Donnersbergkreis Arbeitsmarkt im Landkreis trotzt Corona und dem Strukturwandel

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Im Donnersbergkreis gibt es noch immer mehr Arbeitslose als vor der Pandemie. Doch nach und nach wird uns die Entwicklung aus den Jahren vor 2020 wieder einholen: Nicht die Arbeitnehmer haben dann ein Problem, sondern die Unternehmen.

Um 15 Prozent ist die Arbeitslosenzahl in unserer Region im Jahr 2021 zurückgegangen. Etwa 360 Menschen mehr stehen zum Jahreswechsel in Lohn und Brot als ein Jahr zuvor. Es sind kaum mehr Arbeitslose als in der Vor-Corona-Zeit.

Peter Weißler ist optimistisch: „Der Trend wird sich fortsetzen“, sagt der Chef der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens mit Blick darauf, dass die Arbeitslosenquote in den letzten Wochen des Jahres 2021 wieder unter die Fünf-Prozent-Marke gesunken ist. Er sieht es sogar an der Zeit, sich wieder mit Themen auseinanderzusetzen, die während der Pandemie zu Randaspekten verkommen sind, obwohl „sie in den Jahren zuvor in aller Munde gewesen waren“. Jene Themen, die es den Unternehmen erschweren, ihre Stellen vernünftig zu besetzen und die für Arbeitnehmer Möglichkeiten eröffnen.

Mit Tempo in Richtung Arbeitnehmermarkt

Da ist allen voran die demografische Entwicklung. Mehr als ein Viertel der Arbeitnehmer im Donnersbergkreis ist älter als 55 Jahre, zum überwiegenden Teil handelt es sich dabei um Fachkräfte. Die Zahl der Schulabgänger reicht im durchschnittlichen Jahr bei weitem nicht aus, um diejenigen zu ersetzen, die in Ruhestand gehen, wie Weißler erläutert. „Und da spreche ich nur davon, die Arbeitskräfte eins zu eins zu ersetzen, und noch nicht von Wirtschaftswachstum.

Weißlers Schlussfolgerung: „Wir laufen in wahnsinnigem Tempo in einen Arbeitnehmermarkt.“ Das bedeutet: ein Markt, in dem nicht die Unternehmen aus zig Bewerbern die freie Auswahl haben werden – wie es in der Vergangenheit oft der Fall war –, sondern in dem sie sich um die fähigen Arbeitskräfte bemühen müssen. Und diese haben die Wahl.

Ein Grund für diese rasante Entwicklung am Arbeitsmarkt aus Weißlers Sicht: „Die Baby-Boomer stehen vor dem Rentenbeginn“ – im Deutschland der Nachkriegszeit stiegen die Geburtenraten ab Mitte der 1950er bis 1964 stark an, ehe der sogenannte Pillenknick einsetzte. Die heute 57-Jährigen sind der erste deutlich schwächere Jahrgang.

2000 arbeitslos, 800 freie Jobs

Auch die Herausforderungen, die Industrie 4.0 – der Einzug der Kommunikations- und Informationstechnologie in die Produktion – und die Digitalisierung für den Arbeitsmarkt mit sich bringen, seien zuletzt ein wenig aus dem Fokus verschwunden. Spezielle Fachkenntnisse sind gefordert, für etliche Jobs kommen nicht mehr so viele Bewerber wie früher in Frage. „Offensichtlich sehen das auch die Unternehmen als Risiko“, hat Weißler beobachtet. Viele Betriebe investieren mittlerweile in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter, und Weißler wirbt für Weiterbildung bei den Arbeitsuchenden.

Ein Blick auf das Angebot an Arbeitsstellen bestätigt den Agenturleiter. Fast 800 Jobs sind derzeit im Donnersbergkreis zu vergeben – „aus fast allen Bereichen“, wie Weißler unterstreicht. Bei gerade mal etwas mehr als 2000 Arbeitslosen sei das eine „gute Relation“. Die Chancen auf Rückkehr in den Job seien aktuell recht groß. Und das, obwohl Corona noch immer Einfluss auf den Arbeitsmarkt nimmt – und obwohl der Kreis nach wie vor unter dem laufenden Strukturwandel zu leiden habe: laut Peter Weißler „mehr als andere Gebietskörperschaften in der Westpfalz“.

„Haben ein Stück weit stabile Verhältnisse“

Klar, die Automotive-Branche, zu der zwei der großen Arbeitgeber im Kreis gehören, müsse schon seit Jahren mit den schwerwiegenden Veränderungen klarkommen – Stichwort alternative Mobilität –, nun kommen noch die Lieferengpässe hinzu, die alles andere als ein Kurzzeitproblem darstellen dürften. Im verarbeitenden Gewerbe erwartet Peter Weißler auch weiterhin keinen Aufwind. „Dort geht es eher darum, dass das Minus kleiner wird“, prognostiziert er die weitere Stellenentwicklung.

Umso erfreulicher, befindet Weißler, dass es im Langfristtrend keinen Abschwung zu verzeichnen gibt. „Wir haben ein Stück weit stabile Verhältnisse“, befindet er mit Blick auf die Anzahl der Stellen im Donnersbergkreis. Mit rund 21.500 sozialversicherungspflichtigen Jobs liege man ziemlich genau auf dem Niveau des Jahres 2016. Und auch bei der Arbeitslosenzahl ist das so: Zum Jahreswechsel waren es 2042, fünf Jahre zuvor 2036. Der zwischenzeitliche große Aufschwung der Jahre 2017 bis 2019 war schon vor der Pandemie verpufft.

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