Bad Dürkheim „Leben soll ein Fest sein“

Ihr neues Stück, der anstehenden Urlaub und die Lage in der Ukraine - Anja Kleinhans, „Chefin“ des „Theader Freinsheim“ nutzte die Gelegenheit, um in der Sommerredaktion über Gott und die Welt zu plaudern.

Mit gerade einmal 20 Plätzen ist das „Theader Freinsheim“ das wohl kleinste Schauspielhaus der Pfalz. Anja Kleinhans macht es sich mit einem Glas Wasser in der Sommerredaktion gemütlich. Zurzeit ist in ihrem Haus zwar Sommerpause, Zeit zum Entspannen bleibt trotzdem wenig. „Ich schreibe gerade an einem neuen Stück“, erzählt sie. „Still, die Nacht ist voller Sterne. Vor-weihnachtliche Szenen von Widerstand und Hoffnung“ soll es heißen. Premiere ist am 26. September - und deshalb betont Kleinhans auch, dass der Weihnachtsgedanke zwar als Aufhänger dient, sie sich aber „auf das Leben an sich“ bezieht. „Der pure Kommerz um das Fest ärgert mich, das ist so fern von dem, was es christlich zu bedeuten hat“, sagt die Künstlerin. Sie will Szenen aus ganz unterschiedlichen Bereichen zeigen, die einerseits die Zuschauer tief berühren sollen, andererseits aber auch unterhalten. „Es geht zum Beispiel um Krebs und den Umgang damit.“ Jedenfalls ist das der Plan. Denn Regisseur Uli Hoch hat da auch noch ein Wörtchen mitzureden. „Er wird die Hälfte wegstreichen“, meint Kleinhans und lacht. Und die Zeit ist knapp. Denn in zwei Wochen geht es in die Türkei in Urlaub. „Bis dahin muss das Stück fertig sein“, sagt sie. Zurzeit sucht sie noch nach einem Schauspieler, der zusammen mit ihr auf der Bühne stehen wird. „Es wäre ideal, wenn er aus der Region kommen würde. Dann würden die Fahrtkosten wegfallen“, sagt Anja Kleinhans. Denn ihr Stück wird zwar vom Kultursommer Rheinland-Pfalz unterstützt, „aber die Förderung ist durchkalkuliert“. Eigentlich wollte die Freinsheimerin ja probeweise einen Theaterbetrieb in der Dürkheimer Brunnenhalle auf die Beine stellen. Das Kulturministerium hatte ihr schon eine Fördersumme von 12.000 Euro zugesagt. Wegen Unstimmigkeiten mit der Betreibergesellschaft Staatsbad scheiterte das Projekt, obwohl alle Teilnehmer schon engagiert waren. „Das nagt noch immer an mir. Das neue Stück ist quasi eine Ersatzproduktion“, so Kleinhans. Für die Künstlerin ist Kultur „lebenswichtig.“ Schon in der Grundschule hat sie zu schauspielern angefangen - mehr aus Zufall. „Der Melchior von den Heiligen Drei Königen ist ausgefallen. Da bin ich eingesprungen.“ Und seitdem gehört Kultur zu ihrem Leben. Zu ihrem Theaterlehrer aus der fünften Klasse hat sie noch immer Kontakt. „Das Leben soll ein Fest sein. Und dazu gehört auch eine Lebenskultur.“ Sie mache Theater fürs Volk, sagt Kleinhans, „und da können auch Impulse von ausgehen“. Und fügt sichtlich ergriffen hinzu: „Das ist gigantisch, was ich da habe, auch wenn das Theater winzig ist.“ Philosophisch sind auch ihre Zukunftsgedanken. „Ich möchte Frieden in mir finden. Das finde ich das Wichtigste: ein friedvolles Miteinander.“ Deshalb blickt sie auch mit Sorge auf die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine und anderswo: „Ich habe Angst, dass wir Krieg kriegen. Das beschäftigt mich.“ Vor drei Tagen sei ein Düsenjet im Tiefflug über ihr Haus weggedonnert, als sie an ihrem Stück geschrieben habe. Ganz erschrocken sei sie in den Garten gerannt. „Ich wäre gerne frei. Angstfrei. Aber das ist leicht gesagt.“ (hn)

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