KIRCHHEIMBOLANDEN Ausstellung „Orangerie VIII“: Kunstverein trotzt der Corona-Krise

„Der Sprung II", eine Arbeit von Nikola Jaensch.
»Der Sprung II«, eine Arbeit von Nikola Jaensch.

Kunst hat mit Kreativität zu tun. Dazu würde es nicht passen, vorm Corona-Shut-down einfach so die Segel zu streichen. So wird der Kunstverein Donnersberg festhalten an seiner Ausstellung mit Jörg Heieck und Nikola Jaensch in der Orangerie ab kommendem Sonntag, zunächst als Internet-Ereignis – mit etwas Hoffnung auf mehr.

„Orangerie VIII“ ist die Werkschau übertitelt, festhaltend an der fortlaufenden Nummerierung der Ausstellungen des Vereins an diesem Ort. Dort wird sie am Freitag physisch aufgebaut, auch wenn mit Blick auf die Pandemie-Beschränkungen noch offen bleiben muss, ob bis zum Ende der Ausstellung am 10. Mai Publikum vor Ort Zutritt erhalten kann. Virtuell hat es den auf jeden Fall über die Internetseite des Kunstvereins.

„Die Stadt kann nichts anderes zulassen, aber wir wollen da dranbleiben“, hat Reinhard Geller durchaus Hoffnungen, dass vielleicht in den letzten beiden Ausstellungswochen die Werkschau im Ostflügel der Orangerie zugänglich gemacht werden kann. „Es sollte doch möglich sein, Einzelpersonen einzulassen“, meint der Vorsitzende des Kunstvereins mit Blick darauf, dass am Beginn der Woche auch ein Galerist in Ludwigshafen wieder öffnen konnte. An guten Öffnungstagen kämen ohnehin selten mehr als zehn Personen innerhalb einer Stunde in die Räume, blickt er auf die Erfahrungen früherer Ausstellungen zurück.

Internet als Hintertür zur Kunst

Vorerst aber bleibt das Internet eine nützliche Hintertür. Es wird eine Vernissage geben, das heißt, pünktlich um 11 Uhr wird im Internet ein Beitrag freigeschaltet, der beim Aufbau der Ausstellung produziert werden soll. „Wir werden mit der Kamera ganz genau explorieren, was da hängt und sich (über)schneidet. Dazu drehen wir Interviews mit den Künstlern und Mitgliedern des Kunstvereins und bauen daraus eine virtuelle Vernissage“, kündigt der Kunstverein an. Auch das Künstlergespräch, das bislang nie gefehlt hat bei den Orangerie-Ausstellungen des Vereins, soll es geben, ebenfalls virtuell im Internet und freigeschaltet am Dienstag, 28. April, 19 Uhr. Leider sei aus technischen Gründen ein interaktives Angebot oder Live-Streaming nicht möglich, so Geller. Der Aufbau der Ausstellung soll zudem so konzipiert sein, dass man sich auch von außen durch die großen Fensterflächen einen visuellen Eindruck vom Gezeigten verschaffen kann.

Finden und Erfinden von Bildwelten

Bei den beiden Künstlern, Nikola Jaensch und Jörg Heieck, zeige sich, wie nah das „Finden und Erfinden von Bildwelten“ beieinander liegen kann, so der Kunstverein. Gefundenes präge die Bilderfindungen von Nikola Jaensch, die Grafiken, Collagen, Assemblagen und Installationen als Ausdrucksmittel nutzt. Freie grafische Techniken verbänden sich bei ihr experimentell mit Collage-Elementen. „Bildgewohnheiten werden von Jaensch abgelehnt und durch überraschende Zusammenstellungen sabotiert.“ So entstünden surreale oder utopische, rätselhafte Bildräume, angereichert mit Chiffren der menschlichen Zivilisation sowie aus der Tier- und Pflanzenwelt. Die 1973 in Würzburg geborene Künstlerin, vielfach preisgekrönt und im In- und Ausland mit ihrer Kunst präsent, lebt und arbeitet in Mainz und am Bodensee.

Jörg Heieck, geboren 1964 in Münster, aufgewachsen in Otterbach, ist Fotograf und promovierter Physiker. Seine Fotografien werden im In- und Ausland ausgestellt und befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen. Er hat mehr als zwanzig Bücher publiziert. Mit seiner Kamera findet Heieck Bildausschnitte, „die ausdrucksstarke Kompositionen bilden“, so der Kunstverein in seiner Vorschau. Er zeige in der Orangerie Straßenkreuzungen aus seiner Serie Crossings, die in den letzten zwanzig Jahren entstanden ist. „Die schwarz-weißen, analog erstellten Panoramafotografien aus China, Japan, Russland, Israel, Indien oder Georgien zeigen Menschen in ihrem urbanen Kontext. Sie werden häufig durch monumentale Werbebanner und Schriftbilder geprägt. Das Thema „Mensch und Zivilisation“ sei eine der offensichtlichen Schnittstellen von Heiecks und Jaenschs Arbeiten.

„Pauschales Kulturverbot unverhältnismäßig“

Zu den besonderen Umständen der Ausstellung vor dem Hintergrund der Pandemie und den entsprechenden Beschränkungen merkt der Kunstverein an: „Wir werden die Ausstellung jetzt nicht etwa einrichten, weil wir mit den ersatzweisen virtuellen Möglichkeiten im Rahmen des pauschalen Ausstellungs- und Veranstaltungsverbots zufrieden wären. Vielmehr erhoffen, erwarten und fordern wir hier eine Differenzierung, die den Besuch lokaler Ausstellungen mit kleinem Publikum ermöglicht, die so zeitnah erfolgt, dass wir bis zum Ende der Ausstellung doch noch Publikum einlassen dürfen. Im Zusammenhang mit den jetzt möglichen Lockerungen erscheint uns das pauschale Kulturverbot als unverhältnismäßig.“

Kurzinfo

Ausstellung „Orangerie VIII“ mit Arbeiten von Nikola Jaensch und Jörg Heieck, 26. April bis 10. Mai. Virtuelle Vernissage ab 26. April, 11 Uhr, im Internet abrufbar, ebenso das virtuelle Künstlergespräch ab 28. April, 19 Uhr, jeweils auf der Webseite www.kunst-donnersberg.de.

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