Winnweiler Atelier-Verkauf: „Männchen“ und mehr von Wolfgang Seipenbusch

In Wolfgang Seipenbuschs Atelier in Winnweiler werden seine Werke am Wochenende zum Verkauf angeboten.
In Wolfgang Seipenbuschs Atelier in Winnweiler werden seine Werke am Wochenende zum Verkauf angeboten.

Wolfgang Seipenbusch hat als Künstler vielfältige Spuren in der Nordpfalz hinterlassen. Von seiner Schaffenskraft können sich Besucher am Wochenende persönlich überzeugen – und gegen Bezahlung auch etwas aus dem Atelier mit nach Hause nehmen.

Ein wenig, sagt Lucca Seipenbusch schmunzelnd, erinnere ihn das Atelier seines Vaters an den Tischlerschuppen aus „Immer dieser Michel“: In das Häuschen wird der gleichnamige Titelheld der berühmten Kinderbuch-Reihe von seinem Vater zur Strafe geschickt, wenn er mal wieder etwas angestellt hat. Und das ist bei dem Lausejungen aus dem schwedischen Lönneberga oft der Fall. Jedes Mal, wenn der Sünder in den Schuppen muss, schnitzt er eine Holzfigur – bald ist der Raum übersät mit lustigen Männchen. Einer der von Astrid Lindgren verfassten Romane trägt den deutschen Titel „Michel muss mehr Männchen machen“.

Nun hat Wolfgang Seipenbusch weder in seinem Leben ständig etwas „angestellt“, was einer Bestrafung bedurft hätte, noch ist er in seinem Atelier eingeschlossen worden. Im Gegenteil: Hier hat er freiwillig jede freie Minute verbracht. Aber wie Michel hat er im Laufe seines bald 82-jährigen Lebens viele Kunstwerke geschaffen – sehr viele sogar, und zwar auch, aber längst nicht nur, aus Holz. Die Skulpturen und Bilder stehen – ähnlich den Figuren im Schuppen – dicht an dicht im Atelier seines Schöpfers in der Winnweilerer Jakobstraße. 300 bis 400 Exponate, schätzt Lucca Seipenbusch, umfasst die Sammlung. Diese soll nun jedoch aufgelöst werden, weil sein Vater aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage sei, weiterhin künstlerisch tätig zu sein. Wolfgang muss, nein, Wolfgang kann also leider nicht mehr Männchen machen.

Fast 30 Jahre lang Lehrer am Wilhelm-Erb-Gymnasium

Wobei der 1942 in Stuttgart geborene Seipenbusch in seinem Leben nun wahrlich auch genügend Männchen und eine Menge mehr geschaffen hat. Sein Studium an der Hochschule für Bildende Künste Berlin hat er 1970 mit dem Staatsexamen abgeschlossen, seit über 50 Jahren lebt er in der Nordpfalz. Hier hat er vielfach Spuren hinterlassen: zum einen als Lehrer – zunächst in Kaiserslautern, von 1976 bis 2005 am Wilhelm-Erb-Gymnasium Winnweiler; zum anderen durch seine Arbeiten im öffentlichen Raum. So hat Seipenbusch an etlichen Bildhauer-Symposien teilgenommen, „in vielen Gemeinden sind seine Kunstwerke zu sehen“, erzählt sein Sohn. Das wohl bekannteste steht am Marktplatz seines langjährigen Wohnorts Winnweiler: die Bronzefiguren, die den jeweiligen Uznamen der Ortsteile Potzbach (Bollmannstimme), Hochstein (Saftlöcher), Alsenbrück (Newwelkappe) und Langmeil (Wämmes) sowie der Kerngemeinde selbst (Plaschderschisser) symbolisieren.

Überlegen muss Lucca Seipenbusch bei der Frage, ob sein Vater in seiner Laufbahn wohl mehr Werke produziert oder Schüler unterrichtet hat: „So fleißig er als Künstler war, am Ende werden es dann doch mehr Schüler gewesen sein.“ Diesen wollte er stets mehr als nur Lehrer sein: Kreativität und Fantasie der jungen Menschen zu fördern, das Psychologische hinter der Kunst und deren heilende Kräfte in schweren Zeiten aufzuzeigen – all das habe ihm am Herzen gelegen. „Es kam ihm bei der Notengebung nicht darauf an, welches Talent jemand hatte und wie gut ein Bild gemalt war, sondern was jemand in dieses investiert beziehungsweise aus einer Aufgabe herausgeholt hat“, betont Lucca Seipenbusch. Ein Urteil, das frühere Schüler von ihm nur bestätigen können.

