Zur Sache Philipp Fauth, Karl Räder und Gustav Ernst

Fauth
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Philipp Fauth

Seit 1958 ist die Straße, in der sich die Kreisverwaltung befindet, nach dem Mondforscher Philipp Fauth benannt. Eine Gedenktafel zu seinen Ehren hängt hier seit 1967. Fauth (1867 bis 1941) war Volksschullehrer und ambitionierter Hobbyastronom. Mit 23 Jahren baute er seine erste Sternwarte, hielt später Vorträge und pflegte Kontakte zu Wissenschaftlern. Fauth wurde bekannt mit seinen Mondbeobachtungen und -karten. Nach den Recherchen von Historiker war Fauth Abteilungsleiter bei einer SS-Wissenschaftseinrichtung. Reichsführer SS Heinrich Himmler gründete 1935 das „Ahnenerbe“. Der Chef der Gestapo versuchte damals, mit Hilfe von unter anderem Pseudowissenschaften, seinen Germanenglauben zu begründen. Fauth schrieb ein schwer lesbares Werk des Österreichers Hanns Hörbiger zu diesem Thema um. Laut Historiker Julien Reitzenstein nutzte Himmler, einer der Hauptverantwortlichen des Holocausts, diese pseudowissenschaftliche These als Teil der Rechtfertigung seiner Herrenmenschentheorien. Reitzenstein schreibt: „Philipp Fauth kann nicht nicht gewusst haben, wer sein Förderer und Finanzier Himmler war und dass er einen Repressionsapparat unvorstellbaren Ausmaßes verantwortete – einschließlich berüchtigter Konzentrationslager und Gestapo.“

Die Nachkommen von Philipp Fauth zeigten sich empört über das Gutachten. Es sei in „herabwürdigender Sprache“ verfasst worden. Der Familie fehle die Anerkennung und der Respekt für Fauth.

Karl Räder

Zu einigen Ehren gelangte in seiner Heimatstadt Bad Dürkheim Karl Räder. Seit 1950 heißt die frühere Limburg-Allee Karl-Räder-Allee. 2020 hat der Historiker Roland Paul im Auftrag der Stadt zu Räder geforscht. Sein Ergebnis: Räder (1870 bis 1967) habe sich „nachweislich bis 1944 dem NS-Staat angebiedert“. Niemand habe ihn dazu gezwungen, betont der Historiker. Er habe um die Verdienste Dürkheimer Juden gewusst, sich aber trotzdem abfällig über die Juden im Allgemeinen geäußert.

Räder publizierte Gedichte für das nationalsozialistische Blatt „NSZ-Rheinfront“, war Mitarbeiter des Reichssenders Saarbrücken. 1937 reiste er in die USA. Dort hielt er in deutschen Clubs pro-deutsche Reden. Diese Reden waren „gespickt von antisemitischen Äußerungen und Lobpreisungen auf Adolf Hitler“, schreibt Paul.

1938 bemühte sich der Dichter vergebens um Aufnahme in die „Reichsschrifttumskammer“ (der „Reichsverband Deutscher Schriftsteller“ war hierin integriert worden). Räder knüpfte nach dem Krieg an seine Karriere als Mundartdichter an.

Nachfahren des Heimatdichters bezeichneten die Debatte um die Straßennamen als „Hexenjagd“. Räder habe sich „selbstlos und unermüdlich für die Stadt“ eingesetzt. Der Mundartdichter sei ein rechtschaffener Mann gewesen, der zu seinem Fehlverhalten gestanden habe. Kritik gab es auch an der Berichterstattung der RHEINPFALZ über das Gutachten.

Gustav Ernst

Gustav Ernst (1858 bis 1945) war ein Maler, der sich vor allem durch seine Winzerporträts einen Namen machte. 1928 wurde in Bad Dürkheim eine Straße nach ihm benannt. Ernst entwickelte laut Kunsthistoriker Clemens Jöckle früh ein Interesse am Nationalsozialismus. Dies sei in Tagebuchaufzeichnungen nachzuvollziehen. Deutlich zeige sich dort eine Bewunderung für NS-Diktator Adolf Hitler. Nach Einschätzung der Stadt hat Ernst als Person wohl nicht im öffentlichen Fokus gestanden. Hier setzt auch die Kritik der Straßenumbenennungsgegner an. Ernst habe sich als alter Mann lediglich in seinem Tagebuch, nicht aber öffentlich geäußert.

Räder
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Ernst
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