Winnweiler Das jüdische Museum erinnert an die Pogromnacht von 1938

So sah die 1901 geweihte Synagoge in Winnweiler aus, bevor sie zerstört wurde.
So sah die 1901 geweihte Synagoge in Winnweiler aus, bevor sie zerstört wurde.

Zum 85. Jahrestag einer der größten Kulturschanden der Weltgeschichte, die am 9./10. November 1938 von den Nazis nicht nur geduldet, sondern von ihnen inszeniert worden war, ist am Sonntag, 12. November, das Jüdische Museum in Winnweiler, Schlossstraße 37, von 14.30 bis 17.30 Uhr eintrittsfrei geöffnet.

Während der Öffnungszeit des Museums werden durchgehend einschlägige Videos und Bilderserien gezeigt. Jederzeitiges Kommen und Gehen ist dabei möglich. Um 15.30 Uhr steht dann eine Museumsführung zum Thema „Die nordpfälzischen Juden in der Nazizeit, insbesondere der Pogromnacht 1938“ an. Dies teilt Museumsleiter Werner Rasche mit.

Schreckliche Bilanz der Nacht

Etwa 1500 Tote (Morde, Freitod, Herzversagen) und viele, teilweise schwer Verletzte jüdische Menschen, rund 30.000 Verhaftungen jüdischer Männer und ihre Deportation in Konzentrationslager (aus unserem Raum überwiegend nach Dachau), die völlige Zerstörung oder mindestens schwere Schändung von mehr als 1400 Synagogen, die Demolierung und zum Teil auch Plünderung von mindestens 7000 jüdischen Geschäften und Wohnungen sind die tragische Bilanz dieser grausamen Nacht. Die Verbrecher waren nicht nur Mitglieder der SA, SS und andere Parteigenossen und Funktionäre. Es beteiligten sich auch teilweise sogenannte unbescholtene, aber geistig fehlgeleitete und entmenschlichte „Normalbürger“ an diesen Aktionen. Aber dennoch: Aktionen des „Volkszorns“, wie die Nazis dies darstellten, waren diese Pogrome bei weitem nicht.

Verfolgungen und Zerstörungen in der Nordpfalz

All dieses spielte sich auch in zahlreichen Kleinstädten und Dörfern der Nordpfalz ab. Hier wurden zum Beispiel die Synagogen in Kirchheimbolanden, Winnweiler, Gauersheim und Altenbamberg völlig zerstört. In Obermoschel, Rockenhausen, Münchweiler/Alsenz und einigen anderen Orten wurden die Synagogen geschändet. Fenster, Türen und das Mobiliar, einschließlich der Torarollen und anderer Kultobjekte, wurden zerstört und teilweise auf öffentlichen Plätzen verbrannt.

Für all das Unfassbare, das damals geschehen ist, klingt der lange gebräuchlich gewesene Ausdruck „Reichskristallnacht“ entschieden zu oberflächlich und banal.

Blick auf die 1938 zerstörte Synagoge. In der Ruine bereiten Wehrmachtsangehörige die Sprengung der Reste vor.
Blick auf die 1938 zerstörte Synagoge. In der Ruine bereiten Wehrmachtsangehörige die Sprengung der Reste vor.
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