Donnersbergkreis Alles direkt aus dem Leben gegriffen

Kam mit seinen Mundart-Geschichten hervorragend an: Norbert Schneider.
Kam mit seinen Mundart-Geschichten hervorragend an: Norbert Schneider.

„Hall dich munder!“ Unter diesem Motto stand der 87. Gemeindeabend des Gemeindefördervereins Kalkofen im Bürgerhaus. Mit dem Auftritt und der Lesung des Rehborner Realschullehrers und Mundartdichters Norbert Schneider wurde ein Volltreffer gelandet.

Vor dichtbesetztem Haus, darunter auch einige Gäste aus den umliegenden Gemeinden, gab der Hochkaräter des pfälzischen Dialekts zwei amüsierende und begeisternde „Schulstunden“ mit Pause („das bin ich so vunn de Schul geweent“) und gewährte bei seiner Lesung lückenlose und kurzweilige Einblicke in die nordwestpfälzische Mundart. Profitiert hat der Verein sicherlich auch davon, dass Schneider am vergangenen Samstag wieder einmal den größten und traditionsreichsten pfälzischen Mundartwettbewerb in Bockenheim an der Weinstraße gewinnen konnte und „sei Fraa“, so Schneider, „halb aus Kalkofe stammt, frieher öfter mol bei de Tante Mannweiler in Kalkowe war. Deshalb muscht ich mo wieder her.“ Der Mundartspezialist hat mittlerweile bald 100 Auszeichnungen für seine Schriftwerke eingeheimst. In Kalkofen präsentierte er einige seiner Veröffentlichungen aus den Büchern „De Baggemoler“, „Unn mei Herz schleet Borzelbääm“, „Vun Schullehrer unn annere Spezialischde“ und aus „Hall dich munder“. Er plant für 2020 die Herausgabe eines neuen Buches, der Titel steht schon fest: „Het mer denn so ebbes gedenkt?“. Alle Bücher sind mit heiteren Zeichnungen von Johann E. Maurer und Helmut Werkhäuser illustriert. Der gebürtige Rehborner beschäftigt sich seit 1987 intensiv mit der heimischen Mundart und reichte unterschiedliche Arbeiten aus den Sparten Prosa, Lyrik und Szenische Darstellung bei den vielen Wettbewerben ein. In jedem seiner literarischen Ergüsse stecken persönliche Erlebnisse, Erfahrungen und Beobachtungen. Und nahezu jeder der Besucher hat die eine oder andere Geschichte eigentlich auch schon so erlebt, so wie seine Einstiegsgeschichte vum „Inkääfe und Tee tringe“ die die Erlebnisse eines Mannes beim Einkauf bildhaft aufzeigt, „wo ehm de Hinnermann mim Inkaafswache an de Kass in die Hax gefahr iss“. Was alles passieren kann, wenn ein auf diesem Gebiet völlig Unbedarfter einen „Kochkurs fa Männer“ besucht, ist derart gelungen und amüsant, dass er dafür den Mundartwettbewerb Dannstadter Höhe gewann. Diese Kurzgeschichte „Kochkurs für Männer orrer Die Sach met dem Mammut unn dene sauwere Fingerneel“ ist aus dem Leben gegriffen. „Weil ich zwar geere gut esse, awwer selbscht nit koche kann, harrich mich oogemeld fer dene Kurs vun de Volkshochschul“, zitiert Schneider aus seinem Buch. Mit gekonnter Mimik und bester Betonung zieht er die Zuhörer in seinen Bann, und belustigend informiert er, dass er „geschderm noom Eelwechsel om Audo sei Fingerneel nit so rischdich sauwerkriet hot, awwer met dem Dääg do duut das schun klabbe“. In diesem Zusammenhang kam dann noch die launige Erklärung, dass früher das Konzentrieren der „Urmänner“ auf die Mammutjagd der alleinige Grund sei, weshalb „Mannsleit nit e paar Sache gleichzeidich mache kenne“. Damit konnte er auch die Besucher in Kalkofen schwer beeindrucken, es gab anhaltenden Beifall nach jeder Geschichte. Belustigend ist auch die Geschiche vom „Kerzestänner mim lila Bännelche dran“, den er als einziges Utensil für seine Vorlesung an diesem Abend mit nach Kalkofen gebracht hatte. Die Geschichte „Em Kaiser sei neie Klärrer orrer vun Kinschtler unn annere Leit“ ist nach den Worten des Autors nach einem Museumsbesuch entstanden. In „De eiseharde Ausbutzer“ vergleicht „de klee Thomas die Grabbepflanzung vum Oba soim Grab met em Fußballplatz“. Unter „Das hots frieher net gebb“ vergleicht Schneider den Kauf der Bahnkarte am Bahnschalter im Bahnhof mit dem Kauf einer Bahnkarte am heutigen Fahrkartenautomaten, wo es die „Zone“ noch gibt. „War das nit emol die DDR?“, fragt er in die Runde. Der Rehborner Autor kennt sich auch mit pfälzischen Redewendungen gut aus, wie er zum Besten gibt. Zuerst in Hochdeutsch vorgetragen und teils mehr oder weniger noch bekannt, folgt ihm auch hier das Publikum mit zustimmenden Lachen. Zum Beispiel über die zwei, die sich einig sind: „Sie sinn en Kopp und en Arsch.“ Oder, wenn jemand satt ist, heißt das pälzisch: „Ich sein so sattgefress, uff meim Nawwel kennt mer neegscht e Sens dengele.“ Über die Wilma, die unglücklich aussieht, „saat mer uff pälzisch: ,Die Wilma zieht e Brutsch, die guckt wie e brieisch Hingel“. Auch die Geschichte mit der „Dose-Urne aus Amerika“ traf auf lachende Zustimmung. „Jesus hot en Zwillingsbruder“, behauptet er abschließend und gibt dazu einige Hinweise auf Weihnachtslieder. „Alle Kalkower solle den an Heiligowend mol in de Kerch betrachte“, so sein Tipp. Ortsbürgermeister Willi Schattauer war voll des Lobes über diesen außergewöhnlichen und sehr gelungenen Abend mit dem Rehborner Mundartdichter und übergab ein kleines Präsent. Schneiders Bücher können in Buchhandlungen oder bei ihm selbst, Telefon 06753 3358, erworben werden.

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