„Malt sich alles von der Seele“

Analog dazu habe er in seinem eigenen künstlerischen Tun – speziell in den Gemälden – persönliche Erfahrungen verarbeitet: „Wege, Träume, Entwicklung, Einflüsse von außen – das waren Dinge, die ihn beschäftigt haben. Viel hat sich um ihn selbst gedreht.“ Auch mit dem Thema Religion habe er sich oft auseinandergesetzt. „Allerdings ohne eine bestimmte Konfession in den Fokus zu nehmen, sondern eher im Sinne eines Glaubens an höhere Mächte“, erläutert sein Sohn. Uli Lamp, Vorsitzender des Kunstfördervereins Donnersbergkreis, hat Wolfgang Seipenbuschs Antrieb einmal so beschrieben: „Wenn er malt, malt er sich alles von der Seele.“ Und der verstorbene Kunsthistoriker Clemens Jöckle, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler (apk), urteilte einst: „Seine Skulpturen, seine Bronzeplastiken, seine Gemälde und Zeichnungen wollen mitteilen, dass Gewichtiges entstanden ist – sowohl in der Aussage als auch im Kunstwerk.“ Nie sei jedenfalls bei ihm „Landläufiges, Geläufiges oder gar Beiläufiges“ entstanden.

Manches – diesmal im Wortsinn – Gewichtige wird auch zu bewundern und zu erstehen sein, wenn am kommenden Wochenende seine Werke angeboten werden. „Da gibt es mannshohe Skulpturen – aber auch solche, die nur fingergroß sind“, verspricht Lucca Seipenbusch, dass „für jeden Geldbeutel etwas dabei ist“. Gerade im Ruhestand sei sein Vater noch einmal „sehr intensiv künstlerisch tätig“ gewesen, wobei sich die Bildhauerei in dieser letzten Phase mehr auf den Grundstoff Holz konzentriert habe.

Nicht nur kaufen, sondern auch über Kunst sprechen

Die Idee zum Atelier-Verkauf stamme von einem befreundeten Ehepaar seines Vaters. „Als sich abgezeichnet hat, dass wir seine Sammlung nach und nach auflösen müssen, haben die beiden vorgeschlagen, an einem Wochenende vor Weihnachten einen kleinen Kreis Bekannter einzuladen.“ Dies sei „erfreulich gut angenommen“ worden – schätzungsweise 80 bis 100 Exponate haben an den beiden Tagen den Besitzer gewechselt. Da jedoch der weitaus größere Teil der Kunstwerke noch vorhanden sei, soll nun die Aktion in etwas größerem Rahmen wiederholt werden.

Wobei sich Lucca Seipenbusch und seine Helfer wünschen, dass am Samstag und Sonntag, jeweils von 10 bis 16 Uhr, Besucher nicht allein zur Schnäppchen-Jagd in der Jakobstraße vorbeischauen werden. „Natürlich wäre es schön, wenn seine Kunst nicht nur erworben, sondern auch über sie gesprochen wird.“ Und er betont, dass es bei der Aktion „ganz sicher nicht um das große Geldverdienen geht. Auch mein Vater ist schließlich froh für jedes Werk, das eine schöne Verwendung findet“, sagt Lucca Seipenbusch – umso mehr, weil Wolfgang leider keine weiteren Männchen mehr machen wird.

Info

Die Werke von Wolfgang Seipenbusch werden am Samstag, 17. und Sonntag, 18. Februar, jeweils von 10 bis 16 Uhr in seinem Atelier direkt neben dem Edeka-Markt (Jakobstraße 53) in Winnweiler zum Verkauf angeboten.

Wolfgang Seipenbusch mit einer seiner Skulpturen 2017 bei einer Ausstellung im Winnweilerer Rathaus.
Wolfgang Seipenbusch mit einer seiner Skulpturen 2017 bei einer Ausstellung im Winnweilerer Rathaus.
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