Bad Dürkheim „Zu wenige Leute wollen noch was machen“

Herr Uhrig, hinter dem SV 1911 Bad Dürkheim liegt ja ein turbulentes Jahr?

Sportlich, oder wie meinen Sie das? Generell. Ja, da war es schon turbulent. Sportlich läuft es super. Wie aber ja jeder weiß, haben wir riesige Probleme gehabt, für 2014 eine Vorstandschaft zu stellen. Sie sprechen es selbst an. Sie selbst wollten Anfang des Jahres nicht mehr antreten. Wie sieht es heute aus? Ich werde 2015 nicht mehr zur Wahl antreten. Dem Verein werde ich aber treu bleiben. Warum wollen Sie nicht mehr? Ich mache das seit 2003. Irgendwann ist mal Schluss. Ich habe auch noch ein Privatleben. Davon nimmt der Verein sehr viel weg? Ja, ich bin ja nicht nur der Vorstand, ich mache mit meiner Frau zusammen ja auch noch das Clubhaus, sie wäscht auch die Trikots und putzt da unten. Wir haben ja fast keine Freizeit mehr. Demnach wäre Friede, Freude, Eierkuchen wohl der falsche Begriff für den Zustand des SV 1911. Das ist der falsche Begriff. Werden Sie mal konkret. Wo fehlt es denn? Das ist ganz einfach. Wir haben viel zu wenige Leute, die noch etwas machen wollen. Wenn man mal sieht, was Rot-Weiss Seebach in der Jugendabteilung macht ... Wir hatten auch mal alle Jugenden besetzt. Warum sind Ihnen denn so viele Leute abhanden gekommen? Das waren halt auch viele Väter, deren Kinder irgendwann mal keine Lust mehr auf Fußball hatten. Dann haben sich die Väter auch zurückgezogen. Das ist in Seebach viel besser. Dort sind es ehemalige Spieler, die später Trainer werden. Das gibt es bei uns nicht. Ist an dieser Struktur etwas zu ändern? Das versuchen wir. Aber wenn ein Heinz Koppenhöfer mit über 60 Jahren eine D-Jugend-Mannschaft trainieren muss, dann sagt das schon alles. Sie haben aktuell noch zwei Jugendmannschaften? Ja, das ist die D-Jugend und die Bambini-Mannschaft. Vielleicht bekommen wir in der Rückrunde noch eine F-Jugend-Mannschaft zusammen. Also sind Ihnen die Spieler alle weggelaufen? Ja, Spieler hätte ich schon noch gehabt. Aber wenn kein Trainer mehr da ist. Gut, bei der A-Jugend sind dann die Spieler irgendwann nicht mehr gekommen. Da gab es einen Trainer. Komischerweise gibt es eine Erste Mannschaft, die erfolgreich wie nie spielt. Wie geht das zusammen? Sie müssen irgendwann nur noch Spieler kaufen, weil Sie keine eigenen mehr haben oder? Nein, das Geld haben wir gar nicht. Wir müssen schauen, dass die Spieler, die jetzt da sind, lange bei uns bleiben. Aber es weiß jeder, dass ein Fußballer in der Bezirksliga Geld kriegt. Die spielen ja nicht mehr, weil sie den Stefan Uhrig gut kennen und um mit mir ein Bier nach dem Spiel zu trinken. Und wer bezahlt die Spieler? Die Spieler bezahlt der Verein. Aber wir haben zwei Sponsoren gehabt. Einer hat das Geld, das er ursprünglich zugesagt hat, nicht mehr leisten können. Und unser Sponsor, der für uns die Bandenwerbung gemacht hat, ist 2014 in Insolvenz gegangen. Das war die Firma Pferrer aus Karlsruhe. Das heißt, dass der Verein finanziell vor dem Ruin steht? Vor dem Ruin würde ich nicht sagen, wir müssen halt bloß schauen, ob wir weiter eine solch erfolgreiche Mannschaft wie im Moment haben. Es kann schon sein, dass der eine oder andere Spieler in der Sommerpause sagt, dass er geht. Andreas Schröck, der den Aufstieg bis in die Bezirksliga für sie gemanagt hat, hat den SV 1911 nun endgültig Richtung FV Freinsheim verlassen. Vielleicht gehen die Spieler ja dann dort hin. Das ist eher unwahrscheinlich. Aber es gibt schon Beispiele. Ja, gut, Marcus Lerps ist mit ihm gegangen. Der wird dort Co-Trainer in Freinsheim und jetzt in der Winterpause Daniel Ribeiro. Aber der hat bei uns schon nicht mehr gespielt. Zu mir hat Andreas Schröck gesagt, dass er keinen einzigen Spieler von Bad Dürkheim ansprechen wird. Außer wenn halt ein Spieler von selbst zu ihm kommt. Ist denn der Verein nochmal richtig mit Leben zu füllen? Nochmal. Es kommt niemand nach in die Erste Mannschaft, wenn es keine A-Jugend gibt. Der Stamm dieser Ersten Mannschaft wird zusammenbleiben. Unser Trainer Oliver Spuhler hat sich bereiterklärt, 2015 weiterzumachen und junge Spieler zu suchen, die auf der Basis einer Siegprämie spielen. Der Etat von der Mannschaft wird damit weiter heruntergeschraubt. Im Extremfall steigen Sie also auf und dann kommt irgendwann der ganz tiefe Fall. Das ist es ja. Vor diesem Problem stehen wir. Aber ich kann ja der Mannschaft als Vorsitzender nicht sagen, dass sie nicht aufsteigen darf. Wie hoch ist denn Ihr Etat? Der Etat liegt bei knapp bei 20.000 Euro im Jahr für die 1. Mannschaft. Da waren die Sponsorengelder mit drin. Sie haben gesagt, dass Sie dem Verein treu bleiben. Auch in einer Funktion? Vielleicht als Kassenwart. Dann bin ich nicht ganz weg.

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