Pfalz Herxheimer Hitler-Glocke: Pfarrer will Hinweistafel

Ungliebtes Erbe: Die Glocke der Herxheimer Jakobuskirche, die Adolf Hitler geweiht ist. Foto: dpa
Ungliebtes Erbe: Die Glocke der Herxheimer Jakobuskirche, die Adolf Hitler geweiht ist.

Eine Glocke mit Hakenkreuz und Hitler-Inschrift im Turm der evangelischen Jakobskirche sorgt seit einiger Zeit für Aufregung in Herxheim am Berg. Nun hat sich eine Mehrheit im Gemeinderat des rund 750 Einwohner zählenden Ortes an der Weinstraße dafür ausgesprochen, den Kirchturm für die Öffentlichkeit künftig verschlossen zu halten. Dieser sei im Augenblick ohnehin wegen brütender Vögel gesperrt, erklärte Bürgermeister Ronald Becker. Außerdem sollen künftig Aufnahmen von der Glocke unterbleiben. Beschlüsse dazu gab es in der Sitzung allerdings nicht.

Gutachten abwarten



Außerdem will der Gemeinderat ein Gutachten über die Denkmalwürdigkeit der Glocke abwarten. Dieses Vorgehen hatte das Presbyterium der Herxheimer Kirchengemeinde vorgeschlagen. Erst danach werde entschieden, was die Kommune als Eigentümerin der Glocke unternimmt. Allerdings ist bei der Glockensachverständigen der pfälzischen Landeskirche, Birgit Müller, bisher noch kein Auftrag für ein Gutachten eingegangen –„weder mündlich noch schriftlich“, so Müller am Dienstag auf Nachfrage des Evangelischen Pressediensts (epd).

Die Kirche ist Denkmal - und die Glocke?



Die Jakobskirche selbst ist ein Kulturdenkmal, nicht jedoch ihr Geläut. „Die Glocke taucht in den Akten nicht auf“, sagte Landeskonservatorin Roswitha Kaiser von der zuständigen Behörde, der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Gegenstände, die mit der Kirche verbunden seien, zählten aber in der Regel mit zum Denkmal. Näheres müsste ein Gutachten feststellen. Stünde die Glocke zusammen mit der Kirche unter Denkmalschutz, dürfte sie nicht aus dem Turm genommen werden.

„Ein gewisser Wallfahrtsmoment“



Generell halte sie nichts davon, Erinnerung an den Nationalsozialismus zu tilgen, indem man sich von Gegenständen trenne, sagt Kaiser. Im Falle Herxheims sei das Läuten eine „körperliche Erfahrung“, die an eine grauenhafte Zeit erinnere, „auch wenn es schmerzt“. Dass die Kommune weniger Öffentlichkeit wünscht, kann sie nachvollziehen. Es gebe sicher Zeitgenossen, die hier einen „gewissen Wallfahrtsmoment sehen“. Einen Hinweis auf die Glocke in der Kirche findet sie aber sinnvoll.

Hinweistext in der Kirche



Das sieht Pfarrer Helmut Meinhardt ähnlich. Entgegen der Auffassung von Ratsmitgliedern, die jedwede Form von Öffentlichkeit in Zukunft vermeiden wollen, hat er sich daher entschlossen, in der Kirche einen Hinweistext anzubringen. „Darin wird es um die Geschichte der Kirche und deren Geläut gehen“, sagte Meinhardt. Außerdem wurde die Stellungnahme des Presbyteriums zur Glocke mit dem Hakenkreuz aus dem Jahr 1934 auf der Internetseite der Kirchengemeinde veröffentlicht.

Als Polizeiglocke das große Einschmelzen überlebt



Dass es die Glocke mit der Inschrift „Alles für's Vaterland - Adolf Hitler“ überhaupt noch gibt, ist ungewöhnlich. Normalerweise seien Glocken mit solchen Inschriften nach Ende des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzen worden, erklärte die Glockensachverständige Müller. Wahrscheinlich habe die Glocke so lange überlebt, weil sie als Polizeiglocke genutzt wurde, die bei Gefahren die Bürger warnte.

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