Rheinland-Pfalz Dollbohrer? Dibbelschisser? Blunz? – Wir wählen das allerpfälzischste Pfälzer Schimpfwort

In den Top 20 der Pfälzer Schimpfwörter gelandet: de Dibbelschisser.
In den Top 20 der Pfälzer Schimpfwörter gelandet: de Dibbelschisser. Karikatur: Herrmann

Wir suchen das Lieblingsschimpfwort der Pfälzerinnen und Pfälzer. In Phase 1 haben die Leser ihre Lieblinge nominiert. Ab heute geht es in Phase 2 um die Wurst. Wir stellen die 20 Favoriten vor. Nun ist bis 7. November zum Abstimmen.

Satte 281 verschiedene Schimpfwörter haben die Leserinnen und Leser der RHEINPFALZ am SONNTAG in den vergangenen beiden Wochen an die Redaktion geschickt. Dabei hat es gar nicht mehr Grund als sonst gegeben, sich über die Zeitung zu beschweren. Im Gegenteil: Viele Mitmacher waren begeistert von unserer Aktion, nun endlich das allerpfälzischste aller pfälzischen Schimpfwörter zu wählen – nach dem schönsten Pfälzer Wort („alla“, 2012) und der schönsten Pfälzer Redensart („Kumm, geh fort!“, 2016). Wir tun das wieder in zwei Phasen: Erst haben wir Vorschläge gesammelt, nun stellen wir die Top 20 vor.

Eine gewaltige Aufgabe

Das Sammeln in Phase 1 hat gezeigt, dass wir uns da gemeinsam mit den Lesern eine gewaltige Aufgabe gestellt haben. Manche Mitmacher haben uns mehrseitige Listen mit Schimpfwörtern geschickt – obwohl wir eigentlich nur nach den persönlichen Favoriten gefragt hatten. Aber auch mit Einzelnennungen sind wir auf die ungeheure Anzahl von knapp 300 pfälzischen Schimpfwörtern gekommen. Dabei zeigt sich: Viele Pfälzer Schimpfwörter sind beschreibend und lassen die Verfehlungen oder Schwächen des Geschmähten vor dem geistigen Auge ablaufen. Wir zählen mal ein paar originelle auf, die jeweils auf nicht mehr als drei Nennungen gekommen sind:

Originelle Vorschläge – eine unvollständige Liste

Hasehirn, Linsespalter (der Bruder des „Dibbelschissers“, Gimpel, Hornvieh, Knewwergääß, Dreckwaddel, Blärrgans, Schnuddelkrämer, Riewedieb, Schmachtlappe (eine Variante des hochdeutschen Süßholzrasplers), Eileferschter (der „Eulenförster“ steht für den Hinterwälder), Rotzichel, Schlohseklopper (eine Person, die Hagelkörner mit dem Hammer oder sonstigem Werkzeug traktiert), Briehbump (eng verwandt mit dem Suffkopp), Dickmadam, Dummnickel, Doofkopp, Rindskamuffel, Flääschkiechelsche, Päddeltreter, Dabsmichdoud, Pissnelk (auch bekannt als Säächkattel und Brunstulp), Hexebäsem, Loddel, Pussierstengel (siehe: Schmachtlappe), Lohpiffer, Zoddelkopp, Schnoogerippche, Schinnoos, Krauthinkel, Moschtkopp (siehe Briehbump), Lumpesammler, Ferzklopper (oder -beitel), Schwabbelranze, Dutt, Hawwegucker, Häämducker.

