Donnersbergkreis Ausgleich im allerletzten Moment

Steinbach. Wie der Eisbrecher sah der TuS Bolanden aus. Wie ein gieriger Willens-Trupp, der das „unbesiegbare“ Ballett des TuS 07 Steinbach entzaubern würde. Glanzlos, grimmig. Bis zur 91. Minute: Dann knallte Tim Klingkowski, Joker der weiterhin ungeschlagenen B-Klasse-Stürmer, das Leder zum 1:1 (0:1)-Ausgleich ins Netz. Verrückte Partie der Liga-Größen, atemberaubend. Weil: Erst drei Bolander Feldverweise in der letzten Viertelstunde ermöglichten den 07ern, dass die Serie nicht reißt.

Ein temporeiches Top-Duell. Fair und ruhig. 74 Minuten lang. Dann, mit einem Schlag, kippte die Stimmung. Unnötig, zugegeben. Denn: Mit mehr „Fingerspitzengefühl“, wie der Fußballer sagt, hätte Schiedsrichter Mario Mai die Kiste friedlich ausklingen lassen können. Es endete damit, dass er nach Abpfiff vom Steinbacher Rasen eskortiert wurde und zwei gelb umhüllte Platzordner vor seiner Kabine postiert wurden. „Schade, dass es ausgeartet ist. Wieder mal“, rief Timothy Hanauer, Trainer der 07er, das harte Hinspiel in Erinnerung. Hätte es nicht müssen, wirklich nicht. Aber ab der 74. Minute stürzte alles: Als Bolandens Kevin Blachetzki – gelb verwarnt – an der Seitenlinie zu spät kam, zog Mai die Ampelkarte (75.). Blachetzkis erst zweites Foul überhaupt – eine Gratwanderung, in die Tasche zu greifen oder ein Auge zuzudrücken. „Dass man da gleich Gelb-Rot gibt. Man kann, muss aber nicht. Ich hatte zwei Fouls im Spiel“, haderte Blachetzki. 1:0 führte sein TuS da, Steinbach biss sich am Bolander Bollwerk die Zähne aus. Ein Platzverweis als Wendepunkt. Klar nämlich, dass der ungeschlagene Primus, der am Rand der ersten Nullnummer stand, Lunte roch. Überzahl. Also rannte er an, also warf er sich nach vorne. Und Bolanden erwischte es. Martin Ruppert foulte, durfte für ein Allerwelts-Vergehen unter die Dusche (82.) – weil er nach der Verwarnung bereits fünfmal hingelangt habe, begründete Mai auf dem Platz. Vertretbar. „Die zwei Gelb-Roten waren berechtigt. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen. Wenn man 1:0 führt und Gelb hat, darf man nicht so in die Zweikämpfe gehen“, rügte Christian Bauer, Coach des Zweiten. Danach aber überspannte Mai den Bogen: Im Zentrum wollte Lukas Klag die Kugel weg dreschen. Er drehte sich, zog durch – konnte den anzischenden Steinbacher nicht sehen. Glatt Rot (85.), wo Gelb angebracht war. Drei Feldverweise in elf Minuten, blank liegende Nerven im Bolander Block. „Es war klar, dass es ein hartes Spiel wird. Die Rote war schon hart. Ob man sie gibt, ist die Entscheidung des Schiris“, wusste auch Steinbachs Joker Tim Klingkowski. Mai wollte mit dem roten Karton ein Zeichen setzen. Mehr als fragwürdig. Die Rote Karte brach den Gästen nämlich das Genick. Der Favorit quetschte den solide verteidigenden Verfolger ein. Zu acht bolzte er alles raus, 360 Sekunden überstand er. Fakt: Erst mit drei Mann mehr schaffte es Steinbach, die kompakte Bolander Defensive auszuhebeln. Im Nachstochern hämmerte Klingkowski wuchtig ins kurze Ecke. Das 1:1 in der 91. Minute. „Das Tor muss man auch in Überzahl erst einmal schießen. Gegen acht Mann, zwei auf einen Meter breit, muss man ja erst durchkommen“, atmete Hanauer befreit auf. Eine Pleite hätte womöglich noch mal Herzschlag ins Titelrennen gepumpt. Klingkowski blieb kühl. „Die wollten den Ball raus schießen. Ich hab’ ihn glücklich gewonnen, das kurze Eck anvisiert. Und geguckt, dass ganz viel Kraft dabei ist“, freute sich der Schütze. Breit grinsend legte er nach: „Das ist ein Riesen-Gefühl.“ Kaum Wege hatte der Krösus gefunden, die Bolander im Elf-gegen-Elf zu knacken. Taktisch diszipliniert standen sie, umsichtig. Allen voran die Dreierkette um Max Hornung – der auch Torjäger-Qualitäten aufblitzen ließ. Einen Abpraller hatte er mit dem Vollspann in die Maschen gedonnert, zum 0:1 (8.). Über 80 Minuten blieb es dabei. Marco Deibert (13., 21.) schloss ungenau für die Gäste ab, Steinbachs Tor-Granate Kevin Bernhardt verfing sich zweimal an Keeper Michael Hahn (24., 25.). Er ging gestern leer aus. Ein Indiz, dass Bolanden fest stand. „Wir wussten das nicht zu lösen. Wir konnten nicht unser Spiel aufziehen“, gab Hanauer zu. „Die Jungs haben gefightet, sich nicht ergeben. Auch mit acht Mann“, zollte Bauer seiner Elf Respekt. Die erste Gelb-Rote brachte einen Stein ins Rollen. Er hielt erst beim 1:1. Der Meisterkampf ist (fast) entschieden.

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