Donnersbergkreis Akribischer Blick auf Kanton Rockenhausen anno 1800

«ROCKENHAUSEN.» „Die Topographie des Kantons Rockenhausen um das Jahr 1800“ lautet der umfangreiche Beitrag von Schriftleiter Egon Busch im Aprilheft der „Nordpfälzer Geschichtsblätter“. Weitere Texte beschäftigen sich mit „Mundartlichen Ausdrücken, Redensarten und Sprichwörtern aus Reichsthal und Umgebung“ (Inge Huber), „Mündlichen Überlieferungen zum Gutenbacherhof“ (Willi Schattauer) und der „Baum- und Rosenschule Otto Schlemmer“ (Torsten Schlemmer).

Der Kanton Rockenhausen bestand um 1800 aus fast denselben Gemeinden wie die Verbandsgemeinde Rockenhausen heute, nur gehörte Finkenbach-Gersweiler noch dazu, ebenso Gaugrehweiler. Doch wurden bei der Einrichtung der Kantone im Jahre 1798 Gerbach und Sankt Alban dem Kanton Kirchheimbolanden zugeschlagen. Im gesamten Kanton lebten 1180 Familien mit 5138 „Seelen“. Akribisch wird bei jedem Dorf aufgeführt, wie viele Morgen Ackerland, Wiesen, Waldungen, Gartenland, Wingerte und Ödland die Gemarkung umfasste. Außerdem werden die jeweiligen Eigentümer genannt bzw. die Jahrespacht, die anfiel, wenn es sich nicht um Eigentumsflächen handelte. Bei den Dörfern erfahren wir, wie viele Kirchen, Schulhäuser, Pfarrhäuser, Hirtenhäuser, Mühlen, Jägerhäuser und Höfe dort zu finden sind, und die genaue Anzahl der „bürgerlichen Häuser“. Herrschaftliche Gebäude existierten damals nur in Rockenhausen, Gaugrehweiler und in Dörrmoschel. Bei drei Orten werden auch Ziegelhütten genannt. Die Bewohner der Dörfer waren entweder Ackerbauern, Taglöhner oder Bergleute. Nur in wenigen Orten werden Handwerker erwähnt und einmal auch Pottaschebrenner. Die meisten Bergleute waren in den Bergwerken am Stahlberg beschäftigt und sorgten dafür, dass „eine ansehnliche Summe fremden Geldes in die Gegend gebracht wurde“. Nach Bodenschätzen wie Quecksilber, Eisen, Blei und Kohle hat man damals in vielen Gemarkungen geschürft. Man stieß allerdings nur selten auf Vorkommen, deren Abbau sich auf längere Zeit lohnte. Selbst die meisten Steinbrüche waren zu jener Zeit bereits stillgelegt. Der Chronist listete auch auf, was in den einzelnen Gemarkungen angebaut wurde, und so erfahren wir, dass nur in einem Dorf im Kanton Rockenhausen Wingerte existierten. Auch die Baumarten in den einzelnen Wäldern werden genannt und Besonderheiten wie Fischweiher, Bassins als Viehtränken, Quellen zur Versorgung der Einwohner des nächstgelegenen Dorfes mit Trinkwasser und alle weiteren noch so kleinen Gewässer. Da bei den Getreidemaßen manchmal das Kaiserslauterer, auch das Kreuznacher Maß oder noch andere Maße genannt werden, ist ein Vergleich nicht so einfach möglich. Straßen gab es nur einige wenige, meistens bestand die einzige Verbindung der Dörfler zur Außenwelt nur in einem Feldweg. Inge Huber bezieht sich in ihrem Beitrag „Mundartliche Ausdrücke, Redensarten und Sprichwörter“ auf eine Zusammenstellung des Volksschullehrers Jakob Rheinberger, der von 1909 bis 1913 Lehrer in Reichsthal war. Von den „besonderen Sitten und Gebräuchen um die Jahrhundertwende“, die er ebenfalls überliefert hat, dürften heute wohl keine mehr im Dorf zu finden sein, ebenso wie die meisten der damals üblichen Redensarten aus der Alltagssprache verschwunden sind. Doch manche haben wohl die Zeiten überstanden und sind auch heute noch gebräuchlich. Oft hat die mündliche Überlieferung Ereignisse und Erlebnisse bewahrt und weitergegeben, die wir in keiner Ortschronik und in keiner schriftlichen Aufzeichnung finden, weil sie den Chronisten nicht wichtig genug waren, um sie aufzuschreiben. Doch werfen gerade solche Begebenheiten gelegentlich ein bezeichnendes Licht auf die Lebensverhältnisse einfacher Leute in früheren Zeiten. Willi Schattauer hat solche mündlichen Überlieferungen, die ihm auf dem Gutenbacherhof erzählt wurden, jetzt aufgeschrieben und so dafür gesorgt, dass sie nicht irgendwann doch in Vergessenheit geraten. Mehrere Fotos von Fundstücken, die bisher niemand einordnen bzw. erklären konnte, ergänzen diesen Beitrag. Aus der Geschichte des Rosendorfes Finkenbach-Gersweiler berichtet Torsten Schlemmer in seinem Beitrag in dieser Ausgabe der Geschichtsblätter. Über 60.000 Teehybriden blühten ursprünglich einmal im „Rosendorf“, und die „Rosenelf“ soll heute noch ihren Namen tragen, der auf jene Zeiten hinweist, in denen alljährlich noch regelmäßig „Rosenbälle“ stattfanden. „Von der einstigen Blütenpracht sind heute nur noch Erinnerungen geblieben“, stellt der Autor jedoch am Ende seines Beitrags resigniert fest. Info Das Heft der Nordpfälzer Geschichtsblätter kann von Nichtmitgliedern über Timo Scherne, Rognacallee 67, in Rockenhausen bezogen werden.

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