Plädoyer für den Dabbschädel – und den Knodderer

Und wie begründen die Leser ihre Vorschläge? „Ich finde als Pfälzerin das Wort Dabbschädel einfach wunderbar und passend für uns Pfälzer“, schreibt Johanna Kloss aus Römerberg. „Ich höre es ständig und gerade gestern Abend wieder am Stammtisch. Da hatte ich mir schon vorgenommen, diesen Ausdruck zu wählen. Musste dann doch sehr lachen.“

„Ich habe gleich drei Lieblingsschimpfwörter, aber sie meinen eigentlich immer das gleiche: das ist de Bebberer, de Knodderer und de Gnewwrer“, schreibt Fritz Münster aus Annweiler. „Als alter Pfälzer ist es bei mir seit Jahrzehnten allgegenwärtig, wie oft in geselligen Runden unter Freunden und Kollegen über alle Dinge und Ereignisse kritisch gelästert wird. Niemand macht etwas richtig, früher war alles besser, immer sind die falschen Leute am falschen Platz, bei den nächsten Wahlen bekommen ,die’ eine übergezogen, ,wann isch was zu saache hätt ...’. Aber die wenigsten ergreifen dabei auch wirklich mal selbst Verantwortung, Meckern ist viel einfacher!“

De Hewwel und de Seppedeftel

Peter Fuchs schreibt: „Als Pfälzer aus ,Lumpehafe’ lebe ich jetzt schon seit über 30 Jahren in Bayern. Aus meiner Jugend ist mir noch ein Schimpfwort für einen tollpatschigen oder komischen Typen in Erinnerung: Der „Hewwel“. – „Im Grunde könnte ich euch als alter Hobbynörgler eine ganze Handvoll an Schimpfwörtern zusenden“, schreibt Daniel Schmitt aus Gousch (also aus Gossersweiler-Stein), „aber da ihr ja nur den Liebling wollt, schick ich euch mol de ,Bleedkneedl’ – quasi ein Dummkopf in schön ausgedrückt“. „Mein Lieblingsschimpfwort als waschechte Pfälzerin ist der ,Seppedeftel’“, schreibt Sandra Werner-Kreßmann in einer E-Mail. „Ich habe diese liebevolle Beschimpfung in Kindheitstagen öfter von meiner Oma gehört. Seither hat dieses Wort einen festen Platz in meinem„Oma-Gedenk-Wortschatz“. Sandra Werner-Kreßmann ist nicht die einzige Einsenderin, die ihren Wortschatz „geerbt“ hat.

Wie Oma einst schimpfte

Petra Schneider aus Fußgönheim schreibt, aus dem Mund ihrer Oma sei das schlimmste Schimpfwort gewesen: „Du wiescht garschtisch Ding! – Da wusste ich, was es geschlagen hat.“ – „Dumm Orschel – dieses Schimpfwort hat meine Oma für Damen benutzt, von denen sie offenkundig nicht besonders viel gehalten hat“, berichtet Ralf Bürkle aus Großniedesheim. Anja Forster aus Billigheim-Ingenheim schreibt auf Pfälzisch: „Des isch emool e guuri Idee, dass ehr unsern uurich-pälzische Wortschatz beziechlich Uutzname abkloppen. Mei absoludes Lieblingsschimpfwort bring ich immer un gern mit meine Großeldre in Verbindung. Es isch: de Jochnachel.“

Werner Fuchs aus Hirschhorn hat ebenfalls eine Erinnerung, die weit in die Vergangenheit führt: „Ich muss gestehen, dass es nicht mein Lieblingsschimpfwort ist, sondern einfach nur ein mir, Jahrgang 1956, im Gedächtnis gebliebenes Wort meines Großvaters in den frühen 1960er-Jahren: ,Useelischer Hund, miseraweler.’ Es hat mich damals als Kind verletzt, aber mein Opa war Jahrgang 1879, hatte entbehrungsreiche Zeiten durchgemacht, zwei Weltkriege erlebt, ich habe zehn Jahre das Zimmer mit ihm geteilt und ihn trotzdem gemocht.“

Debatte im Seniorenzentrum

Mancherorts haben sich Leser zusammengetan und über unsere Aktion debattiert. „Wir, das Senioren-Zentrum Rodalben, finden die Aktion mit den Lieblingsschimpfwörtern eine tolle Idee und dachten, da machen wir mit unseren Bewohnern mit“, schreibt Nadine Rung-Hoffmann vom „Haus Edelberg“. „Wir saßen zusammen, und die Bewohner und Mitarbeiter hatten einen Riesenspaß daran, sich über die eingeworfenen Schimpfwörter zu amüsieren. Danke für diese wundervolle Idee, sie hat uns und den Bewohnern einen Vormittag mit ganz viel Lachen beschert. Am Ende konnten wir uns auf folgende Wörter einigen: Babbtruschel, Krawallschachtel und Tranfunzel.“

