Bad Dürkheim Gondelbahn Bad Dürkheim: Schlusspunkt mit Hindernissen

91-109788276.JPG

Bad Dürkheim: Für viele Dürkheimer war sie ein Schandfleck, aber auch ein Stück Stadtgeschichte: die einstige Talstation der Gondelbahn. Ende März mussten die Abrissarbeiten unterbrochen werden, seit Montag wird auf der Baustelle wieder gearbeitet.

Langsam packt die Schere zu. Fest umklammert sie einen der 16 Stahlträger, die das Außenskelett der einstigen Talstation der Gondelbahn bilden. Der Baggermotor heult auf, der Geruch von Diesel liegt in der Luft. Benjamin Merk zieht an einem Hebel im Führerhaus seines Baggers. Langsam biegt sich der Stahlträger, die Schere frisst sich immer tiefer ins Metall. Es quietscht. Am Ende gewinnt Merks Bagger: Der Stahlträger ist durch und fällt ins Gras neben der Talstation. Der Arm des Baggers hebt das schwere Stück Stahl auf und verfrachtet es in einen blauen Container. „Eigentlich müsste ich mir ja ein Stück Gondelbahn fürs Büro aufheben“, scherzt der Dürkheimer Bürgermeister Christoph Glogger (SPD), der die Szenerie beobachtet. Auch Besitzer Peter Schwab schaut vorbei, als der Ellerstadter Baggerunternehmer Merk und seine Mannschaft dem Gerippe der Talstation zu Leibe rücken. „Uns war wichtig, den Auftrag an eine Firma aus der Region zu vergeben und nicht von sonstwoher“, erläutert Schwabs Schwiegersohn Martin Koob, der den Beginn der Arbeiten begleitet. Auch der Schlusspunkt der Geschichte der ab 1971 errichteten Gondelbahn, deren Betrieb schließlich 1981 nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts eingestellt werden musste, verläuft nicht reibungslos: Bereits Ende März hatten die Abrissarbeiten begonnen, waren dann aber von der Gewerbeaufsicht bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd in Neustadt (SGD) gestoppt worden. Ein Subunternehmen hatte gegen Sicherheitsbestimmungen im Umgang mit Asbest verstoßen, das sich in Eternitplatten der Dachabdeckung befand. In der Zwischenzeit sei die Talstation gründlich gereinigt worden, und Proben eines Mannheimer Labors auf Asbeststaub seien negativ ausgefallen, erklärt Benjamin Merk. Bis Mitte kommender Woche ist die Talstation endgültig Geschichte, gibt sich der Ellerstadter Unternehmer zuversichtlich. Von 1973 bis 1981 hatte die Gondelbahn jährlich rund 100.000 Fahrgäste vom Wurstmarktplatz ins Waldgebiet rund um den Teufelsstein gebracht. Ende 2017 war ein letzter Versuch einer Mannheimer Investorengruppe gescheitert, die Bahn wieder aufleben zu lassen. „Wir wollen uns etwas Zeit lassen und lieber zweimal drüber nachdenken als einmal“, sagt Merk. Auch Glogger übt sich in Geduld, die Unterbrechung durch die SGD sieht er nicht dramatisch: „Wir haben in der Geschichte so lange verhandelt, dagegen waren die letzten Wochen vergleichsweise einfach.“ Mit einer großen Schere werden zunächst die Stahlträger im Obergeschoss durchtrennt, schon am Montagabend neigt sich die Dachkonstruktion wie geplant stark in Richtung Norden. Obwohl seine Männer mit einem Schneidbrenner Entlastungsschnitte in einen der Eckpfeiler setzen, muss Merk im Lauf des Tages eine größere Schere herbeiholen, um die massiven Pfeiler zu durchtrennen. Die Teile des Stahlgerüsts der früheren Talstation, die Merks Mannschaft herausschneidet, werden von einer Mannheimer Firma wiederverwertet. In der Garage gelandet ist dagegen die Gondelbahnuhr, erzählt Koob. Was damit geschehen wird, ist noch offen. „Wir hatten mehr als 100 Anrufe von Leuten, die sich dafür interessiert haben“, berichtet er. Die Gesamtkosten für den Abriss der Bahn und die unternommenen Maßnahmen zur Wiederinbetriebnahme lägen im „sechsstelligen Bereich“, schätzt der Schwiegersohn des Besitzers. Die Familie sei sehr zufrieden mit der Arbeit der Ellerstadter Firma: „Wir haben die Arbeiter am Samstag zum Essen eingeladen, weil das mit dem Arbeitsschutz alles so gut geklappt hat.“ Dass die Baustelle große Aufmerksamkeit auf sich zieht, wird klar, als das Ordnungsamt vorbeischaut. Ein Anrufer will auf dem Gelände Arbeiter ohne Helm gesehen haben. Zudem muss die Baustelle in den Abend- und Nachtstunden so ausgeleuchtet werden, dass sie für die Verkehrsteilnehmer auf dem Wurstmarktplatz gut sichtbar ist. Merk sieht den Auftrag mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Einerseits sei das Gerippe nicht schön anzusehen gewesen, andererseits sei die Gondelbahn ja auch ein Stück Dürkheimer Geschichte. „Für das Unternehmen ist das natürlich ein schöner Auftrag und wenn alles glatt läuft auch eine gute Werbung“, sagt Merk und steigt wieder in seinen Bagger.

Der Lack ist ab: Schriftzug auf der einstigen Talstation.
Der Lack ist ab: Schriftzug auf der einstigen Talstation.
91-109812231.JPG
x