentriert stehen müssen. Zweimal haben wir aber geschlafen. Mir war klar, dass wir nicht viele Tore schießen“, sagte Kreis später über den Auftakt von Durchgang zwei, der sein Pokal-Aus einleitete. Steitz′ 1:0 sollte Appeltal nicht mehr egalisieren können. Im Gegenteil Alexander Raab, Coach von Nahe-Bezirksligist SG Alsenztal, hatte in der Pause in die Trickkiste gegriffen. Er brachte Steitz, den flinken, im Antritt starken Zugang aus Gerbach. „Es hat sich angedeutet, dass er gut in der Defensive ist. Aber auch in der Offensive ist er unkompliziert, hat gute Aktionen“, lobte Raab. Erst überlief Steitz die Abwehr und netzte ein. Dann ließ er auch technische Klasse aufblitzen: Einen nächsten hohen Pass nahm er exzellent mit der Brust an, legte quer in den Rücken der Abwehr – wo Philip Schneider in die Lücke preschte, abstaubte (69.). 0:2. Vorentscheidung. „Die Spritzigkeit von Steitz hat uns das heute gebracht. Spielerisch war hier nicht viel zu bringen, damit haben wir gerechnet. Dementsprechend waren wir eingestellt“, beschrieb Alsenztals Oliver Benz. „Ich hatte es schwer erwartet. Aber der Sieg ist hochverdient, weil wir mehr gemacht haben. Der Gegner wollte nur stören“, betonte Trainer Raab. Richtig abgemeldet war der C-Klasse-Meister mitnichten. Er rannte, er kämpfte. Als Mickel Tomschin im Kreuz einen Schubser kassierte, schoss Christofer Mecking vom Punkt zum 1:2 ein (79.). Die Kreis-Elf löste ihr System auf, mit zehn Mann stürmte sie wie wild auf das Gehäuse des Favoriten. Erfolglos. Alsenztal blockte und bolzte. „Wir haben top mitgehalten. Problem war unsere Chancenverwertung. Am Ende wäre das 2:2 locker drin gewesen“, meinte Tobias Engert, Flügelstürmer des Underdogs. Engagiert rannte er sich einen Wolf, rackerte über die Außen, jagte jedem Ball hinterher. Und er hätte sich belohnen müssen: Bereits das 0:1 hätte er ausgleichen können, Andrea Camilleris Dribbel-Mätzchen bestrafte er aber nicht, donnerte in die Wolken (63.). In der ersten Hälfte stand er mit dem Leder am Fuß rückwärts zum Kasten, bekam einen scheppernden Tritt in die Hacken ab (13.). Kein Pfiff. Fragwürdig. Auch schoss er mit der Pike drüber (21.). Der 1:2-Sieg, das harte – aber erwartete – Weiterkommen im Verbandspokal, war für Alsenztal kein Selbstläufer. Der Aufsteiger hatte seine Chancen. „Mir war klar: Wer hier das erste Tor schießt, gewinnt. Wenn wir eins gemacht hätten“, sinnierte Kreis. Für Kollege Raab, vorletzte Saison noch mit Kreis bei der SG Nieder-Wiesen, ist der Erfolg eine Genugtuung. Eine Reihe Kicker liefen für Appeltal auf, die er in Nieder-Wiesen betreute. Das Ende damals kam schnell, plötzlich, unglücklich. Alles versuchte das Kreis-Team, die große SGA zu stürzen – unter anderem schickte sie sie auf den Münsterappeler Hartplatz. Knüppelhart, stumpf, staubig. Der Fußball war deftige Hausmannskost. Unruhe beherrschte den Aufbau, es wurde gedroschen. Unschön, rabiat. „Fußballerisch müssen wir das abhaken“, wusste Raab. Pure Arbeit war das für seine SG. Drecksarbeit im wahrsten Wortsinn. so spielten sie SG Appeltal: Christoph Engert - Berg (88. Kohlmaier), Hahn, Tomschin, Kreis - Meitzler - Lorenz (79. Schlemmer), Mecking, Tobias Engert, Hartmann - Scheid SG Alsenztal: Koch - Porr (46. Steitz), Raab, Camilleri, Weiss - Scheuermann - Benz, Schmidt, Eckhardt - Schneider (74. Bauer), Hass (59. Müller), Benz Tore: 0:1 Steitz (47.), 0:2 Schneider (69.), 1:2 Mecking (79., Foulelfmeter) - Gelbe Karten: Tobias Engert, Tomschin, Mecking - Camilleri, Müller, Bauer - Beste Spieler: Tobias Engert, Kreis - Raab, Steitz - Zuschauer: 380 - Schiedsrichter: Brednich (Westhofen).

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