Ein Postler plaudert aus dem Briefkästchen

Gerhard Hager aus Alsenbrück-Langmeil bringt ein Wort aus seinem einstigen Berufsalltag zur Geltung: „E alti Schnalzkachel – dieser Ausdruck wurde von einem meiner Ausbildungsbeamten zum Schalterbeamten bei der Deutschen Bundespost benutzt, wenn eine Kundin im Rahmen des Schalterdienstes etwas Ausgefallenes oder Besonderes von ihm wollte (Bedeutung ist mir unbekannt, meine Ausbildung war um 1970).“ Der Vorschlag von Harald Rohn aus Lambsheim hat es in die Top 20 geschafft: „Mein Lieblingsschimpfwort ist de Dummbabbler. Das passt in jeder gepflegten pfälzischen Konversation, wenn man mit dem Inhalt nicht ganz einverstanden ist.“

Die Aktion, Phase 2

Also, liebe Leserinnen und Leser! 281 verschiedene Schimpfwörter – bei 737 Nennungen insgesamt – das war Phase 1. In Phase 2 geht’s nun um die Wurst. 20 Schimpfwörter sind übrig, aus denen sie bis 7. November das allerpfälzischste wählen können. Wir freuen uns auf möglichst viele Zuschriften!

Die Top-20-Liste

1 Hoppschlodel

2 Dummbabbler

3 Retsch

4 Spitzklicker

5 Dollbohrer

6 Dabbschädel

7 Affezibbel

8 Hosseschisser

9 Brunstulp

10 Hanebambel

11 Tranfunzel

12 Babbsack

13 Blunz

14 Griwwelbisser

15 Labbeduddel

16 Dibbelschisser

17 Dummbeitel

18 Heggeschisser

19 Huschdegutsel

20 Muschkatellerschorlesießtrinker

So geht’s:

In Phase 1 haben wir die Leserinnen und Leser aufgerufen, ihre Vorschläge für das allerpfälzischste Pfälzer Schimpfwort einzusenden. Wir haben alle Zuschriften ausgewertet und stellen heute 20 Schimpfwörter zur Endauswahl: die 18 am häufigsten genannten sowie zwei originelle Außenseiter (Schimpfwort 19 und 20). Die Reihenfolge der Wörter 1 bis 18 ist zufällig gewählt und spiegelt nicht den Stimmenanteil in Phase 1 wieder.

In Phase 2 können Sie ab heute aus den Top 20 das allerpfälzischste Pfälzer Schimpfwort wählen. Sie haben dafür fünf Stimmen. Diese können Sie entweder komplett Ihrem Favoriten geben – oder Sie verteilen Ihre Stimmen auf zwei oder mehrere Wörter. Zum Mitmachen können Sie den Stimmzettel aus der gedruckten RHEINPFALZ am SONNTAG an uns senden – oder Sie schicken Ihre Stimmen formlos per Post, Fax oder E-Mail. Nennen Sie uns einfach die Nummer oder die Nummern Ihrer Lieblings-Schimpfwörter und die Anzahl der Stimmen (Beispiel: Schimpfwort 13: 2 Stimmen, Schimpfwort 2, 6 und 20 je eine Stimme).

Unsere Adresse

RHEINPFALZ am SONNTAG, Ostbahnstraße 12, 76829 Landau, Fax: 06341/281-165, E-Mail: ras-aktion@rheinpfalz.de –Einsendeschluss: 7. November

Wir verlosen Preise!

Unter allen Teilnehmern der Phasen 1 und 2 unserer Aktion werden wir Preise verlosen. Zu gewinnen gibt’s zwei Einkaufsgutscheine für Wasgau und Edeka (einer über 100 Euro, einer über 50 Euro), 20 exklusive Badetücher mit der Aufschrift „Uffbasse!“ sowie 20-mal zwei coole „Uffbasse“-Frühstücksbrettchen.

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