Bad Dürkheim „Es könnte ein Feierfrühjahr werden“

„Die Leistung im Angriff hat noch mal unsere Souveränität unterstrichen“, sagt Thorsten Koch.
»Die Leistung im Angriff hat noch mal unsere Souveränität unterstrichen«, sagt Thorsten Koch.

«Frankenthal.» Am Ende war der Titel nur noch eine Frage des Wann: Souverän sicherte sich die HSG Eckbachtal am Samstagabend die Meisterschaft in der Handball-Pfalzliga der Herren. Im Interview spricht HSG-Coach Thorsten Koch (44) über Souveränität, leichte Bauchschmerzen und die Aufgaben in Pokal und Oberliga-Qualifikation.

Herr Koch, Glückwunsch zur Meisterschaft. Wie kurz war die Nacht von Samstag auf Sonntag?

Danke. Wir waren vorbereitet und etwas länger in der Halle. Dann ging’s gemütlich weiter nach Dirmstein. Ich glaube, ich war um 4 Uhr zu Hause. Das hat dann auch gereicht. Wir haben’s feucht fröhlich begossen, wie es sich für eine Meisterschaft gehört. Aber jetzt konzentrieren wir uns wieder auf Handball, denn wir haben noch lange nicht alle unsere Ziele erreicht. Was hat den Ausschlag gegeben zugunsten der HSG? Wir haben gleich zu Beginn der Runde die Spiele relativ souverän gestaltet. Da kam dann das Argument, dass die Pfalzliga zu schwach ist. Ich denke, das ist nur die halbe Wahrheit. Wir haben einfach von Anfang an unser Leistungsvermögen abgerufen, und die anderen hochgehandelten Teams konnten aus verschiedenen Gründen nicht Schritt halten. Wir haben das über die gesamte Runde sehr souverän gespielt. Das ist für mich eine Weiterentwicklung der Mannschaft. Beeindruckend war für mich die Leistung in den Spitzenspielen, da waren die Jungs in der Lage, auf den Punkt hochkonzentriert zu sein. Bester Sturm, beste Abwehr – ist die HSG ein logischer Meister? Es tut gut, ja. Beste Abwehr – das ist immer so ein Trainer-Faible. Es heißt nicht umsonst: Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Meisterschaften. Die Leistung im Angriff hat noch mal unsere Souveränität unterstrichen. Das geht mir sehr gut rein. Hatten Sie irgendwann in der Runde mal Bedenken, dass es nicht klappen könnte? Ne, hatte ich nicht. Das Team hat sich sehr konzentriert gezeigt, schon in der Vorbereitung. Ein bisschen Bauchschmerzen hatte ich, als Kapitän Michael Betz mit Schambeinentzündung ausgefallen ist. Aber ich war mir sicher, dass wir die Meisterschaft ins Eckbachtal holen. Bislang gab’s für die HSG nur eine Niederlage – was sagt das über die Liga aus? Es ist schwierig, das einzuschätzen. Wir sind bestimmt keine Übermannschaft. Aber wir hatten die Erfahrung aus dem vergangenen Jahr, als wir das „Endspiel“ gegen Offenbach verloren haben. Wir alle haben in dieser Runde eine Trotzreaktion gezeigt und wollten es vielleicht einfach ein Stück mehr als die anderen Teams. Die nächsten Aufgaben warten. Am Wochenende ist Pfalzpokal-Halbfinale gegen die SG Ottersheim/Bellheim/Kuhardt/Zeiskam. Wie schaffen Sie es, die Spannung wieder aufzubauen? Immerhin ist die HSG Eckbachtal Titelverteidiger. Der Plan ist relativ einfach. Wir werden am Dienstag wie gewohnt trainieren und im Laufe der Woche die Spannung hochfahren. Mein Glück ist, dass die Mannschaft nie zum Spaß aufs Feld geht. Wir fanden den Pokalsieg 2017 richtig geil. Wir hätten schon noch mal Lust aufs Endspiel. Wir fahren nicht in die Südpfalz, nur um Bellheimer Lord zu trinken. Und dann kommt Anfang Mai die Qualifikation für die Oberliga. Wird diesem Ziel jetzt alles untergeordnet? Ja, das war auch der Hauptantrieb. Die Meisterschaft ist ein Zwischenschritt. Wir wollen die Oberliga mitnehmen. Meine Jungs feiern ganz gerne. Meisterschaft, vielleicht Pokal, vielleicht Aufstieg in die Oberliga – das könnte ein Feierfrühjahr werden. Wie schätzen Sie die Gegner ein? Das ist schwierig zum jetzigen Zeitpunkt. Irmenach/Kleinich/Horbruch wird ein super Auswärtsspiel. Das ist eine handballverrückte Spielgemeinschaft. Die HWE Homburg hat mit Thomas Zellmer einen starken und in der Pfalz bestens bekannten Spielertrainer. Kirn und Bodenheim sind sicher auch keine Laufkundschaft. Vorteil HSG: Es gibt zwei Heimspiele. Ja, glücklicherweise. In den vergangenen Jahren hatte die Pfalz immer zwei Auswärtsspiele. Der Zeitpunkt für die Qualifikationsspiele könnte besser nicht sein. Wir verspüren aktuell große Begeisterung im Verein, und der Zuschauerschnitt ging diese Saison deutlich nach oben. Außerdem hat mir einer meiner Spieler gesagt, dass wir schon ziemlich lange nicht mehr in Dirmstein verloren haben. Das ist vielleicht ein gutes Omen. Auch die Personalplanungen für die kommende Runde laufen schon. Mit Torwart Rouven Hahn gibt es einen Rückkehrer als Neuzugang. Auf welcher Position ist noch Handlungsbedarf? Wie weit sind die Verhandlungen? Aktuell laufen noch Gespräche, doch unsere Konkurrenz ist groß. Wir bekommen in der Regel Leute, bei denen die Hintergrundgeschichte eine Rolle spielt, die aus beruflichen oder privaten Gründen in die Region kommen und eine Mannschaft suchen. Vom derzeitigen Kader haben die meisten Spieler, darunter auch wichtige Leistungsträger, zugesagt. Einige Entscheidungen stehen allerdings noch aus, aber im Moment häufen sich die Zusagen. Zuletzt haben Michael Betz und Sven Dopp gesagt, dass sie kommende Runde wieder an Bord sind. Ich hätte gerne noch je einen Linkshänder und einen Rechtshänder für den Rückraum. Das hat nichts damit zu tun, dass ich mit irgendjemandem unzufrieden wäre. Ich will einfach noch weitere Alternativen haben. Ich denke, wir brauchen mindestens acht Rückraumspieler. Sollten wir es in die Oberliga schaffen, wird dort die Belastung höher, es gibt mehr Verletzte. Da kann ein großer Kader nicht schaden. Außerdem hoffe ich natürlich darauf, dass es ein oder zwei A-Jugendspieler in den Kader schaffen.

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