Bad Dürkheim Dürkheimer Wurstmarkt: Starker Endspurt – Trockene Rieslingschorle der Renner

Friedlich und in guter Stimmung haben die meisten Wurstmarktbesucher in diesem Jahr gefeiert.
Friedlich und in guter Stimmung haben die meisten Wurstmarktbesucher in diesem Jahr gefeiert. Foto: Franck

Nach dem 603. Wurstmarkt ziehen Stadt und Winzer ein positives Fazit. Dass es an den neun Feiertagen für ein Fest dieser Größenordnung sehr friedlich zuging, sehen die Verantwortlichen als Bestätigung des Scherheitskonzepts. Bei den Besuchern ist vor allem ein Klassiker beliebt.

Er habe am Montagabend nach dem „superschönen Feuerwerk“ schon eine gute Portion Wehmut auf dem Festplatz gespürt, berichtet Marcus Brill, Chef des Wurstmarkt-Organisationsteams. Denn nach einem sehr frühen Wurstmarktbeginn 2019 müssen sich die Dürkheimer jetzt bis zum 11. September 2020 gedulden, bis der 604. Wurstmarkt eröffnet wird – ein eher später Termin. Das schmälerte Brills Freude über einen gelungenen Wurstmarkt 2019 nicht: „Wir hatten unheimlich guten Zuspruch, vor allem am Nachmarkt und insgesamt weit über 600.000 Besucher.“

Friedlicher Festverlauf

Konkrete Besucherzahlen will die Stadt nicht nennen – wichtiger als die Jagd nach Rekordzahlen sei, dass sich die Besucher auf dem Markt wohlfühlten, so die Argumentation. Eine wesentliche Rolle für einen schönen Wurstmarktbesuch spielt der Sicherheitsaspekt. Hier melden die Einsatzkräfte einen sehr friedlichen Festverlauf – was Brill auch als Bestätigung dafür sieht, dass „die Sachen, die wir in Angriff genommen haben, funktioniert haben“. Ein Beispiel: Die Schnapsstände öffneten am Literarischen Frühschoppen erst um 13 Uhr und mussten am Freitag- und Samstagabend um 2 Uhr schließen. Ein anderes Beispiel: der Bereich östlich der Salinen, den die Sicherheitskräfte in den vergangenen Jahren als „Hotspot“ ausgemacht hatten, war in diesem Jahr besser ausgeleuchtet. „Wir werden diesen Weg weitergehen“, kündigt Brill an. Geprüft werde beispielsweise, ob zwei Routen vom Wurstmarktplatz zum Bahnhof als „sichere Heimwege“ künftig besonders gut ausgeleuchtet werden.

Jugendliche haben weniger Alkohol dabei

Auffällig sei in diesem Jahr gewesen, dass bei den Jugendschutzkontrollen deutlich weniger Alkohol sichergestellt wurde als in den Vorjahren. Auch Beschwerden der Anwohner, beispielsweise über Wildpinkler, habe es nicht gegeben. „Kompliment ans Ordnungsamt für die Bestreifung“, sagt Brill. Wie im Vorjahr auch galt die Regelung, dass freitags- und samstagabends nach Mitternacht nur ohne Musik weitergefeiert werden durfte. Fahrgeschäfte durften nur im „stillen Betrieb“ unterwegs sein, wenn ihr Lärmpegel unter 55 Dezibel lag: Neben dem Riesenrad lagen in diesem Jahr die Riesenrutsche sowie der Autoscooter unter diesem Wert. Die Stadt stehe mit den Anwohnern in ständigem Kontakt und habe auch hier positive Rückmeldungen erhalten, sagt Brill. Jetzt warte man auf die endgültige Auswertung der Lärmmessungen.

