Galerie-Besuche (1): In der Buergyderuijtergallery in Neustadt Wegbereiterin vom Atelier in die Welt

Ingrid Bürgy-de Ruijter in ihrer Galerie mit den flammenden Hähnen der Künstlerin Maria Trezinski aus Speyer.
Ingrid Bürgy-de Ruijter in ihrer Galerie mit den flammenden Hähnen der Künstlerin Maria Trezinski aus Speyer.

Sie hat manche Kollegen kommen und gehen sehen. Sie selbst aber behauptet sich seit 25 Jahren in einem anspruchsvollen Geschäftsfeld, das zudem eher die Metropolen bevorzugt: Ingrid Bürgy-de Ruijter, Galeristin in Neustadt, Mittlerin zwischen der Kunst und Kunden, die sich Kunst in ihren eigenen vier Wänden gönnen wollen.

Außerhalb der Öffnungszeiten, wenn keine Aufsteller den Weg weisen, ist die Bürgyderuijtergallery nicht eben leicht zu finden – hinter einem Rewe-Markt hat die Galeristin ein kühles Loft bezogen in ehemaligen Gewerberäumen. Sie ist mittlerweile auch nicht mehr allein in dem Gebäude. Durch sie darauf aufmerksam geworden, hat die Künstlerin Franziska Wolff ihr Atelier aus Karlsruhe in die Etage über der Galerie verlegt.

Energetische Farbigkeit

Ganz in Schwarz gekleidet, mit einer markanten Brille und dem wachen Blick, der den Augenmenschen verrät, überlässt Ingrid Bürgy-de Ruijter an diesem Tag den Bildern und Objekten in ihren Räumen das Vorrecht auftrumpfender Farbigkeit, und die zeigt sich kraftvoll und kontrastreich. Ein Fingerzeig auf eigene Präferenzen? Ja, energetischen Farbeinsatz schätze sie ganz besonders. Als Galeristin ist die Neustadterin nicht einfach nur Händlerin. Sie hat eine enge Beziehung zu ihrer „Ware“, die ja im vollen Wortsinn „Ansichtssache“ ist, will nur aufnehmen, was ihr auch selbst gefällt.

Dabei fallen unter ihren Künstlerinnen wie beispielsweise Gabriele Basch, Julia Rüther (beide Berlin), der in Norwegen lebenden Daniela Bergschneider oder Ute Bartel (Köln) starke Tendenzen zu freien, abstrakten Formfindungen auf, zu kraftvoll-verspielten Experimenten mit Mustern, Texturen, Stoffen, fantasievollen Raumobjekten, Arbeiten mit Cutouts, Collagen. In der aktuellen Ausstellung prägen Werke der jungen Bad Dürkheimer Künstlerin Valentina Jaffé und digital komponierte Fotografien farbintensiver geometrischer Muster des aus Haifa stammenden Eyal Pinkas das Geschehen in den Räumen. Einblicke in morbide Pflanzenstrukturen und Tierwelten der jungen Speyerer Malerin Maria Trezinski bringen einen weiteren Aspekt ein, der Bürgy-de Ruijter wichtig ist: Naturthemen. Darin weht ihr früherer Wunsch, Biologie zu studieren, noch nach. Weitere in der Pfalz bekannte Künstlerinnen, die sie vertritt, sind etwa Pfalzpreisträgerin Katharina Rumpf oder Natascha Brändli (Burrweiler).

Es geschieht also viel auf den Bildern, die sie in die Räume, Köpfe, Sammlungen ihrer Kunden bringen will. „Es muss mich anspringen“, nennt Ingrid Bürgy-de Ruijter als zentrales Kriterium das intuitive Ergriffensein, das ihre Neugier an einer künstlerischen Handschrift weckt. Dabei ist sie eine Anwältin junger Kunst und stets interessiert an Nachwuchstalenten. Bei den neuen Jungen sei sie am euphorischsten, erzählt sie lebhaft, schätzt deren Professionalität auch im Umgang und in der Art, sich zu präsentieren. Dass die rund 50 schöpferischen Geister, die sie vertritt, weit überwiegend Frauen sind, sei dabei nicht Programm, habe sich so ergeben. Es zeige aber vielleicht, dass Künstlerinnen, aus welchen Gründen auch immer, ihren eigenen visuellen Geschmack eher zu treffen vermögen.

Kunden und Künstler aus weitem Umkreis

Wie wird man Galeristin? Den Königsweg dahin gibt es wohl nicht. Sie selbst hat Kunstgeschichte studiert, danach als Historikerin gearbeitet. Die Einrichtung des Museums für Ortsgeschichte in Mutterstadt, danach des Museums für Weinbau und Stadtgeschichte in Edenkoben, mehrere Ortschroniken: Das waren berufliche Wegmarken, bis Zufälle sie neu fokussierten. Für ihre historische Arbeit auf der Suche nach einem Küfer lernte sie einen der selten gewordenen Vertreter dieses Handwerks kennen, und über ihn dessen Tochter Susanne Wadle, heute weithin bekannt für ihre witzigen, organischen Gebilde, Figuren, Märchenobjekte. Von ihrer Konzeptkunst sei sie sofort geflasht gewesen, blickt Bürgy-de Ruijter zurück auf den damals geweckten Impuls, solche Kunst unter die Menschen bringen zu wollen. Nachdem der Kauf eines Hauses für sie und ihre Familie in Haardt räumliche Möglichkeiten geschaffen hatte, wagte sich Ingrid Bürgy-de Ruijter 1998 in dieses Geschäft, wachsend mit Learning by Doing, wobei Susanne Wadle und ihr Freundeskreis zunächst im Mittelpunkt standen. Regelmäßige Fahrten zu Akademien wie in Karlsruhe, Düsseldorf und Berlin ergaben Kontakte zum arrivierten Kunstnachwuchs. So erweiterten sich die Kreise bald. Künstler und Kunden kommen inzwischen aus weitem Umkreis, auch aus Holland oder Frankreich.

Zwei Umzüge, eine Umbenennung – aus „Up-Art“ wurde „Bürgyderuijtergallery“ – und eine zweijährige Corona-Pause später, residiert Ingrid Bürgy-de Ruijter nun in einem Gewerbebau – ein schroffer Gegensatz zur vorherigen Heimstatt in der noblen Villa Knoeckel im Neustadter Schöntal. Betongraue Kühle schafft nun nüchterne Kontraste zur Bewegtheit, zum vitalen Puls der reichen Ausdruckswelt an den Wänden, auf den Böden, im Raum oder auch im Archiv hinter den Vorhängen – und lässt all das doch umso deutlicher hervortreten.

Info

Buergyderuijtergallery, Martin-Luther-Str. 67, Neustadt, geöffnet: Fr 16-18 , So 15-17 Uhr u. n. Vereinb.; aktuelle Ausstellung: Valentina Jaffé: Malerei, Zeichnung, Keramik; Eyal Pinkas: Post Photography; bis 3.3.

x