Donnersbergkreis „De Heri“ und SEINE Dienststelle

„Am 3. Februar 1969 bin ich zur Ausbildung in den Polizeidienst eingetreten, am 4. Januar 1971 ins Gendarmeriekommando Rockenhausen gekommen.“ Als der heute 62-jährige Hauptkommissar Leber die nackten Daten seiner beruflichen Anfänge nennt, hat man das Gefühl, er könnte sich daran erinnern, als ob es gerade vorige Woche gewesen wäre. Seine verkürzte Ausbildung, weil nach der Polizeiverwaltungsreform 1971 schnell mehr Beamte gebraucht worden sind. Damals waren die Gendarmeriestationen Winnweiler und Obermoschel aufgelöst und mit der in Rockenhausen zusammengelegt worden. Und die Polizisten mussten nun auch in der Fläche rund um die Uhr Dienst tun. Vor 43 Jahren hätte sich der junge Leber nicht träumen lassen, dass gerade der Schichtbetrieb drei Jahrzehnte lang sein Organisationstalent fordern würden: Als Innendienstleiter musste er alle Einsätze – auch die zur Unterstützung (FCK-Spiele, Demos und Volksfeste) – mit den lokalen Dienstplänen koordinieren. Wenn aufgrund der dünnen Personaldecke Not am Mann war, hat Leber halt auch mal selbst die Nachtschicht übernommen. Erfahrung hat er ja auch da. Fast zehn Jahre lang war er „auf Schicht“. Hinter den Fakten zu Eintrittsdatum und Einsatzbereichen, die der gebürtige Ruppertsecker wie aus der Polizeipistole geschossen nennt, ist aber auch einiges, das ihn in seiner Dienstzeit mitgenommen hat. „Das Schlimmste ist, wenn man Angehörigen die Nachricht vom Tod überbringen muss. Gerade, wenn man sie auch noch persönlich kennt. Wenn die Eltern eines tödlich Verunglückten über den Flur kommen verarbeiten. Und immer mit seiner Ehefrau Ingrid, mit der er seit 36 Jahren verheiratet ist und eine 20-jährige Tochter hat. Da dauerte das Frühstück am Samstagmorgen schon mal bis zum frühen Nachmittag. Zumal auch seine Gattin als Sozialberaterin einiges aufzuarbeiten hatte. Da haben sich die Beiden gegenseitig weitergeholfen. Auch das verbindet. Natürlich gab es auch viel Positives am Frühstückstisch zu berichten. Etwa als Leber vor Jahren eine vermisste Frau gefunden hat. Die verwirrte Dame hatte sich im Nebel verlaufen. Der ortskundige Leber machte sich zu Fuß auf die Suche und hat sie schließlich in einer Brombeerhecke entdeckt, in die sie sich verfangen hatte. Über Funk hat er dann seinen Kollegen Heribert Rott geholt und die Frau im Schneidersitz einige hundert Meter weit aus dem unwegsamen Gelände ans Auto getragen. Kalt war ihm trotz der eisigen Temperaturen nach diesem Trage-Einsatz nicht – und das, obwohl er die leicht bekleidete Frau doch in seinen Polizei-Parka eingemummelt hatte. Bei einer zweiten erfolgreichen Vermissten-Suche hat Leber zu einem lautstarken Hilfsmittel gegriffen: Mit einem Megafon hat er in den angrenzenden Nordpfalzdörfern durchgerufen, ob jemand die Spaziergängerin gesehen hat. Schnell kam der richtige Hinweis und die Frau wurde in einem Wäldchen gefunden: Sie war im Gestrüpp gestrauchelt und hatte sich ein Bein gebrochen. Als sie Leber am nächsten Tag im Krankenhaus besucht, begrüßte sie ihn mit den Worten: Ach, da kommt ja mein Lebensretter. „Gerade in solchen Situationen hab’ ich gesehen, warum ich diesen Beruf gewählt habe, warum ich gerne Freund und Helfer bin.“ Auch wenn inzwischen immer mehr Verwaltungsarbeit den Polizeialltag prägt, verzichtet Leber nicht auf den menschlichen Aspekt. So werden gewisse Sachen nicht über E-Mail den Kollegen mitgeteilt – auch wenn es einfacher ginge –, sondern in persönlicher Ansprache. „Das gehört sich einfach so“, sagt Leber. Auf das Miteinander setzt er ja auch in Ruppertsecken. Dort ist er Ortsbeigeordneter und natürlich Mitglied im Heimatverein und bei den Sängern. Und wenn mal etwas im Ort zu erledigen ist, ist „de Heri“ auch immer dabei. Ist ja auch kein Wunder. Leber: „Ich bin in Ruppertsecken geboren, aufgewachsen und, wenn Gott will, werde ich in 30 Jahren auch dort beerdigt.“ Seinen Abschied von der PI Rockenhausen und den Eintritt in den Ruhestand hat Leber neben den offiziellen Feiern natürlich auch in einem ganz persönlichen Rahmen gefeiert, natürlich in Ruppertsecken, natürlich mit einer Büttenrede über Beamte bei der PI Rockenhausen, die er schon einmal bei der Fasnachtssitzung des Heimatvereins gehalten hat. Übelgenommen hat ihm die kleinen Seitenhiebe keiner seiner Kollegen. Er kommt auch nach seinem offiziellen Eintritt in den Ruhestand immer mal wieder in der PI Rockenhausen vorbei. Nicht nur weil sein Nachfolger als Innendienstleiter, Norbert Völker, vielleicht einen Tipp braucht. Für Leber ist diese „Nach-Hilfe“ überhaupt gar keine Frage: „Die PI Rockenhausen ist ja meine Dienststelle.“ Da widerspricht auch PI-Chef Winfried Grunert nicht.

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