Secco: Nicht alle zufrieden

Erstmals durfte in diesem Jahr Secco auf dem Fest ausgeschenkt werden. Einer der Winzer, die die Möglichkeit nutzten, war Klaus Mesel. „Wir haben jetzt keine Unmengen verkauft“, stellt er fest. Er wollte den Schaumwein „unbedingt runterbringen, weil ich vor 25 Jahren dafür gekämpft habe“, erzählt Mesel. Damals habe sich im Wurstmarktausschuss keine Mehrheit dafür gefunden. „Der Trend ist jetzt aber vorbei. Secco ist mittlerweile Standard. Ich glaube aber nicht, dass unser Wurstmarktstammpublikum ihn auf der Agenda hat“, berichtet der Winzer. Er wisse noch nicht, ob er 2020 wieder Secco anbieten werde. Das Handling sei aufwendig, zudem erschwere die Vorgabe, dass die Grundweine für den Secco ausschließlich aus Dürkheimer Lagen stammen dürfen, das Leben der Winzer. Für seinen Secco stelle er eine Cuvée zusammen, da müsse er dann darauf achten, dass dort beispielsweise keine Wachenheimer Lagen verarbeitet werden. Jochen Schmitt sagte, er habe sich beim „Secco etwas mehr versprochen“. Er halte ihn aber nach wie vor für eine gute Alternative zum Sekt und werde es 2020 erneut probieren, kündigt er an. Zufrieden war man dagegen beim Weingut Schaefer mit dem Secco-Debüt. Dafür, dass er zum ersten Mal ausgeschenkt wurde, sei er gut gelaufen.

Trockene Rieslingschorle der Renner

Dass vorwiegend auch von jüngeren Leuten trockene Rieslingschorle verlangt werde, davon berichtet Winzer Rolf Bart als Sprecher der Schubkärchler. Der Umsatz beim Weißherbst sei zunehmend rückläufig. Ein Schoppen purer Wein werde fast gar nicht mehr bestellt. „Das hat sich völlig gewandelt“, stellt er fest. Aus Barts Sicht sei der Wurstmarkt „toll“ gewesen, der zweite Samstag sogar „rekordverdächtig“. Gegen 23 Uhr hätten die Besucherströme ihren Höhepunkt erreicht. Jedoch sei das Publikum sehr friedlich gewesen. Nach Betriebsbeschluss in seinem Stand um halb drei am Sonntagmorgen habe er 300 fremde Gläser gezählt. „Die umzutauschen, bedeutet schon einen großen Mehraufwand.“ Jedoch sei dies bei 50 verschiedenen Logos, zwölf Weindorfzelten, Hallen und Bierzelten nicht zu vermeiden. Auch am Montag sei der Besuch noch einmal „klasse“ gewesen.

Freude über Umzug des „Hot Shot“

Peter Döngi, Sprecher der Weindorf-Winzer, vergleicht diesen Wurstmarkt mit dem vor zwei Jahren. „2018 ist für mich kein Maßstab, das war wegen des durchgehenden Sonnenscheins eine Ausnahme“, meint er. Auch er stellt fest, dass die Weißherbst-Nachfrage nachgelassen hat. „Trockene Rieslingschorle“ wurde auch im Zelt des Weinguts Wegner, in dem Döngi ausschenkte, am meisten geordert. Er freute sich insbesondere darüber, dass der „Hot Shot“ in die Nähe zum Kurpark umgezogen war. „Dafür habe ich zehn Jahre gekämpft.“ Folge: Die Plätze am Zaun zum gegenüber stehenden Kettenkarussell waren laut Döngi am beliebtesten. Das Ausschalten der Musik ab 24 Uhr sei insbesondere für die Zeltbetreiber von Nachteil, nicht jedoch für das Weindorf. „Die Zeltbesucher gehen eine halbe Stunde später heim, holen sich allenfalls auf dem Nachhausweg bei uns noch eine Schorle.“

Haltestelle Bad Dürkheim-Ost wird mehr benutzt

René Weintz, Sprecher der Rhein-Neckar-Verkehrsbetriebe (RNV), sagte auf Anfrage, dass die Haltestelle Bad Dürkheim-Ost der Linie 4 immer mehr genutzt werde. Folge davon könnte sein, im nächsten Jahr auch dort mehr Sicherheitspersonal einzusetzen, das bislang eher am Bahnhof nach dem Rechten sieht. Fahrgastzahlen lägen dem RNV noch nicht vor, jedoch bewege man sich auf dem Niveau des Vorjahres. Dass mitunter wie am Samstag Züge so voll gewesen sind, dass Fahrgäste unterwegs nicht mehr zusteigen konnten, komme während des Wurstmarkts immer mal wieder vor. „Das tut uns natürlich Leid, aber die Züge fahren ja auch im Zehn-Minuten-Takt.“

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